Malory
bezeichnen, sonst schmiert sie dir garantiert eine. Sie kennt dich ja gut genug und wird sich deshalb freuen, den Abend mit dir zu verbringen. Soviel ich weiß, soll sie dich sehr gern haben.«
»Ja, sie hat mich gleich an dem Tag, als wir sie entführten, ins Herz geschlossen.«
»Mußt du mich daran erinnern? Und erst, als sie erfuhr, wer du bist, hat sie dich ins Herz geschlossen, mein lieber Junge. Großer Gott, der arme James! Soviel Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, um mit dem Viscount abzurechnen, und dann feststellen zu müssen, daß Reggie ihn geheiratet hat.«
»Nun, das hat alles geändert.«
»Selbstverständlich hat das alles geändert. Aber er hät-te dich in diesen Rachefeldzug nicht hineinziehen sollen.«
»Es ging um die Ehre.«
»Ah, über Ehre weißt du also Bescheid«, stellte Anthony trocken fest. »Dann besteht vermutlich Hoffnung für dich - das heißt, wenn es uns gelingt, ›Weiber‹ aus deinem Wortschatz zu streichen.«
Jeremy errötete. Es war nicht seine Schuld, daß er die ersten Jahre seines Lebens in einer Taverne verbracht hatte, bis sein Vater von seiner Existenz erfuhr und ihn zu sich nahm. Connie, James' erster Steuermann und bester Freund, hatte an seiner Ausdrucksweise immer etwas auszusetzen,
und Onkel
Tony
war
offenbar
ent-
schlossen, ins gleiche Horn zu blasen.
»Vielleicht bin ich nicht gut genug als Begleiter...«
»Jetzt nimmst du schon wieder ernst, was ich sage.«
Anthony schüttelte den Kopf über den Jungen. »Hätte ich vorgeschlagen, daß du meine Lieblingsnichte begleitest, wenn ich dich für ungeeignet hielte?«
Jeremy runzelte die Stirn, weil ihm plötzlich ein Hindernis eingefallen war. »Ich kann es nicht tun. Verdammt, wie konnte ich auch nur daran denken? Es geht nicht. Wenn es jemand anderes wäre... Nein, ich kann nicht!«
»Was, zum Teufel, meinst du damit?«
Jeremy blickte ihm in die Augen. »Ich kann mit ihr auf keinen Ball gehen, wenn ich ihr einziger Beschützer sein soll. Was soll ich denn machen, wenn jemand wie du sie belästigt?«
»Wie ich?« Anthony schwankte, ob er lachen oder dem unverschämten Kerl an die Gurgel springen sollte.
»Ach, du weißt schon, was ich meine, Tony - jemand, der ein Nein einfach nicht akzeptieren kann. Natürlich würde jeder, der es wagt, ihr zu nahezutreten, es mit mir zu tun bekommen, aber...«
»Aber
wer
würde
einen
Siebzehnjährigen
ernst neh-
men? Das willst du doch wohl sagen. Verdammt, du hast recht! Hmm, dann werden wir wohl einen Kompromiß schließen müssen. Du begleitest Reggie, und ich werde sie unauffällig im Auge behalten. Der Ballsaal der Crandals geht auf einen Garten hinaus, wenn mich mein Ge-dächtnis nicht täuscht, folglich brauche ich offiziell nicht in Erscheinung zu treten. Diese Regelung müßte sogar ihrem überängstlichen Herrn Gemahl zusagen. Und wie gefällt sie dir, junger Galahad?«
»Ausgezeichnet, wenn ich nur weiß, daß du eingreifen kannst, wenn es echte Probleme gibt. Aber, Tony, wirst du dich nicht zu Tode langweilen, wenn du den ganzen Abend im Garten verbringen mußt?«
bestimmt, aber ich werd's überleben. Du kannst dir ja nicht vorstellen, was passieren würde, wenn ich bei einem dieser Bälle aufkreuzte, und frag mich lieber nicht!
Es ist der Fluch meines Lebens, aber dieses Leben habe ich nun einmal gewählt, und deshalb will ich mich auch nicht beklagen.«
Und mit dieser rätselhaften Bemerkung verließ Anthony seinen Neffen, der sein neues Reich in Besitz nahm.
Kapitel 5
Nun, meine Liebe, glaubst du mir jetzt?« flüsterte Frances Roslynn zu, die inmitten einer Schar von Verehrern stand. Das ging so, seit sie auf diesem Ball erschienen war, ihrem dritten innerhalb von drei Tagen.
Die
Frage
war
bewußt
unverfänglich,
in
Anbetracht
eventueller Zuhörer. Aber niemand hatte Frances gehört, denn die um Roslynn versammelten Herren führten mo-mentan eine hitzige Diskussion über ein Rennen, das am nächsten Tag stattfinden sollte, obwohl ihrer aller Blicke immer wieder zu der bezaubernden jungen Frau im Satin-kleid schweiften. Roslynn hatte dieses Thema selbst geschickt aufs Tapet gebracht, um den Streit zu beenden, wer ihr nächster Tanzpartner sein dürfe. Sie hatte es ziemlich satt, mit ihnen zu tanzen, vor allem mit Lord Bradley, der die größten Füße von ganz England haben mußte.
Roslynn hatte diese Frage ihrer Freundin in den letzten Tagen bis zum Überdruß zu hören bekommen, denn Frances freute sich über Roslynns
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