Malory
sein, wenn er sich mit einer solch unverschämten Person einließ!
Sobald er von der Eingangshalle aus nicht mehr zu sehen war, blieb Dobson stehen und überlegte, ob er nicht einfach einige Minuten warten und dann noch einmal versuchen sollte, die Frau loszuwerden. Schließlich war Sir
Anthony
vorhin
ohnehin
in
schlechter
Stimmung
nach Hause gekommen, weil er wußte, daß er sich zum Familientreffen im Hause seines Bruders Edward verspä-
ten würde. Lord James und Master Jeremy hatten sich schon auf den Weg dorthin gemacht. Selbst wenn Sir Anthony geneigt wäre, diese Frau zu sehen, hätte er jetzt keine Zeit dazu. Er war dabei sich umzukleiden und wä-
re gewiß nicht begeistert, von einer aufdringlichen Person aufgehalten zu werden. Wenn es sich um irgendeine andere Verabredung handeln würde, wäre es nicht so schlimm. Aber die Familie kam bei Sir Anthony immer an erster Stelle. Das war schon immer so gewesen, und das würde auch so bleiben.
Und
doch...
Die
unausgesprochen
gebliebene
Dro-
hung der Frau ging Dobson nicht aus dem Sinn. Er hatte es noch nie mit einer so beharrlichen Besucherin zu tun gehabt - nun ja, selbstverständlich mit Ausnahme von Sir
Anthonys
Familienangehörigen.
Würde
die
Person
Zeter und Mordio schreien oder gar wieder handgreiflich werden? Vielleicht sollte er Sir Anthony doch lieber über das Problem informieren.
Als er ins Zimmer trat, brauchte er nur einen flüchtigen Blick auf Willis, Sir Anthonys Kammerdiener zu werfen, um zu erkennen, daß die Laune ihres Herrn sich nicht gebessert hatte. Willis sah so aus, als hätte er schon einiges schlucken müssen.
Sir Anthony war nur mit einer Hose bekleidet und rieb sich gerade mit einem Handtuch die dichten schwarzen Haare trocken. »Was gibt's denn, Dobson?« fragte er un-gehalten.
»Unten wartet eine Frau, Sir. Sie ist einfach hereinge-stürmt und wünscht Sie zu sprechen.«
»Wimmeln Sie sie ab.«
»Das habe ich versucht, Sir, aber sie weigert sich zu gehen.«
»Wie heißt sie?«
Dobson konnte mit seiner Empörung nicht länger hinter dem Berge halten. »Sie hat mir ihren Namen nicht genannt, behauptet aber, eine Dame zu sein.«
»Ist sie das?«
»Ich bezweifle das sehr, Sir.«
Anthony warf gereizt das Handtuch beiseite. »Vermutlich will sie zu James. Verdammt, ich hätte eigentlich wissen müssen, daß seine Flittchen hier auftauchen würden, wenn ich ihn längere Zeit beherberge.«
Dobson räusperte sich verlegen. »Ich bitte um Verzeihung, Sir, aber sie hat ihren Namen erwähnt und nicht Lord Malorys.«
Anthony
runzelte
die
Stirn.
»Dann
gebrauchen
Sie
doch
einmal
Ihren
Verstand,
Mann.
Hierher
kommen
nur Frauen, die eingeladen sind, habe ich recht?«
»Jawohl, Sir.«
»Und hätte ich für heute abend jemanden eingeladen, nachdem ich wußte, daß ich außer Haus sein würde?«
»Nein, Sir.«
»Warum belästigen Sie mich dann überhaupt?«
Dobson spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoß.
»Ich wollte Ihre Erlaubnis einholen, die Frau mit Gewalt vor die Tür setzen zu dürfen. Sie will nämlich nicht freiwillig gehen.«
»Tun Sie das«, erwiderte Anthony trocken. »Und holen Sie einen der Knechte zu Hilfe, wenn Sie glauben, daß Sie mit ihr nicht allein fertig werden.«
Mit hochrotem Kopf sagte Dobson würdevoll: »Danke, Sir. Ich glaube, ich werde mir wirklich Hilfe holen. Diese Schottin ist mir etwas zu temperamentvoll.«
»Was
war
das?«
brüllte
Anthony
so
furchterregend,
daß Dobson schlagartig erbleichte.
»Ich... Ich...«
»Sagten Sie eben, daß sie Schottin ist?«
»Nein, nein, es hörte sich nur so...«
»Himmeldonnerwetter,
Mann,
warum
haben
Sie
das
nicht gleich gesagt? Bringen Sie sie her - und beeilen Sie sich, bevor sie es sich anders überlegt und geht.«
»Bevor sie...« Mit offenem Mund ließ Dobson seinen Blick durch das Zimmer schweifen, bevor er mühsam herausbrachte: »Hierher, Sir?«
»Sofort, Dobson.«
Kapitel 1 7
Anthony konnte es nicht glauben. Sogar als sie über die Schwelle trat, Dobson mit einem mörderischen Blick bedachte
und
ihn
selbst
nicht
viel
freundlicher
ansah,
konnte er es nicht glauben.
»Ich muß schon sagen, Sie haben einen sehr ungeho-belten Kerl als Butler, Sir Anthony.«
Sie hatte die Arme über der Brust verschränkt und klopfte mit dem Fuß ungeduldig auf den Boden. Völlig ungerührt von ihrem Zorn grinste er ihr zu. »Als ich Ihnen meine Adresse gegeben habe, meine Liebe, wollte ich Ihnen nur die
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