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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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Gabrielle in die Kabine zurückgekehrt war, hatte sie einen Imbiss bestellt. Sie hoffte, man würde ihr zuerst die Ketten bringen, damit der Kapitän selbst essen konnte. Sie sollte allerdings langsam damit anfangen, sich mehr wie ein gefühlloser Pirat aufzuführen. Daher war es gar keine so schlechte Idee, sich vor seinen Augen satt zu essen und ihn dabei hungern zu lassen.
    Und was diese Bemerkung über ihr Bett anbelangte, falls er nicht versucht hatte, sie in Verlegenheit zu bringen, waren noch mehr Sprüche dieser Art zu erwarten. Sie wollte jedoch lieber keine Anzüglichkeiten mehr hören, die ihre Fantasie in ungewollte Bahnen lenkten. Er sollte sie begehren, nicht andersherum. Allerdings fiel ihr nur ein Weg ein, wie sie seinen ständigen Anspielungen endgültig einen Riegel vorschieben konnte: Er musste glauben, sie sei schon in festen Händen.
    Vielleicht kam das sogar ihrem Plan zugute, schließlich lag es in der menschlichen Natur, das zu begehren, was man nicht haben konnte.
    Kaum war ihr diese Idee gekommen, kam Richard herein, in der Hand eine lange Kette, deren Ende er im Kreis herum-wirbelte. Den größten Teil hatte er sich um den Hals geschlungen. Es sah fast so aus, als befände sich eine Fußfessel an dem Ende, das auf Taillenhöhe baumelte.
    »Hattest du an so etwas gedacht, Käpt’n? Im Frachtraum waren zwei davon. Ich habe alle meine Überredungskünste eingesetzt, um einen Mann aus der gefangenen Mannschaft dazu zu bringen, sie zu mir hochzuwerfen. Ich habe ihnen gesagt, sie seien für einen Engländer«, kicherte er. »Diese Amerikaner sind derart nachtragend, dass sie nicht einmal gefragt haben, für wen genau.«
    »Der Krieg ist doch schon einige Jahre vorbei«, warf Gabrielle ein.
    »Ist doch egal, Hauptsache ich habe die Ketten bekommen.
    Die andere würde ich für den ersten Offizier nehmen, aber kräftig, wie er ist, bezweifle ich, dass einer von uns sich nah genug an ihn herantraut, um den Versuch zu wagen, sie ihm an-zulegen. Wenigstens ist der hier schon ruhiggestellt.«
    Damit meinte er Drew, der Richard, seit er eingetreten war, mit schmalen Augen musterte. Sofort erkannte Gabrielle, dass ihr Freund sich wunderbar eignete, bei Drew den gewünschten Effekt zu erzielen.
    Sie ging auf Richard zu, tätschelte ihm zärtlich die Wange und sagte mit leiser verführerischer Stimme: »Danke für die Kette, chérie.« Dann küsste sie ihn – hoffend, dass es sehr verliebt aussah – direkt auf den Mund.
    Doch sie hätte ihren spontan gefassten Plan besser mit Richard abgesprochen, denn ohne vorgewarnt zu sein, fühlte er sich derart überrumpelt, dass er sie unwillkürlich von sich stieß. Leider hatte er sie so kräftig geschubst, dass Gabrielle, ebenfalls völlig verblüfft, auf ihrem Hintern landete.
    Richard war zu sehr damit beschäftigt, sich mit der Ärmel-rückseite den Mund abzuwischen, um ihre neue Position zu bemerken. Er fragte empört: »Was zum Teufel tust du da, Gabby?«
    »Ich sitze auf dem Boden, verdammt!«
    »Oh«, sagte Richard, als er auf sie herunterschaute, und dann noch einmal, »Oh!«, während er ihr seine Hand reichte.
    »Tut mir leid.«
    Gabrielle schlug seine Hand beiseite, rappelte sich auf und wischte ihren Rock ab. Drew war höchst amüsiert. Die Frage, warum sie Richard geküsst hatte, erübrigte sich für ihn offenbar. Da Richard ihr kein bisschen entgegengekommen war, konnte er sich alles leicht selbst zusammenreimen.
    »Sollen wir das noch mal versuchen, chérie?«, fragte Richard.
    »Nicht in diesem Leben«, schnaubte Gabrielle. »Und sag nicht chérie zu mir, du Trottel.«
    Richard kicherte. Drew lachte noch lauter. Am liebsten hätte Gabrielle beiden etwas an den Kopf geworfen, doch fast alles in der Kabine war festgeschraubt. Kein Nippes, nichts stand herum, außer ein paar großen Reisekoffern, direkt neben ihren eigenen, also hatte der Kapitän wohl auch noch nicht ausgepackt.
    Mit spitzem Finger deutete sie zur Tür und sagte zu ihrem Freund: »Geh, sonst setzte ich dich auch auf die lange Liste von Leuten, die heute noch ausgepeitscht werden.«
    Doch als sie sah, dass Richard die Tür öffnete und die Kette mitnahm, rief sie ihn zurück. »Du könntest mich gnädig stimmen, indem du vor deinem Abgang noch dafür sorgst, dass der Kapitän an diese Kette gelegt wird. Und pass auf, dass sie auch hält, verdammt.«
    Richard zuckte zusammen. »Kann ich das je wieder gutmachen?«
    Statt einer Antwort starrte Gabrielle ihn nur mit zusammengekniffenen

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