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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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es ihm gerade passte – er war sozusagen das schwarze Schaf der Familie.
    Mehr als zehn Jahre lang war er von seinen Brüdern verstoßen worden, nachdem er begonnen hatte, sich als Pirat auf hoher See herumzutreiben. Nun war er in den Schoß der Familie zurückgekehrt, doch um gesellschaftliche Gepflogenheiten scherte er sich immer noch nicht.
    James gefiel es, anders zu sein. Selbst wenn es um Namen ging, tanzte er aus der Reihe. Regina wurde von den meisten Familienmitgliedern Reggie genannt, doch James bestand darauf, sie Regan zu rufen, sehr zum Ärger seiner Brüder. Und seine Tochter Jacqueline nannte er Jack, was ihren Onkeln ebenfalls nicht passte.
    »Dann taucht Tony auf und prophezeit mir, dass dein Personal bald das Schiff verlassen wird, weil du mit einer von ihnen ins Bett gehst«, fuhr James fort.
    »Ich dachte, wenigstens er könnte das verstehen«, warf Jeremy ein.
    »Oh, die meiste Zeit war er recht amüsant. Mein Bruder hat sich zu einem leidenschaftlichen Vater gemausert und denkt nun auch wie ein Vater, verstehst du.«
    »Das heißt, er hat vergessen, wie es ist, jung und unge-bunden zu sein?«
    »Ganz genau.«
    »Aber du hast nicht ...«
    »Darüber reden wir später, Bürschchen«, unterbrach James. »Und dann, noch bevor Tony fertig ist, kommt Regan herein, das liebe Kätzchen, und bringt ein weiteres Thema zur Sprache, nämlich besagte Lady Bascomb.
    Noch ein Grund mehr für Tony, sich Sorgen zu machen.«
    »Verflixt, wie hat sie von der kleinen Göre Wind bekommen? Ich habe nur Drew und Percy davon erzählt –
    ach, natürlich. Percy und seine elende große Klappe.«
    »Übrigens verbreitet die kleine Bascomb selbst das Gerücht, dass sie dich noch vor Ende des Jahres heiraten wird. Aber wie der Zufall es will, hat Regan gehört, wie sie zu einer Freundin sagte, sie würde dich auf jeden Fall kriegen – so oder so.«
    »So oder so?« Jeremy runzelte die Stirn. »Was soll das denn schon wieder heißen?«
    »Genau das, was du denkst. Es gibt eben in jedem Haufen ein paar faule Äpfel, die lügen und alle Tricks anwen-den, um zu bekommen, was sie wollen. Bist du denn hinter der Dame her?«
    »Sie ist eine Debütantin in ihrer ersten Saison. Die meide ich wie der Teufel das Weihwasser.«
    »Das dachte ich mir. Ich rate dir also, dich von ihr fern zu halten, ziemlich fern, obwohl vielleicht selbst das nichts nützt. Man wird ebenso leicht wegen falscher Ge-rüchte verurteilt wie wegen der Wahrheit.«
    »Ich könnte mich eine Weile aus dem gesellschaftlichen Leben zurückziehen, bis sie ein Auge auf einen anderen geworfen hat. Die heiratswütigen jungen Damen sind nicht gerade für ihre Geduld bekannt; sie scheinen zu glauben, sie müssten in ihrer ersten Saison sofort einen Ehemann finden. Daher bleibt ihnen meist kaum Zeit, ihren Charme spielen zu lassen. Und nun da George wieder in der Stadt ist, kann sie sich an meiner Stelle darum kümmern, ihren Bruder zu den schicken Gesellschaften zu schleifen, zu denen die Debütantinnen in Scharen strömen.«
    »Halt den Schnabel, Bürschchen. Das würde bedeuten, dass ich ebenfalls dorthin geschleppt werde.«
    Jeremy lachte. Wenn es eine Sache gab, die sein Vater mehr als alles andere verabscheute, war es Londons gesellschaftlicher Trubel. »Glücklicherweise stimmen Drew und ich eher überein, wenn es darum geht, wo wir uns am liebsten amüsieren: Dort, wo man auf jeden Fall ein Mädchen für die Nacht bekommt. Er wird sich, wie immer, bei George entschuldigen, um nicht mitgehen zu müssen.«
    »Allerdings erst, wenn sie ein paar Mal ihren Willen bekommen hat. Das schafft meine liebe Frau immer.
    Aber keine Sorge, ich habe schon meine Ausreden parat, um mich meiner Frau und meinem Schwager nicht anschließen zu müssen. Und jetzt ...« Die anschließende Pause war so lang, dass Jeremy innerlich aufstöhnte, denn er wusste, was nun folgte. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, dich mitten ins Herz der übelsten, verrufens-ten Gegend von London zu begeben?«
    »Das habe ich gar nicht«, beeilte Jeremy sich zu versichern. »Ich war nur am Rand, und ich hatte einen sehr guten Grund dafür.« Rasch erklärte er, was für ein Problem Percy gehabt und welche Lösung er, Jeremy, dafür ausgewählt hatte.
    Als er fertig war, grinste James. »Ihr habt die Dinger zurückgestohlen, ja? Ich glaube, darauf wäre ich nicht gekommen.«
    »Nein, du hättest Heddings für ein, zwei Runden in den Ring gebeten.«
    James zuckte die Achseln. »Das wirkt eben Wunder.

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