Malory
fertig, seinen Blick zu meiden, während man
sich
voneinander
verabschiedete.
Sie
hatte
schon
letzte Nacht erkannt, daß es besser für sie war, diesen Mann
nicht
wiederzusehen.
Und
in
diesem
Entschluß,
sah sie sich jetzt nur noch mehr bestärkt.
Während Anthony den vier Reitern nachblickte, erwog er, Reggie übers Knie zu legen, sobald er sie irgendwo allein traf. »Sie hat einen unerträglichen Kommandoton an sich, seit sie Eden geheiratet hat.«
»Findest du?« lachte James. »Vielleicht ist dir das frü-
her nur nie aufgefallen, weil sie damals nicht dich herum-kommandiert hat.«
Anthony fuhr wütend auf ihn los: »Und was dich betrifft...«
James nahm ihm rasch den Wind aus den Segeln.
»Jetzt sei mal nicht so humorlos, alter Junge. Nachdem ich gesehen habe, welche Wirkung du auf sie ausübst, schätze ich meine Chancen sie dir auszuspannen, selbst als gering ein.« Während er seinem Pferd die Sporen gab, rief er aber noch mit einem teuflischen Grinsen:
»Aber einen Versuch ist es allemal wert!«
Kapitel 9
»Du bist überhaupt keine Hilfe, Frances!« schimpfte Roslynn. »›Geh hin, wenn du Lust hast.‹ Was ist das für eine Antwort, möchte ich wissen?«
Frances blieb so plötzlich auf dem belebten Gehweg vor den Geschäften in der Oxford Street stehen, daß Nettie, die nicht aufgepaßt hatte, gegen ihn Rücken prallte und zwei Pakete verlor. Eine runde Hutschachtel rollte auf den Bordstein zu, und Anne, Frances' Zofe, konnte gerade noch verhindern, daß sie auf der Straße landete.
Doch Frances merkte nicht einmal etwas von diesem kleinen Zwischenfall.
»Was ist nur in dich gefahren, Ros?« erkundigte sie sich kopfschüttelnd. »Wenn du nicht einmal eine so einfache Entscheidung treffen kannst, wird mir angst und bange bei dem Gedanken, welche Qualen du durchma-chen wirst, wenn du deinen Zukünftigen wählen mußt.
Entweder du willst zu dem Fest der Edens gehen, oder du willst es nicht. Ja oder nein, entweder oder - was könnte einfacher sein?«
Roslynn schnitt eine Grimasse. Frances hatte natürlich recht, aber sie wußte schließlich nicht, daß Roslynn auf dem Ball der Crandals Anthony Malory kennengelernt hatte. Roslynn hatte es ihr erzählen wollen, aber zu-nächst hatte sie sich auf der Heimfahrt erkundigt, ob La-dy Edens Ehemann vor der Heirat ein Weiberheld gewesen sei.
»Und ob!«
Trotz des Abscheus, der aus Frances' Stimme herauszuhören war, hatte Roslynn eine weitere Frage gestellt:
»Sind die beiden ein glückliches Paar?«
»Ich muß gestehen, daß ich nie zwei glücklichere und verliebtere Menschen gesehen habe.«
Ihrem Ton war zu entnehmen gewesen, daß sie nicht verstehen konnte, wie so etwas möglich war. Daraufhin hatte Roslynn den Namen Anthony Malory lieber erst gar nicht erwähnt. Für Frances waren Männer wie er unverkennbar noch immer ein rotes Tuch, und wenn sie er-führe, daß Roslynn von ihm fasziniert war, würde sie sich schreckliche Sorgen machen.
Obwohl Roslynn die Einstellung ihrer Freundin kannte
und
Schwerenöter
theoretisch
auch
selbst
ablehnte,
gelang es ihr einfach nicht, alle Gedanken an ihn aus dem Sinn zu verbannen, und Nettie hatte natürlich sofort etwas gewittert, als Roslynn ins Schlafzimmer gekommen war. Ihre ersten Worte waren gewesen: »Aha, ich sehe, daß du dem richtigen Mann begegnet bist. Wie heißt er denn?«
Jäh aus ihren Träumen gerissen, hatte Roslynn hastig behauptet, es wären gleich vier Männer, und sie hatte alles berichtet, was sie über die betreffenden reiferen Herren wußte, was nicht allzuviel war, aber doch genügte, um Nettie zunächst von der richtigen Spur abzubringen.
Und jetzt wußte Roslynn genau, daß sie viel zuviel Aufhebens von Lady Edens Einladung machte, zumal sie all den anderen Einladungen, die sie seit ihrer Einführung in die Gesellschaft erhalten hatte, wenig Aufmerksamkeit
geschenkt
hatte.
Kein
Wunder,
daß
Frances
glaubte, irgend etwas stimme nicht mit ihr. Aber sie hatte wenigstens keine Ahnung, was es sein könnte. Nettie hingegen war nicht so leicht hinters Licht zu führen. Sie beäugte Roslynn ohnehin unablässig, seit diese am Vortag von ihrem Ausritt mit Timmy zurückgekehrt war, obwohl Roslynn beim besten Willen nicht wußte, wodurch sie sich verraten haben könnte.
»Für dich wäre es zweifellos eine einfache Entscheidung«, verteidigte sie sich gegenüber Frances, »aber ich muß dabei einiges bedenken...«
»Beispielsweise?«
»Zum einen den Zeitaufwand.
Weitere Kostenlose Bücher