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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 02. Lodernde Leidenschaft
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mir erzählen...«
    »Ach, Nettie, verschon' mich bitte mit deinen Fragen!«
    unterbrach Roslynn sie hastig. »Ich bin wirklich nicht in der Stimmung, mir Löcher in den Bauch fragen zu lassen oder mir Vorwürfe anzuhören.«
    So leicht ließ Nettie jedoch nicht locker. »Du kannst doch nicht abstreiten, daß du dich sehr eigenartig aufführst.«
    »Ist das nicht verständlich, in Anbetracht meiner Situation? Kannst du dir nicht vorstellen, was mir so alles im Kopf herumgeht?« entgegnete Roslynn in gereiz-tem Ton, weil sie sich in die Defensive gedrängt fühlte.
    »Hast du gedacht, es würde einfach sein, einen Ehemann
    auszuwählen?
    Mein
    Gott,
    manchmal
    habe
    ich
    das
    Gefühl,
    diesen
    Nervenstrapazen
    nicht
    gewachsen
    zu sein!«
    Sie hatte es tatsächlich fertiggebracht, Netties Mitgefühl zu wecken. »Na, na, Liebling, bald wirst du es ja hinter. . . «
    »Psst!« unterbrach Roslynn sie mit gerunzelter Stirn.
    »Da ist es wieder! Bemerkst du es auch?«
    »Was denn?«
    »Daß wir beobachtet werden.«
    Nettie warf ihr einen skeptischen Blick zu; sie wußte nicht so recht, ob Roslynn nur ablenken wollte oder es ernst meinte. Das Mädchen spähte aber tatsächlich intensiv nach allen Richtungen.
    »Wenn jemand uns beobachtet, dann eigentlich nicht uns, sondern dich. Zweifellos ein Verehrer.«
    Roslynn winkte ungeduldig ab. »Ich kenne das Ge-fühl, das man hat, wenn man bewundernde Blicke auf sich zieht. Dies hier ist etwas ganz anderes. Ich werde dieses unangenehme Gefühl nicht los, seit wir vor dem Haubengeschäft auf Frances gewartet haben.«
    »Na ja, dann ist es bestimmt ein Taschendieb, dem wir aufgefallen sind, und bei dem ganzen Schmuck, den du trägst, ist das ja auch kein Wunder! Halt deinen Geldbeutel fest, Mädchen!«
    Roslynn seufzte. »Vermutlich hast du recht. Geordie kann mich doch unmöglich so schnell gefunden haben, oder? Trotzdem werde ich lieber in der Kutsche warten.
    Siehst du sie irgendwo?«
    Nettie stellte sich auf die Zehenspitzen. »Ja, etwa fünf Läden entfernt, aber sie scheint durch einen Karren behindert
    zu
    sein.
    Wir
    könnten
    aber
    hingehen.
    Dann
    steigst du schon mal ein, und ich komme hierher zurück, um Lady Frances Bescheid zu sagen.«
    Roslynn hatte nie zuvor ein so seltsames Gefühl gehabt. Sie vermutete zwar, daß ihre lebhafte Fantasie ihr einfach einen Streich spielte, aber weshalb sollte sie vor dem Laden herumstehen, wenn sie bequem in der Kutsche sitzen konnte? Sie sah sich noch einmal mißtrauisch nach allen Seiten um, aber auf dem Gehweg wimmelte es nur so von Passanten, und auf der Straße reihten sich die Fahrzeuge aneinander, so daß sie unmöglich feststellen konnte, ob irgend jemand sie beobachtete.
    Sie gingen auf die Kutsche zu, doch schon nach wenigen Metern schlang sich von hinten ein Arm um Roslynns Taille, und sie verlor den Boden unter den Füßen.
    Geradezu erleichtert, daß ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte und sie nicht gänzlich unvorbereitet war, dachte sie nicht einmal daran, um Hilfe zu schreien. Sie hatte keine Angst, sie geriet auch nicht in Panik. Statt dessen ließ sie ihren Oberkörper über dem stählernen Arm ihres Angreifers nach vorne fallen, hob ihren Rock etwas an und zog den Dolch aus ihrer Stiefelette.
    Währenddessen
    stieß
    Nettie
    einen
    markerschüttern-
    den Schrei aus und stürzte sich auf den Mann, schlug ihm ihr Handtäschchen um die Ohren und klatschte es ihm ins Gesicht. Versehentlich traf sie dabei auch die Kopfbedeckung
    ihres
    Schützlings;
    die
    Haube
    rutschte
    Roslynn über die Augen, doch sie brauchte den fleischi-gen Arm, der ihr die Luft abschnürte, nicht zu sehen, um den Dolch hineinzustoßen.
    Der Kerl heulte auf und ließ sie los, und im nächsten Augenblick saß sie mitten auf dem Gehsteig. Sie schob ihre Haube zurück und stellte fest, daß Nettie den Mann noch immer verfolgte und mit ihrem Ridikül auf ihn ein-schlug, bis er in eine altersschwache Kutsche sprang, deren Kutscher die Pferde mit einer Peitsche zur Eile an-trieb.
    Ein kalter Schauder lief Roslynn über den Rücken, als sie sah, daß die Kutsche in unmittelbarer Nähe gewartet hatte, daß der Entführer nur noch wenige Schritte hätte machen müssen, um sie hineinstoßen zu können. Und alles war so schnell gegangen! Leute standen jetzt um sie herum, aber sie hatten viel zu langsam reagiert, als daß sie eine Hilfe gewesen wären. Und erst jetzt rannte einer von Frances' Kutschknechten herbei - viel zu spät.
    Nettie zog ihr Jäckchen

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