Malory
doch wohl nicht, daß ich hierbleiben kann, nachdem Geordie mich gefunden hat?«
»Wie wollen Sie denn einen Ihrer Verehrer zu einem Heiratsantrag bewegen, wenn Sie nicht hier sind, um ihn zu becircen?«
»Himmeldonnerwetter! Als ob ich jetzt noch Zeit hät-te, mir den Hof machen zu lassen!« rief sie, wütend über seine ständige Fragerei.
»Den
Heiratsantrag
mache
ich,
wenn Sie's unbedingt wissen wollen. Und jetzt nennen Sie mir endlich einen Namen!«
Der Nachdruck, den sie auf jedes Wort legte, sagte ihm, daß es höchste Zeit war, seine Taktik zu ändern, aber er wußte im Augenblick beim besten Willen nicht, was er jetzt tun sollte. Selbst wenn er ihr einen jener Männer empfehlen könnte, würde er es nicht tun. Aber wenn er das offen zugab, würde sie aus diesem Zimmer rauschen und sich Gott-weiß-wohin absetzen. Ob er es wagen konnte, sie nach ihrem Ziel zu fragen? Nein, sie hatte seine Ablenkungsmanöver unverkennbar satt.
Er deutete auf den großen Klubsessel am Kamin. »Setzen Sie sich, Roslynn.«
»Anthony...«, sagte sie drohend.
»Es ist nicht so einfach, wie Sie glauben.«
Ihre Augen verengten sich mißtrauisch. »Sie hatten je-de Menge Zeit, um - wie versprochen - Tatsachen von Gerüchten zu trennen.«
»Ich hatte um eine Woche gebeten.«
»Dann haben Sie also nichts...«
»Ganz im Gegenteil«, fiel er ihr rasch ins Wort. »Aber was ich herausgefunden habe, wird Ihnen nicht gefallen.«
Sie stöhnte und begann wieder mit ihrem rastlosen Auf und Ab. »Erzählen Sie's mir.«
Anthony
überlegte
krampfhaft,
mit
welchem
Schmutz
er ihre Kandidaten bewerfen könnte. Er begann mit jenem, bei dem er nicht zu lügen brauchte, und hoffte auf eine Inspiration, was die übrigen betraf.
»Ich habe Ihnen doch erzählt, daß David Fleming vor einem Duell gekniffen hat. Das hat den armen Kerl nicht nur
als
Feigling
gebrandmarkt,
sondern
auch
-
nun
ja...«
»Heraus damit! Es ging dabei um eine Frau, habe ich recht?«
»Es ging nicht um eine Frau, meine Liebe, sondern um einen Mann, aber trotzdem war es eine Liebesgeschich-te.« Er nutzte ihren ersten Schock aus, um ihr Brandyglas wieder zu füllen.
»Sie meinen...«
»Leider.«
»Aber er wirkte so - so - na ja, egal! Gut, er kommt garantiert nicht in Frage.«
»Sie werden auch Dunstanton von ihrer Liste streichen müssen«,
erklärte
Anthony.
Da
sie
London
verließ,
konnte sie seine Behauptung nicht nachprüfen. »Er hat gerade seine Verlobung bekanntgegeben.«
»Das kann ich nicht glauben!« rief sie. »Er hat mich doch
erst
letztes
Wochenende
ins
Theater
eingeladen.
Gewiß, er hat abgesagt, aber - nun gut. Ich wollte ja, daß meine Liste kürzer wird. Was ist mit Savage?«
Der Name brachte Anthony auf eine glänzende Idee.
»Völlig indiskutabel, meine Liebe. Der Mann heißt nicht nur Savage, er ist auch brutal. Ein Sadist, um es ganz deutlich zu sagen.«
»Sie scherzen!«
»Es ist mein voller Ernst. Er genießt es, allen, die schwächer sind als er, Schmerzen zuzufügen - Tieren, Frauen. Seine Dienstboten zitterten vor ihm...«
»Ersparen Sie mir die Einzelheiten! Nun da wären noch Lord Warton, den sogar Ihre eigene Nichte mir empfohlen hat, und Sir Artemus.«
Jetzt war es Anthony, der nervös auf und ab lief. Shadwells
Spielleidenschaft
konnte
aufgebauscht
werden,
aber Warton bot keinerlei Angriffspunkte. Der Bursche würde zweifellos einen idealen Ehemann für Roslynn abgeben. Dieser Gedanke war Anthony so zuwider, daß ihm in letzter Sekunde doch noch eine Inspiration kam, wie er diesen Konkurrenten aus dem Rennen schlagen konnte.
Er setzte eine bedauernde Miene auf, bevor er sich Roslynn
wieder
zuwandte.
»Warton
können
Sie
eben-
falls vergessen. Sein scheinbares Interesse an Ihnen diente nur dem Zweck, seine Mutter von der richtigen Spur abzubringen.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Er liebt seine Schwester.«
»Was?«
»Oh, es ist ein sorgsam gehütetes Geheimnis«, versicherte Anthony. »Reggie weiß mit Sicherheit nichts davon, denn Montieth will ihr nicht ihre Illusionen rauben.
Schließlich ist sie mit allen drei Wartons befreundet. Mir hätte er auch nichts erzählt, wenn ich nicht zufällig er-wähnt hätte, daß Sie sich für den Kerl interessieren. Er hat die beiden einmal im Wald überrascht, was ganz schön peinlich gewesen sein muß...«
»Genug davon!« Roslynn leerte ihr drittes Glas Brandy und reichte es Anthony. »Sie haben getan, worum ich Sie gebeten hatte, und
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