Malory
Schoß fällt, stoß sie nicht von dir. Halt sie fest und laß nicht los, denn dann brauchst du später nicht danach zu suchen.«
Er hatte ihr auch andere Ratschläge erteilt. »Ein Weiberheld
kann
einen
großartigen
Ehemann
abgeben,
wenn ein hübsches Mädchen sein Herz erobert - nicht sein Auge, verstehst du, sondern sein Herz. Er hat sich die Hörner abgestoßen, er hat sozusagen das ganze Feld abgegrast, und deshalb kann er sich als Ehemann beruhigt auf eine einzige Frau beschränken.«
»Man sagt aber auch: ›Einmal ein Weiberheld, immer ein Weiberheld‹«, hatte Roslynn ihm widersprochen.
»Wer sagt das? Das trifft nur zu, wenn das Herz nicht beteiligt ist. Wenn du sein Herz gewinnst, Mädelchen, wirst du mit einem Schwerenöter sehr glücklich sein. Ich rede nicht von den jungen Hengsten, o nein. Du mußt einen Mann finden, der genügend Jahre auf dem Buckel hat, um zu erkennen, daß seine wilden Tage reichlich be-messen
waren,
daß
er
sich
nicht
mehr
auszutoben
braucht. Aber er darf natürlich noch keine Schindmähre sein. Darauf mußt du achten.«
»Und wie soll ich den Unterschied erkennen?«
»Du wirst merken, ob er noch Gefühle hat, ob du ihn erregen kannst - oh, du brauchst nicht rot zu werden, Mädelchen.
Du
wirst
mehr
junge
Heißsporne
erregen,
als dir vielleicht lieb ist, und auch genügend Weiberhelden, so daß es dir an Auswahl nicht mangeln wird.«
»Ich will aber keinen Weiberhelden«, hatte sie bockig erklärt.
»Das
kommt
schon
noch«,
hatte
Duncan
prophezeit.
»Denn sie sind es nun einmal, denen die Frauen nicht widerstehen können. Sorg nur dafür, daß du den Ring am Finger hast, bevor du zuläßt...«
»Opa!«
»Wer sollte dich denn darüber aufklären, wenn nicht ich?« hatte er ungerührt erwidert. »Du mußt wissen, wie ein solcher Mann zu behandeln ist.«
»Am besten mit dem Handrücken!«
Er hatte gekichert. »Nun, Liebling, du scheinst voreingenommen zu sein. Wenn der Mann dir gefällt und dein Herz klopfen läßt - willst du ihn dann trotzdem ignorieren, nur weil er ein Schürzenjäger ist?«
»O ja!«
»Aber ich sage dir doch, daß sie die besten Ehemänner abgeben!« Ihr Eigensinn hatte ihn dazu gebracht, laut zu brüllen. »Und ich will den besten Mann für dich, auch wenn du nicht viel Zeit haben wirst, ihn zu finden.«
»Woher in aller Welt willst du das wissen, Opa?
Kannst du mir das sagen?« Sie war völlig verwirrt gewesen. Ihr Großvater wußte nicht, daß Frances sie über Weiberhelden informiert und ihr dringend geraten hatte, diese Spezies zu meiden wie die Pest.
»Ich war selbst einer, und mach jetzt nur nicht so ein überraschtes Gesicht. Ich hatte sechzehn Jahre lang die Gefilde abgegrast, bevor ich deine Großmutter kennenlernte und heiratete, und ihr war ich bis zu ihrem Tod treu.«
Eine
Ausnahme!
Eine
seltsame
Ausnahme,
die
Ros-
lynn nicht veranlassen würde, ihre Meinung über diese Kategorie von Männern zu ändern. Aber das hatte sie Duncan nicht gesagt. Sie hatte ihn in dem Glauben gelassen, er hätte sie überzeugt, ohne ihm in dieser Hinsicht etwas zu versprechen.
Als Frances sie jetzt nach Liebe fragte, zuckte Roslynn nur mit den Schultern. »Wenn man sich nicht sofort verliebt, muß es eben ohne Liebe gehen. Du hast das ja auch überlebt.«
Frances runzelte die Stirn. »Mir blieb keine andere Wahl.«
»Entschuldige, ich hätte dich nicht daran erinnern sollen. Und was mich betrifft - zeig mir einen passabel aussehenden Mann, der kein allzu großer Schürzenjäger ist.
Das
genügt
mir
vollkommen.«
Sie
grinste
verschmitzt.
»Schließlich hat mein Großvater mir erlaubt, ja sogar selbst empfohlen, später Liebe zu finden, wenn ich sie in der Ehe nicht bekomme.«
»Er hat... Würdest du so etwas tun?«
Roslynn
kicherte
über
die
schockierte
Miene
ihrer
Freundin. »Laß mich erst einen Ehemann finden, bevor ich mir Gedanken über den Liebhaber mache. Und drück mir die Daumen, daß ich beide in einer Person finde.«
Kapitel 4
»Na, Junge, was meinst du? Wird's gehen?« Anthony lehnte lässig am Türrahmen, während Jeremy sein neues Zimmer mit offensichtlicher Begeisterung betrachtete.
»Donnerwetter, Onkel Tony, ich...«
»Sofort stop!« Anthony setzte für den Neffen seine grimmigste Miene auf. »Du kannst meine Brüder mit
›Onkel‹ titulieren, soviel du willst, aber mich verschon bitte damit! Ein einfaches ›Tony‹ genügt
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