Malory
versichern: Ich werde euch alle dafür jagen lassen oder ich werde es selbst tun. Versteht du jetzt, warum es eine gute Idee wäre, mich auf der Stelle freizulassen?«
»Tut mir leid, das zu hören«, entgegnete Gabrielle und seufzte noch, um die Wirkung ihrer Worte zu unterstreichen.
»Ich hätte es lieber gesehen, wenn du einsichtig gewesen wärst, nachdem du gemerkt hast, dass ich dir die Wahrheit sa-ge: dass du nämlich dein Schiff zurückbekommen wirst. Da nichts Schlimmes passiert ist, könntest du doch einfach fröhlich deiner Wege gehen, wenn alles vorbei ist.«
»Nichts Schlimmes?«, fragte Drew ungläubig. »Du hast mir immerhin ein Loch in den Kopf gehauen.«
Gabrielle schnalzte abwehrend mit der Zunge. »Habe ich nicht.«
»Es fühlt sich aber so an«, widersprach er. »Schau doch noch mal nach.«
Seine Absicht war derart offensichtlich, dass Gabrielle lachen musste. »So dumm bin ich«, beschied sie ihn. »Außerdem ist es nur eine Platzwunde. Sie hat kaum geblutet und man sieht auch fast nichts mehr.«
Er lüpfte eine Braue. »Du hast mich berührt?«
»Nur sehr oberflächlich. Hast du es gar nicht gespürt?«
»Nein, du lügst. Was hast du noch getan, als ich nicht bei Bewusstsein war?«
»Du meinst, während du deine neuen Fesseln ausprobiert hast? Ich habe gar nichts gemacht! Wirklich, ich ...«
»Aber das hättest du gern, nicht wahr?«, unterbrach er sie, mit einem Grinsen, das man nur als wissend beschreiben konnte. »Na los, Schätzchen, gib’s schon zu. Du weißt, dass du mich vernaschen möchtest, und du hast dafür gesorgt, dass ich dich nicht aufhalten kann, selbst wenn ich es wollte. Also, worauf wartest du?«
»Hör auf, so ...«
»Setz dich einfach auf meinen Schoß und ich verschaffe dir den besten Ritt deines Lebens.«
Gabrielle sprang auf die Füße, doch es war schon zu spät.
Die Worte mochten grob gewesen sein, das Bild hatte sich ihr aber bereits eingebrannt. Sie konnte ihn berühren, einfach so.
Er hatte ihr sogar seine Erlaubnis gegeben. Und er schmeckte so gut, geradezu unwiderstehlich. Sie könnte sogar tun, was er ihr vorschlug ..
»Schluss damit!«, stieß sie hervor, ohne zu wissen, ob sie es zu Drew oder zu sich selbst sagte. Dann setzte sie mit finsterem Blick hinzu: »Oder ich ziehe dir wieder die Pistole über den Schädel.«
Drew tat, als sei er schwer angeschlagen. »Ist das eine Art, mit einem verletzten Mann umzugehen?«
Gabrielle stürzte zur Tür, ohne Drew einer Antwort zu würdigen. Sie musste sich von ihm fernhalten, bis sie dieses Bild, wie sie rittlings auf seinem Schoß saß, aus dem Kopf verbannt hatte.
Kapitel 24
»Was, glaubst du, haben Piraten hier in England zu suchen?«, fragte Georgina James.
Sie versuchte, ihre Besorgnis zu verbergen, hatte jedoch keinen großen Erfolg damit, da James ihr bestürztes Gesicht gesehen hatte, als Drews Matrose ihnen seine Geschichte er-zählt hatte. Dem Mann war es gelungen, sich unbemerkt über die Reling gleiten zu lassen, als die Triton sich noch im Ärmel-kanal befunden hatte. Wieder an Land war er schnurstracks zum Berkeley Square geeilt, um ihnen die Nachricht zu überbringen, dass Drew sein Schiff an Piraten verloren habe, die darüber gesprochen hätten, eine kleine Insel östlich von St.
Kitts anzulaufen.
»Spielt das irgendeine Rolle? Piraten, Diebe, egal, was sie sind, was zählt ist, dass sie das Schiff deines Bruders in ihre Gewalt bekommen haben.« Und dann murmelte James: »Mit der Maiden Anne wäre das verdammt noch mal nicht passiert.«
Georgina gab vor, nichts gehört zu haben. Die Maiden Anne war James’ Schiff gewesen und er hatte selbst viele Jahre als Gentleman-Pirat die Meere durchstreift, wobei er nicht nur einige Schiffe ihrer Familie, sondern auch ihr Herz erobert hatte, während sie als »Kabinenjunge« mit ihm unterwegs gewesen war.
Seinem Tonfall war zu entnehmen, dass er zornig war. Das wunderte Georgina nicht. James konnte es nicht ertragen, wenn irgendetwas sie betrübte, und für gewöhnlich wollte er jeden, dem er die Schuld daran gab, umbringen. In diesem Fall konnte er jedoch nichts machen und das erzürnte ihn nur noch mehr. Obwohl das niemandem, der ihn nicht gut kannte, aufgefallen wäre. Es war nicht seine Art zu schreien oder zu to-ben oder Gefühle zu zeigen. Oh nein, in dieser Hinsicht war James Malory einzigartig. Es gab keine Vorwarnung für dieje-nigen, die er sich als Opfer ausgesucht hatte.
»Wenigstens ist Boyd hier«, sagte Georgina. »Er wird
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