Malory
kennengelernt. Seien Sie übrigens unbesorgt - wir werden spä-
ter genügend Gelegenheit haben, uns über die Herren zu unterhalten, für die Sie sich interessieren.«
»Ich sehe nur Sir Artemus, Ros«, sagte Frances beunruhigt, weil sie wußte, wieviel ihrer Freundin daran gelegen
war,
mit
ihren
Heiratskandidaten
zusammenzutref-
fen.
»Das
stimmt«,
erwiderte
Regina.
»Aber
die
übrigen
Herren kommen vielleicht morgen. Zugesagt hatten jedenfalls alle vier. Aber zunächst einmal müssen Sie jetzt unbedingt
Lord
Warton
kennenlernen.
Nicholas
ist
wahnsinnig eifersüchtig auf ihn, müssen Sie wissen, und ich frage mich mitunter selbst, was passiert wäre, wenn ich Justin Warton vor Nicholas kennengelernt hätte.« Ihr verschmitztes
Grinsen
verriet
allerdings,
daß
sie
das
nicht ernst meinte.
»Justin ist jünger als Ihre übrigen Herren, Roslynn«, fuhr sie fort. »Er ist erst achtundzwanzig, glaube ich, aber wahnsinnig nett. Ich weiß, daß er Ihnen gefallen wird. London ist ihm ein Greuel, deshalb wären Sie ihm dort nie begegnet. Einmal im Jahr opfert er sich allerdings, um seine Mutter und Schwester bei ihren Einkäufen in der Stadt zu begleiten, aber sie fahren nie während der Saison hin. Na, wo steckt er denn nur?« Das winzige Persönchen mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um einigen Gästen über die Schultern blicken zu können.
»Ah, drüben beim Kamin. Kommt mit, meine Lieben.«
Roslynn blieb schon nach zwei Schritten wie angewurzelt stehen. Der Mann, mit dem Regina sie bekannt machen wollte, saß auf einem creme- und goldfarbenen Sofa in der Nähe des Kamins, umgeben von zwei Frauen, einer jungen Blondine, die ihm sehr ähnlich sah, und einer älteren
Dame.
Vermutlich
handelte
es
sich
um
seine
Mutter und Schwester. Doch im nächsten Moment war Roslynns Blick auf die beiden elegant gekleideten Herren gefallen, die dahinter - direkt vor dem Kamin - standen.
Es
waren
die
Malory-Brüder,
und
ein
heftiger
Schwindel hatte Roslynn erfaßt, als sie die blauen Augen des einen auf sich gerichtet sah.
Nur mit größter Mühe brachte sie es fertig, ihre Blicke von Anthony Malory zu lösen und ihrer Gastgeberin weiter zu folgen. Am liebsten hätte sie kehrtgemacht und wäre irgendwohin geflüchtet, aber statt dessen mußte sie auf das Sofa zugehen, das nicht einmal zwei Meter vom Kamin entfernt stand. Da ihr nun einmal keine andere Wahl blieb, faßte sie den heroischen Entschluß, den Malorys
den
Rücken
zuzuwenden
und
ihre
Aufmerksam-
keit ausschließlich auf die Wartons - und speziell auf Justin Warton - zu konzentrieren.
Es lag auf der Hand, weshalb Regina glaubte, daß Justin sie interessieren könnte. Mit seinen blonden Haaren, den
markanten
Gesichtszügen
und
dunkelblauen
Augen
war er ein blendend aussehender Mann. Und als er sich vom Sofa erhob und ihre Hand küßte, stellte sie fest, daß ihr noch nie ein solcher Riese begegnet war. Er hatte auch ungewöhnlich breite Schultern und einen kräftigen, muskulösen
Körper,
und
er
hätte
geradezu
einschüch-
ternd
gewirkt,
wenn
nicht
sein
jungenhaftes
Lächeln
und sein charmantes Wesen gewesen wären.
Seine
indigofarbenen
Augen
ruhten
bewundernd
auf
Roslynn, und sie fühlte sich in seiner Gesellschaft sofort so wohl, daß sie fast vergaß, wer hinter ihr stand - fast!
Sie spürte fortwährend, daß Anthony sie mit seinen Blik-ken verschlang wie neulich auf dem Ball der Crandals, und sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, welche Gedanken ihm dabei durch den Kopf gingen.
Zum Glück wurde ihr alsbald eine willkommene Ablenkung geboten. »Ah, hier bist du, Liebste!« sagte Nicholas Eden, während er besitzergreifend einen Arm um die Wespentaille seiner Frau legte. »Wie schafft dieser lange Kerl es nur, an deiner Seite aufzutauchen, sobald ich den Raum verlasse?«
Ob er nur scherzte oder es ernst meinte, war weder an seinem Ton noch an seiner Miene zu erkennen, aber Justin
Warton
nahm
seine
Bemerkung
keineswegs
übel,
sondern lachte, so als sei er an solche Äußerungen seines Gastgebers gewöhnt.
»Wenn ich sie dir stehlen wollte, Montieth, würde ich dich vorwarnen«, erwiderte er, während er Regina zu-zwinkerte, die das Geplänkel sichtlich genoß.
»Benehmt euch, ihr zwei!« mahnte sie lachend. »Sonst glauben diese Damen noch, daß ihr es ernst meint. Und das ist wirklich nicht der Fall«, fügte sie, an ihre Gäste gewandt, hinzu. »Dies ist mein Mann, wie
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