Malory
Möglichkeit geben, mir bei Bedarf eine Nachricht
zukommen
zu
lassen,
nicht
aber,
persönlich
hier zu erscheinen. Ist Ihnen klar wie unschicklich das ist? Dies ist eine Juggesellenwohnung. Ich habe sogar meinen Bruder und meinen Neffen zu Besuch...«
»Um so besser, dann bin ich ja nicht allein mit Ihnen.«
»Ich muß Sie leider enttäuschen, meine Liebe, aber sie sind ausgegangen, und Sie sind ganz allein mit mir. Wie Sie sehen können, stand ich ebenfalls im Begriff auszuge-hen. Deshalb wollte Dobson Sie auch nicht einlassen.«
Sie war so wütend gewesen, daß sie seiner Aufmachung bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Als sie ihn jetzt betrachtete, fand sie, daß es eher so aussah, als hätte er zu Bett gehen wollen. Er trug einen kurzen gesteppten Morgenrock aus silberblauem Satin über einer Hose, sonst nichts. Bevor er den Gürtel des Morgenrocks fester band, konnte sie einen Blick auf seine nackte Brust werfen, die mit einem Flaum schwarzer Locken bedeckt war. Seine Haare waren feucht, und er hatte sie sich offenbar mit der Hand aus der Stirn gestrichen. An den Schläfen ringelten sich einige fast trockene Strähnen schon wieder. Noch nie hatte er auf Roslynn so sinnlich gewirkt wie jetzt, und sie mußte hastig ihren Blick ab-wenden und sich energisch in Erinnerung rufen, weshalb sie hier war.
Unglückseligerweise fiel ihr Blick nun aber auf ein Bett, und ihr kam schlagartig zu Bewußtsein, wo sie sich befand. Dies war sein Schlafzimmer!
»Wußten Sie, daß ich es war - nein, das konnten Sie ja nicht wissen«, beantwortete sie ihre Frage selbst. »Empfangen Sie alle Ihre Gäste hier oben?«
Anthony grinste. »Nur wenn ich in Eile bin, meine Liebe.«
Roslynn fand die Situation alles andere als amüsant, wollte sich ihr Unbehagen aber nicht anmerken lassen.
»Ich werde Sie nicht lange aufhalten, Sir Anthony. Ich habe selbst keine Zeit zu verlieren. Etwas ist passiert -
nun, das ist nicht Ihre Sache. Machen wir es kurz - ich brauche einen Namen von Ihnen, und zwar auf der Stelle.«
Seine gute Laune verflog sofort. Er wußte leider genau, wovon sie redete, und er verspürte plötzlich einen Druck im Magen. Sein Angebot, ihr Berater zu sein, war nur ein Vorwand gewesen, um an sie heranzukommen.
Er würde sich doch nicht ins eigene Fleisch schneiden, indem er ihr zu einem Ehemann verhalf. Er hatte geglaubt,
eine
Entscheidung
unter
irgendwelchen
Vorwän-
den immer wieder hinauszögern und sie in der Zwi-schenzeit
verführen
zu
können.
Und
jetzt
stand
sie
plötzlich vor ihm und wollte von ihm einen Namen hö-
ren. Zweifellos hätte er ihr damit dienen können, wenn er sein Versprechen gehalten und diskrete Erkundigungen über ihre Kandidaten eingezogen hätte. Aber das hatte er eben nicht getan. Und jetzt wollte sie aus irgendeinem Grund nicht länger warten, und wenn er ihr keinen Namen lieferte, würde sie ohne jeden Zweifel selbst eine Entscheidung treffen, mehr oder weniger aufs Gera-tewohl.
»Was, zum Teufel, ist denn passiert?«
Erstaunt
über
seinen
barschen
Ton,
antwortete
sie:
»Ich sagte bereits, daß ich Sie damit nicht belästigen möchte.«
»Oh, Sie belästigen mich keineswegs. Und wenn wir schon dabei sind, könnten Sie mir vielleicht auch erklä-
ren, warum sie so versessen auf eine Heirat sind, und warum Sie es damit so verdammt eilig haben.«
»Das geht Sie nichts an«, beharrte sie.
»Wenn Sie von mir einen Namen erfahren wollen, sollten Sie diese Ansicht schleunigst ändern.«
»Das - das ist...«
»Nicht sehr edel von mir, ich weiß.«
»Sie Schuft!«
Angesichts ihrer Wut kehrte seine gute Laune zurück.
Himmel, war diese Frau schön, wenn ihre Augen Blitze schleuderten! Die goldenen Tupfen darin schienen zu lodern. Und sie war tatsächlich hier, in seinem Haus, in seinem Schlafzimmer! Unzählige Male hatte er davon ge-träumt, aber keine Möglichkeit gesehen, sie herzulocken.
Das Lächeln, das um seine Lippen spielte, brachte sie nur noch mehr in Rage. Du hast dich freiwillig in die Höhle des Löwen begeben, Liebste, dachte er unwillkürlich. Jetzt habe ich dich.
»Ein Drink gefällig?« fragte er.
»Sie könnten sogar einen Heiligen in den Suff treiben!«
erwiderte sie erbittert und nahm einen kräftigen Schluck von dem Brandy, den er ihr reichte.
»Nun?« drängte er, als sie ihn weiterhin schweigend mit zornigen Blicken bedachte.
»Ich habe meinem Großvater versprochen, gleich nach seinem Tod zu heiraten.«
»Das weiß ich«,
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