Malory
verschmähten Freiers, der auf Rache sinnt«, erwiderte Georgina. »Ganz einfach.«
»Du meinst, sie hat Drew abgewiesen und er wollte sie mit dieser Bemerkung anschwärzen?«
»Nun, mein Bruder hat die Gerüchteküche angeheizt. Daher wäre es mir höchst peinlich, wenn ihr Ruf ruiniert wäre.«
»Halt«, befahl er. »Es könnte doch sein, dass er provoziert worden ist.«
Georgina starrte James ungläubig an. »Du verteidigst Drew?«
»Hüte deine Zunge, George. Das würde ich nie tun. Aber ist dir nicht aufgefallen, wie es zwischen den beiden knister-te?« »Natürlich. Zuerst schienen sie sich überhaupt nicht leiden zu können, doch das hat sich ziemlich schnell geändert. Ich war sogar so besorgt, dass ich versucht habe, Gabrielle vor Drew zu warnen.«
»Hast du ihn auch vor ihr gewarnt?«
Georgina blinzelte. »Natürlich nicht. Du weißt doch, wie er ist. Fest entschlossen, nie zu heiraten, schlimmer noch, als du früher. Also wusste er ganz genau, dass Gabrielle für ihn ta-bu war.«
»Und genau das, meine Liebe, war vielleicht das Problem.
Sie ist ein sehr hübsches Mädchen. Falls sie hinter ihm her war, könnte er sich durchaus gereizt gefühlt haben oder wurde auch zu sehr in Versuchung geführt.«
Georgina runzelte die Stirn. »Nun, ich werde jedenfalls Reggie eine Nachricht schicken, um herauszufinden, ob tatsächlich ein Gerücht kursiert. Sie kennt immer den neuesten Klatsch, daher müsste sie auf dem Laufenden sein. Aber trotzdem, laut Artie ist Gabrielle gestern nur einmal kurz wegge-wesen, mit einem der Männer, die sie nach London begleitet haben. Und so wie er sagt, hatte sie nur einen weiteren Besucher, einen jungen Mann, den er für einen ihrer Verehrer hielt.
Doch wenn es so ist, wie du sagst, und der Betroffene der Letzte ist, der von den Gerüchten über sich erfährt, hätte sie ebenfalls von nichts gewusst, oder?«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen. Alles passt verdammt gut zusammen und es würde erklären, warum sie Drew nicht um Hilfe gebeten hat.«
»Falls sie auf seinem Schiff ist, meinst du.«
»Das spielt keine Rolle, meine Liebe. Ob sie nun zu den Seeräubern gehört oder sich in ihrer Gewalt befindet oder sich versteckt, wie du zunächst angenommen hast, ich werde noch heute eine Crew zusammenstellen. Also mach dir keine Sorgen mehr um deinen Bruder. Wer dieses Chaos auch angerichtet hat, ich werde ihn in Stücke reißen. Darauf kannst du dich verlassen.«
Kapitel 25
Gabrielle hatte sich nun schon so lange von der Kapitänskabine ferngehalten, dass es gut möglich war, dass ihr unbewachter Gefangener während ihrer Abwesenheit in der Lage gewesen war, sich zu befreien. Daher nahm sie zur Sicherheit Bixley mit und schickte ihn zuerst ins Zimmer. Doch Gabrielle machte sich nichts vor. Sie wusste, dass die Eile, mit der sie zu-rückkehrte, nicht nur auf ihre Sorge zurückzuführen war, dass Drew in der Zwischenzeit geflüchtet sein könnte.
Sie traf den Kapitän in der gleichen Position an, in der sie ihn zurückgelassen hatte, trotzdem umkreiste sie seinen Stuhl in sicherem Abstand, um sich zu vergewissern, dass die Fesseln noch um seine Handgelenke lagen. Erst dann entließ sie Bixley. Drew hatte noch kein Wort gesagt, er folgte ihr nur mit seinen beunruhigenden dunklen Augen, bis sie sich hinter ihn stellte. Sicher kochte er noch vor Wut und Gabrielle zweifelte nicht daran, dass er sie den Behörden übergeben würde, falls er die Gelegenheit dazu bekam. Doch dazu musste er sie erst einmal finden, und war das nicht ziemlich unwahrscheinlich?
Ihren Wohnort in der Karibik kannte er nicht, und dass sie noch einmal nach England zurückkehrte, war unter den gege-benen Umständen sehr zu bezweifeln. Dafür hatte er selbst gesorgt.
Natürlich bestand die Möglichkeit, dass er so wütend dar-
über war, sein Schiff – wenn auch nur vorübergehend – an sie verloren zu haben, dass er sie einfach selbst jagte. Zudem war er wohl auch zornig, weil er geglaubt hatte, sie würden ihn umbringen. Vielleicht durchbohrte er sie deshalb mit Blicken.
Wenn sie richtig darüber nachdachte, hatte er direkt im An-schluss an die Vermutung, bald über Bord geworfen zu werden, gefragt, ob er vorher noch vergewaltigt werden würde.
Bei dieser Vorstellung wurde Gabrielle erneut rot, doch wenigstens stand sie hinter Drew, sodass er es nicht sehen konnte. Er ahnte allerdings, warum sie zurückgekehrt war, und fragte seufzend: »Hast du wirklich geglaubt, ich würde es noch einmal
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