Malory
glauben.«
Drew reagierte nicht. Er blieb sogar eine Weile ruhig, was Gabrielle dazu ermutigte, es noch einmal mit dem Einschlafen zu versuchen.
Doch dann hörte sie ihn im Dunkeln sagen: »Ich werde einen Nachttopf brauchen, Weib, oder willst du, dass ich mich auf den Boden erleichtere?«
Gabrielle riss die Augen auf und ihre Wangen färbten sich rot. Sie schoss aus der Koje und suchte hastig nach einem Streichholz, um die Hängelampe anzuzünden, die sie kurz zuvor gelöscht hatte. Drew saß an derselben Stelle, an der er gewesen war, als sie sich in seine Koje gelegt hatte. Er konnte es wohl nicht ertragen, dass sie dort schlief, während er mit einer Kette am Fuß in der Ecke hockte. Sie entdeckte den Nachttopf, stellte ihn auf den Boden und schob ihn mit dem Fuß in seinen Teil des Zimmers. Dann ging sie zu einem seiner Koffer und wühlte darin herum.
»Was machst du da?«
Gabrielle achtete gar nicht auf Drews beleidigten Ton. Sicher passte es ihm nicht, dass sie in seinen Koffern kramte.
»Ich suche etwas, das du dir unter deine Fessel schieben kannst«, erwiderte sie schnippisch. »In meinen Koffern würde ich sicher nichts Passendes finden, es sei denn, ich zerschneide meine Sachen, und das habe ich bestimmt nicht vor.«
»Du hast mich also gehört?«
»Selbstverständlich.«
»Ich nehme an, das heißt, du möchtest nicht, dass ich eine Blutvergiftung bekomme.«
Gabrielle schnaubte und warf ihm zwei Strümpfe zu, die sie gefunden hatte. »Ich würde sie zusammenfalten und unter das Eisen schieben, anstatt sie anzuziehen. Also, wenn du nichts dagegen hast, hätte ich jetzt gern etwas Ruhe, damit ich einschlafen kann.«
»Wenn du Ruhe suchst, hättest du eine andere Kajüte nehmen müssen.«
»Ich könnte auch dich an Deck schaffen lassen«, drohte sie ihm.
Daraufhin hielt Drew den Mund.
Kapitel 27
Das verdammte Weibsbild hätte mir wenigstens etwas Bettzeug zuwerfen können, dachte Drew vor Wut schäumend, während er auf dem harten Holzboden seiner Kabine saß.
Draußen regnete es – es schüttete sogar – und durch den unteren Türschlitz drang ein kalter Luftzug in den Raum. Ge-wöhnlich fand Drew das Geräusch von Regen beruhigend. Er mochte es sogar, im Sturm das Ruder seines Schiffes zu übernehmen. Den Urgewalten ausgesetzt zu sein, reizte all seine Sinne. Doch die Gelegenheit würde er heute nicht bekommen.
Er konnte nicht schlafen. Er hatte den Kopf an die Wand gelehnt und es versucht. Es wäre nicht das erste Mal, dass er unbequem oder gar sitzend schlief. Doch in dieser Situation wollte es ihm einfach nicht gelingen, nicht wenn eine wunderschöne Frau nur wenige Meter von ihm entfernt in einem weichen Bett schlummerte.
Doch das war nur einer der Gründe, warum Drew keinen Schlaf finden konnte. Die Gefühle, die in ihm rumorten, waren ein weit größeres Hindernis. Er konnte sich nicht erinnern, jemals derart wütend gewesen zu sein, und es fiel ihm schwer, damit umzugehen. Andererseits war ihm auch noch nie das Schiff gestohlen worden.
Er konnte einfach nicht glauben, dass Gabby ihm das antat.
Sie sei zu zornig gewesen, um ihn einfach um die Passage zu bitten? Er war zu seinen üblichen Handelsrouten unterwegs gewesen und hätte leicht dazu überredet werden können, Gabrielle Brooks mitzunehmen. Nun ja, vielleicht nicht ganz so leicht. Schließlich hatte er ihretwegen beschlossen, einige Tage früher abzureisen als ursprünglich geplant. Er hatte so weit wie möglich vor ihr fliehen wollen, weil sie eine zu große Versuchung für ihn darstellte.
Im Laufe der letzten Woche war diese Versuchung immer stärker geworden. Sobald Gabrielle aufgehört hatte, sich mit ihm zu kabbeln, hatte er angefangen, sich vorzustellen, wie hübsch sie sich in seiner Koje machen würde. Am Ende hatte er sie so sehr begehrt, dass er alle Vorsicht in den Wind geschlagen und tatsächlich versucht hatte, sie dazu zu bewegen, in sein Zimmer zu kommen. Das war natürlich dumm gewesen. Danach hatte er sich nur noch mehr nach ihr verzehrt.
Und anstatt zu ihm zu gekommen, hatte sie ihre Männerjagd einfach fortgesetzt. Das war wahrscheinlich der Grund, warum er sich in den letzten zwei Nächten im Hafen betrunken hatte und so dumm gewesen war, zu diesem Ball zu gehen und zu versuchen, ihre Suche nach einem Ehemann zu hintertrei-ben. Sie dann auch noch auf diesem Ball mit Wilbur zu sehen, dem Bewerber, den sie zu favorisieren schien .. es überraschte ihn nicht, dass er sie, wie sie behauptete, in
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