Malory
protestierte Roslynn.
»Da hörst du es, Süße!« meldete sich James wieder zu Wort. »Du kannst dich getrost deinen Pflichten als Gastgeberin widmen. Die Dame wird in unseren Händen völlig sicher sein.«
»Oh,
daran habe
ich keinen
Augenblick
gezweifelt«,
sagte Regina, nur um im nächsten Atemzug hinzuzufü-
gen: »Nicholas, laß die beiden Schelme nicht aus den Augen.«
»Na großartig!« brummte Nicholas.
James kicherte. »Ein ausgesprochener Mangel an Vertrauen ist das!«
»Bedauerlicherweise nur allzu begründet«, knurrte Nicholas vor sich hin.
»Ich glaube wirklich, daß der Knabe uns noch immer nicht verziehen hat, Tony«, meinte James.
»Wirf uns beide nicht immer in einen Topf, Bruderherz. Ich habe ihn nur diskret darauf hingewiesen, daß es seiner Gesundheit nicht zuträglich wäre, Reggie nicht zu heiraten. Du hingegen warst immerhin dafür verantwortlich, daß er einige Wochen das Bett hüten mußte, ganz zu schweigen davon, daß du ihn von Westindien nach Hause geschleppt hast, als er sich als lustloser Ehemann entpuppte.«
»Ich war nie. . . «
Roslynn
unterbrach
Nicholas'
heftigen
Protest.
»Bevor
Sie sich die Köpfe einschlagen, werde ich mich lieber. . . «
Anthony ließ sie nicht ausreden. »Eine ausgezeichnete Idee. Während die beiden sich nach Herzenslust streiten, werden wir einmal nachschauen, was im Wintergarten so alles blüht.«
Ohne ihr Zeit zum Widerspruch zu lassen, nahm er ihren Arm und führte sie durch den Raum. Schon nach wenigen
Schritten
versuchte
sie,
sich
ihm
zu
entziehen,
aber er hielt sie fest.
»Sir Anthony...«
»Sie wollen doch nicht etwa kneifen?« hörte sie seine Stimme dicht an ihrem Ohr.
Roslynn ärgerte sich über diese Herausforderung. »Ich möchte einfach nicht mit Ihnen das Zimmer verlassen.«
»Aber Sie werden es tun.«
Sie blieb stehen und zwang ihn dadurch, ebenfalls stehenzubleiben, da er sie ja schlecht hinter sich her schleppen konnte. Mit dem Anflug eines Grinsens auf den Lippen beugte er sich zu ihr hinab.
»Sie haben die Wahl, Liebling. Entweder ich küsse Sie im Wintergarten, oder ich küsse Sie gleich hier an Ort und Stelle. Wo auch immer, jedenfalls werde ich Sie in meine Arme nehmen und. . . «
»Den Teufel werden Sie!« rief Roslynn, bevor ihr zu Bewußtsein kam, von wieviel neugierigen Augen sie beobachtet wurden. Sie dämpfte ihre Stimme zu einem zornigen Zischen. »Also gut. Ich möchte den Wintergarten wirklich gern sehen, aber es wird dort keine Küsserei geben, Sie Schuft! Das müssen Sie mir versprechen.«
Er
grinste
unverschämt
übers
ganze
Gesicht.
»Gut,
kommen Sie mit.«
Er geleitete sie weiter durch den Salon und blieb sogar hier und da kurz stehen, um einige Worte mit Bekannten zu wechseln, so als schlenderten sie einfach durch die Räume. Roslynn fing flüchtig Frances' Blick auf - einen zu Recht mißbilligenden Blick. Aber Roslynn wußte beim besten Willen nicht, wie sie sich aus dieser mißlichen La-ge befreien sollte. Sie durfte auf keinen Fall das Risiko eingehen, von Anthony in aller Öffentlichkeit geküßt zu werden.
Aber sie hätte auf ihrer Abmachung bestehen sollen.
Sein ›gut, kommen Sie mit‹ war durchaus kein Versprechen gewesen, wie sie feststellen mußte, kaum daß sie den Wintergarten betreten hatten.
»Wirklich
wunderschön«,
murmelte
sie
unbehaglich,
während er einen Arm um ihre Taille legte und sie den mit Pflanzen gesäumten Rundweg entlangführte.
»Ganz meine Meinung«, pflichtete er ihr bei, sah dabei aber nur sie an.
Sie mied seinen Blick und tat so, als gälte ihr Interesse ausschließlich den Statuen, den unzähligen Blumen und dem tiefer gelegenen Springbrunnen in der Mitte des Raumes. Doch ihr ganzes Denken und Fühlen kreiste um jene Hand auf ihrer Hüfte, die durch den dünnen Stoff ihres Kleides hindurch ihre Haut zu verbrennen schien.
»Ich - ich müßte Sie wirklich zur Rede stellen, Sir Anthony.« Ihre Stimme klang dünn und zittrig, und sie mußte sich räuspern, bevor sie etwas kräftiger fortfahren konnte: »Es war äußerst unfair von Ihnen, mir keine Wahl zu lassen«
»Ich weiß.«
»War es notwendig, mich derart zu überrumpeln?«
Er blieb stehen und drehte sie zu sich herum. Seine Augen schweiften langsam über ihr Gesicht, während er über ihre Frage nachdachte. Roslynn registrierte beunruhigt, daß er sie ans Ende des Wintergartens geführt hatte, und daß dicke Äste der auf tieferer Ebene gepflanzten Bäume sie vor Blicken
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