Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
Vom Netzwerk:
nirgends zu sehen.
    Danny wusste, dass er mit Mrs Robertson aus dem Haus gegangen war, um ihr bei einigen Besorgungen behilflich zu sein, und es sah nicht so aus, als wären sie schon zu-rück. Dennoch ging Danny nicht zur Tür. In ihrer gegen-wärtigen Stimmung hätte sie keinen höflichen Butler abgegeben.
    Sie war Malory wegen der Vorkommnisse der letzten Nacht nicht böse. So waren Betrunkene eben; im Rausch machten sie schon mal Dummheiten. Doch sie ärgerte sich über sich selbst. Für das, was sie geschehen lassen hatte, gab es keine Entschuldigung. Ihr fielen zahllose Möglichkeiten ein, wie sie sich vor dem Kuss hätte retten können, doch sie hatte sie nicht genutzt, weil sie einfach nicht gewollt hatte. Und genau das machte sie nun fuchsteufelswild. Es besser zu wissen hatte nicht gezählt. Zu wissen, wozu dieser Kuss führen würde, hatte nicht gezählt. Gar nichts hatte gezählt, nur noch die Lust, die Jeremy Malory zu bereiten verstand.
    Auch Claire ließ sich nicht blicken, um die Haustür zu öffnen. Das Hämmern wurde lauter und zeigte unmissverständlich, wie ungeduldig der Besucher wurde.
    Mit einem unwilligen Seufzer riss Danny schließlich die Tür auf und verkündete schnippisch: »Die schlafen alle noch, kommen Sie später wieder.«
    »Wie bitte?«, erwiderte der Mann in einem schnei-denden Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass er gar nicht daran dachte, wieder zu gehen.
    Danny bekam feuchte Hände. Der Hüne auf der Tür-schwelle war wohl der Furcht erregendste Mensch, den sie je gesehen hatte. Er war ein wuchtiger, kräftiger Kerl mit starken Armen und einem außergewöhnlich breiten, muskulösen Brustkorb, aber viel größer als Danny war er nicht, wahrscheinlich knapp unter einem Meter achtzig. Etwa Mitte vierzig, schätzte sie. Und es war un-möglich zu sagen, ob er dem Adel angehörte oder nicht.
    Sein Körperbau sprach dafür, aber seine Kleidung war zu nachlässig: keine Krawatte, ein weißes Batisthemd, das am Hals offen stand, ein schwarzer Rock, beige Hosen und schwarze Reitstiefel. Auch sein blondes Haar war viel zu lang für jemanden, der zur gehobenen Gesellschaft gehörte und Wert auf ein modisches Erscheinungsbild legte. Es fiel ihm in dicken Wellen bis auf die Schultern, wodurch er ein wenig an einen Piraten erinnerte. Seine Miene zeigte allerdings deutlich, dass man sich mit ihm besser nicht anlegte. Man konnte förmlich riechen, dass er gefährlich war; aus diesem Grund war Danny wohl auch plötzlich so nervös. Sie war noch nie jemandem mit einer solchen Ausstrahlung begegnet und zweifelte keine Sekunde daran, dass der Besucher fürchterlich unangenehm, ja grausam werden konnte, wenn er provoziert wurde.
    Danny war versucht, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen und abzuschließen. Das hätte sie vielleicht auch getan, wenn er sich nicht an ihr vorbei in die Eingangshalle gedrängt hätte, wo er mit verschränkten Armen stehen blieb.
    Danny wich ein Stück zurück, da sie gezwungen war, ihn abzuweisen. »Sie schlafen wirklich alle noch. Welchen von ihnen wollten Sie denn sprechen?«
    »Jeremy.«
    »Ich glaube kaum, dass der in nächster Zeit aufstehen wird. Er war gestern Abend sternhagelvoll und schläft jetzt seinen Rausch aus.«
    Eine goldblonde Augenbraue wanderte ziemlich weit in die Höhe. »Was für ein Unsinn. Jeremy sternhagelvoll? Das ist völlig unmöglich. Er ist mit Hochprozentigem entwöhnt worden. Der Junge kann überhaupt nicht zu viel trinken, sage ich dir. Also geh ihn wecken und sag ihm, er soll seinen Arsch herunterbewegen.«
    Danny stürzte die Treppe hinauf, vergaß, ihre Röcke anzuheben, sodass sie stolperte. Sie raffte die Säume hoch und rannte weiter, bis sie außer Sicht war. Sie hatte es nicht so eilig, zu Malory zu gelangen; sie wollte nur weg von diesem Kerl. Erst als sie oben im Korridor erleichtert aufgeatmet hatte, begann sie zu begreifen, was der Mann gesagt hatte.
    Malory konnte überhaupt nicht betrunken werden?
    Das ganze Theater gestern Abend war also nur eine List gewesen, um sie nach oben und ins Bett zu bekommen?
    Der verdammte Mistkerl! Wie hatte er es wagen können, sie so hinters Licht zu führen?
    Sie klopfte gar nicht erst an seine Tür; dazu war sie viel zu wütend. Sie marschierte schnurstracks in das Zimmer, in dem Malory auf dem Bett lag – hellwach und mit stolzer, selbstgefälliger Miene. Ihr unangekündigtes Eintreten überraschte ihn aber doch, und er setzte sich auf. Sein Gesichtsausdruck wurde wachsam, als er den

Weitere Kostenlose Bücher