Malory
sagte Anthony ruhig. »Aber warum hat er Ihnen ein solches Versprechen abgenommen?«
»Also gut!« zischte sie. »Ich habe einen Vetter, der mich um jeden Preis heiraten will.«
»Und?«
»Ich sagte, um jeden Preis. Ob ich will, ist ihm völlig egal. Verstehen Sie jetzt? Wenn ich in die Hände von Geordie Cameron falle, wird er mich dazu zwingen.«
»Und Sie wollen ihn nicht haben?«
»Eine
dümmere
Frage
fällt
Ihnen
wohl
nicht
ein,
Mann?« rief sie ungeduldig und begann nervös auf und ab zu laufen. »Wäre ich sonst bereit, irgendeinen Wildfremden zu heiraten.?«
»Nein, vermutlich nicht.«
Sie sah ihn lächeln und ging sofort wieder in die Luft.
»Finden Sie das amüsant?«
»Ich glaube einfach, meine Liebe, daß Sie sich diese Sache nicht so zu Herzen nehmen sollten. Sie brauchen nur jemanden,
der
diesen
aufdringlichen
Vetter
überzeugt,
daß es seiner Gesundheit zuträglicher wäre, wenn er sich eine andere Frau suchte.«
»Und dieser Jemand sind Sie?«
»Warum nicht?« sagte er schulterzuckend. »Ich würde Ihnen diesen Dienst gern erweisen.«
Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt, leerte aber statt dessen ihr Glas, dankbar für die beruhigende Wirkung des Brandys.
»Ich will Ihnen einmal etwas sagen, Anthony Malory.
Es ist mein Leben, mit dem Sie hier Ihr Spielchen treiben wollen, nicht das Ihrige. Sie kennen Geordie nicht. Sie wissen nicht, wie versessen er darauf ist, über mich an das
Vermögen
meines
Großvaters
heranzukommen.
Er
wird vor nichts zurückschrecken, um sein Ziel zu erreichen. Und wenn ich erst einmal mit ihm verheiratet bin... Was sollte ihn dann davon abhalten, sich meiner durch
einen
vorgetäuschten
Unfall
zu
entledigen
oder
mich irgendwo einzusperren und zu behaupten, ich sei verrückt
geworden?
Eine
kleine
Warnung
von
Ihnen
würde diesen Mann nicht einschüchtern, selbst wenn Sie ihn finden könnten. Nichts wird Geordie von seinen Plä-
nen abbringen. Ich kann mich nur schützen, indem ich jemand anderen heirate.«
Anthony hatte ihr Glas neu gefüllt, während sie ihm die Situation darlegte, doch sie hatte das nicht einmal bemerkt.
»Nun gut, jetzt weiß ich, weshalb Sie eine schnelle Heirat für erforderlich halten. Aber warum ist die Sache plötzlich so dringend, daß Sie sogar Ihren guten Ruf aufs Spiel gesetzt haben, indem Sie zu mir ins Haus gekommen sind?«
Sie zuckte zusammen, als er ihr diese Gefahr unter die Nase rieb, die ihr vorhin als das kleinere Übel erschienen war. »Geordie hat
mich
bereits gefunden.
Und
letzte
Nacht ist es seinen Helfershelfern lungen, mich zu betäuben und aus Frances' Haus zu entführen.«
» Was? «
»Ich bin heute in einer Kammer in Flußnähe aufgewacht, und Geordie hat mir eröffnet, er habe einen be-stechlichen Geistlichen gefunden, der uns in Kürze trauen wird. Wenn ich nicht aus dem Fenster gesprungen wäre...«
»Großer Gott, das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
Sie warf ihm einen geringschätzigen Blick zu. »Ich ha-be mit Sicherheit noch etwas Heu in den Haaren, von dem Heuwagen, in den ich gesprungen bin. Es hat Stunden gedauert, bis ich nach Hause zurückfand, deshalb konnte ich mir nicht mehr die Zeit nehmen, mein Haar gründlich zu bürsten. Ich würde Ihnen das Heu ja zeigen, aber Ihr Dobson sieht mir nicht so aus, als könnte er mich hinterher wieder ordentlich frisieren. Und ich will Ihr Haus nicht mit aufgelöstem Haar verlassen, so als -
so als...«
Anthony
warf
lachend
den
Kopf
zurück.
Daraufhin
drehte sich Roslynn auf dem Absatz um und marschierte auf die Tür zu. Doch er holte sie ein und versperrte ihr diesen einzigen Fluchtweg, indem er über ihre Schulter hinweg seine Handfläche gegen das Holz drückte.
»Habe
ich
etwas
Falsches
gesagt?«
flüsterte
er
ihr
scheinheilig ins Ohr.
Roslynn rammte ihm ihren Ellbogen in die Magengrube und nutzte seine Überraschung aus, um unter seinem Arm durchzuschlüpfen. »Ich glaube, Sie haben sich jetzt genug auf meine Kosten amüsiert, Sir Anthony. Ich wollte mich nur einige Minuten hier aufhalten, und bis jetzt habe ich meine Zeit mit unnötigen Erklärungen vergeu-det. Unten wartet ein Kutscher, und ich habe eine weite Reise vor mir. Sie sagten, Sie seien ebenfalls in Eile. Also sagen Sie mir jetzt bitte den Namen.«
Er lehnte sich gegen die Tür, aufgeschreckt durch ihre Erwähnung einer weiten Reise. »Sie wollen London doch nicht verlassen?«
»Selbstverständlich verlasse ich die Stadt. Sie glauben
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