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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 07. Zaertlicher Raeuber
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wahrscheinlich, dazu in der Lage zu sein.
    Mit einem Blick über die Schulter sah Jeremy, dass Percy doch noch einen Verwendungszweck für das Bettlaken gefunden hatte: Er hatte es in Streifen gerissen, die er in die Höhe hielt. »Die sind ausgezeichnet; bring sie her«, sagte Jeremy.
    An dieser Stelle hätte er Percy das Kommando übergeben sollen, doch das tat er nicht. Stattdessen versuchte er, das Mädchen nicht mehr als unbedingt nötig anzufassen. Er gab sich wirklich Mühe, doch er liebte nun einmal die Frauen; dagegen konnte er nichts machen. Mit einer Hand hielt er beide Hände der Kleinen fest, während er einen Stoffstreifen um ihre Handgelenke wickelte. Ihre Hände waren warm und vor Angst ganz feucht. Sie konnte ja nicht wissen, dass sie ihr nichts tun wollten; ihre Furcht war also verständlich. Jeremy hätte sie beruhigen können, aber Percy hatte Recht: Sie mussten verschwinden, bevor der nächste Dieb auftauchte; daher mussten die Erklärungen noch warten.
    Als Nächstes folgte der Knebel. Jeremy störte es nicht im Geringsten, dass er sich dicht über die Kleine beugen musste, um ihn in ihrem Nacken zu befestigen. Vermutlich hätte er ihr eher die Hände auf den Rücken binden sollen, doch er brachte es nicht übers Herz, es ihr unbe-quemer zu machen als nötig. Dass sie ihm die Faust in die Magengrube rammte, als er sich über sie beugte, hatte er nicht erwartet, doch selbst das ärgerte ihn nicht besonders, da sie aus ihrer Position heraus nicht fest zuschlagen konnte.
    Ihren Beinen traute er dagegen überhaupt nicht.
    Wenn er in die Hocke gegangen wäre, um ihre Knöchel zu fesseln, hätte sie ihn mit Leichtigkeit umstoßen können, sodass er auf dem Allerwertesten gelandet wäre. Daher zog er es vor, sich auf die Armlehne des Sessels zu setzen und beide Beine der Kleinen auf seinen Schoß zu ziehen. Trotz des Knebels protestierte sie kurz, verhielt sich dann jedoch wieder ganz still. Sie trug lange Hosen und Socken, sodass Jeremy keine nackte Haut berühren konnte. Allein ihre Beine auf seinem Schoß hatten allerdings schon wieder eine ungebührlich starke Wirkung auf ihn. Als er fertig war, schaute er die Kleine mit einem Glühen in den Augen an, und sie hätte zweifellos gemerkt, dass er ihr Spiel durchschaute – wenn sie seinen Blick denn aufgefangen hätte. Doch sie sah Jeremy nicht an. Stattdessen versuchte sie, ihre Hände von den Fesseln zu befreien, was ihr auch schon fast gelungen war.
    Erneut legte Jeremy eine Hand auf ihre und sagte:
    »Nicht. Sonst wird dich nicht mein Freund hier heraus-schleppen, sondern ich.«
    »Was? Warum denn ich?«, beschwerte sich Percy. »Du bist viel stärker als ich; das gebe ich gern zu. Vor allem, da es so offensichtlich ist.«
    So gern Jeremy die Kleine auch getragen hätte, er musste jetzt vernünftig sein. »Nein, du machst das. Einer von uns muss sich vergewissern, dass keiner irgendwelche Einwände dagegen hat, dass wir mit diesem Burschen abhauen. Das könntest du zwar auch, alter Knabe, aber ich bezweifle, dass du so viel Freude daran hättest wie ich.«
    »Einwände?«, fragte Percy voller Unbehagen.
    »Tja, wir spazieren nicht gerade Arm in Arm hier heraus, wir drei.«
    Jetzt begriff Percy und beeilte sich zu sagen: »Ganz Recht. Weiß auch nicht, was ich gerade gedacht habe.
    Im Schädeleinschlagen bist du viel besser.«
    Jeremy musste sich das Lachen verbeißen – Percy hatte bestimmt noch nie im Leben jemandem den Schä-
    del eingeschlagen.
    Auf großen Widerstand stießen sie nicht. Unten in der Schänke war nur noch der Wirt, ein riesiger, hässlicher Geselle, der so bedrohlich wirkte, dass es den meisten Menschen wahrscheinlich schon mulmig wurde, wenn er nur in ihre Richtung schaute.
    »He ihr, mit dem Gepäck da reist ihr mir nicht ab«, grollte er.
    »Das ›Gepäck‹ hat versucht, uns auszurauben«, erklärte Jeremy, der sich zunächst bemühte, das Ganze friedlich zu regeln.
    »So? Dann legt ihn um oder lasst ihn laufen. Aber zu den Wachen bringt ihr ihn nicht. Fehlt gerade noch, dass die mir hier rumschnüffeln.«
    Jeremy machte noch einen letzten Versuch. »Wir haben keineswegs die Absicht, wegen dieser Angelegenheit die Ordnungshüter aufzusuchen, mein lieber Freund.
    Und dieses Gepäck ist morgen früh zurück, ohne einen Kratzer.«
    Der Hüne machte Anstalten, sich um den Tresen he-rumzuschleppen, um ihnen den Ausgang zu versperren.
    »Hier bei uns gibt’s ein paar Regeln, Chef. Was hier ist, bleibt auch hier, wenn Sie

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