Malory
Gedanken gekommen, dass Babys eine ganz natürliche Folge waren, wenn sie sich weiter in Drews Bett verlustierte? Weil sie nicht ein einziges Mal so weit vorausgedacht hatte. Hätte sie, abgesehen davon, überhaupt einmal innegehalten, um über ihr Tun nachzudenken, wäre es, wie sie verdammt gut wusste, mit allem vorbei gewesen.
Seit ihrem Waffenstillstand hatte sie jede Nacht mit Drew geschlafen. Sie hatte nicht um Erlaubnis gefragt und er hatte sie nicht eingeladen. Sie war einfach, ohne nachzudenken, jeden Abend in sein Bett geschlüpft, als ob sie dorthin gehörte.
Und in jeder einzelnen Nacht hatten sie sich geliebt. Das wollte sie sich durch zu viel Grübelei nicht verderben. Die Reise war bald zu Ende, es war nur noch eine Frage von Tagen. Sie steuerten bereits durch karibische Gewässer. Verlangte sie zu viel, wenn sie – ungestört von der Wirklichkeit – ein klein wenig Sinneslust suchte?
Aber ein Baby? Du meine Güte, daran hätte sie wirklich denken müssen. Insgeheim sah sie sich schon mit einem kleinen Drew auf dem Arm. Es würde das schönste Baby der Welt werden, überlegte sie, während ihr Herz einen Schlag aussetzte. Das Kind war noch nicht geboren, höchstwahrscheinlich nicht einmal gezeugt, und sie liebte es bereits! Was zum Teufel war mit ihr los?
»Der Mond ist schön, nicht?«
Erschrocken über Drews plötzliches Auftauchen zuckte Gabrielle zusammen. Margery murmelte etwas davon, dass sie ins Bett gehen wolle, und ließ die beiden allein. Kaum war sie fort, legte Drew seinen Arm um Gabrielles Taille und zog sie an sich.
Es war das erste Mal, dass er »öffentlich« seine Zuneigung zeigte. Bislang war das erst ein einziges Mal vorgekommen, als er sie vor versammelter Mannschaft auf dem Unterdeck ge-küsst hatte. Nicht, dass es ihnen an Gelegenheiten mangelte, denn Gabrielle verbrachte nahezu jeden Tag mit ihm auf dem Achterdeck. Drew hatte sie sogar eine Zeit lang ans Steuer gelassen, nachdem sie ihn davon überzeugt hatte, dass sie damit umzugehen wusste.
Doch wenn er dort oben stand, war er ganz der Kapitän und befehligte sein Schiff. Abgesehen davon hatte er ihr eines Nachts erzählt, er wolle nicht, dass seine Männer sich zu früh nach einem Hafen sehnten. Sie würden nachlässig werden, wenn sie das Ende einer Reise nicht abwarten konnten, weil sie nur an Frauen dächten. Das hatte Gabrielle eingeleuchtet.
»So einen schönen Mond habe ich schon lange nicht mehr gesehen. In St. Kitts steht oft ein richtig großer Mond am Horizont, rund und voll. Und wunderbare Sonnenuntergänge haben wir dort auch, direkt an unserem Strand.«
»Du hast am Strand gewohnt?«
Gabrielle nickte. »Papa hat ein kleines Haus an der Küste, nicht weit weg von der Stadt.«
»Das hört sich schon fast zu perfekt an. Ich bin überrascht, dass du da weg wolltest.«
»Wollte ich ja nicht«, erwiderte Gabrielle und verstummte.
Drew merkte anscheinend, dass sie nicht weiter über das Thema reden wollte, denn er hakte nicht nach, sondern sagte:
»Ich würde gern einmal mit dir über den Strand laufen, egal wo, Hauptsache das Wetter ist schön.«
Erinnerte er sich an ihre romantischen Träumereien, von denen sie ihm einmal erzählt hatte? »Strandläufe bei kühlem Wetter sind auch nicht schlecht«, bemerkte sie. »Das habe ich früher in England gemacht, als ich noch klein war.«
»Schon möglich, aber dann kann ich nicht nackt mit dir im Wasser schwimmen, und ich bezweifle ernsthaft, dass es an der englischen Küste kristallklare Buchten mit Korallenriffen gibt, die man erkunden könnte.«
Er erinnerte sich tatsächlich! Lächelnd sah sie zu ihm auf.
»Wahrscheinlich hast du recht, auch wenn ich es nicht wissen kann. Ich habe erst schwimmen gelernt, nachdem ich zu meinem Vater in die Karibik gezogen war. Er hat es mir beigebracht.«
Drews Finger strichen sanft über ihre Wange. »Du machst mich eifersüchtig. Ich glaube, das hätte ich dich gern selbst gelehrt.«
Wenn Drews Stimme nicht so heiser geworden wäre, hätte Gabrielle sicher gelacht. So hielt sie die Luft an und bekämpfte den Drang, sich ihm zuzuwenden und ihn zu küssen. Doch sie konnte seine Finger in ihrem Haar spüren. Es fiel ihr im Moment lose um die Schultern, denn sie hatte das Haarband verloren. Er berührte sie so häufig! Die Hälfte der Zeit schien es ihm nicht einmal bewusst zu sein. Offenbar konnte er einfach nicht die Finger von ihr lassen.
Um ihre Gedanken in eine andere Bahn zu lenken, fragte sie: »Hast du noch
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