Malory
dafür bin ich Ihnen dankbar. Sir Artemus stand als erster auf meiner Liste, und bei ihm bleibt es jetzt also auch.«
»Er ist völlig mittellos, meine Liebe.«
»Kein Problem.« Sie lächelte. »Ich habe genug Geld, um seine Börse wieder zu füllen.«
»Sie
haben
mich
offenbar
nicht
richtig
verstanden,
Roslynn. Seine Spielleidenschaft ist in den letzten Jahren zur regelrechten Sucht ausgeartet. Er war früher einer der reichsten Männer in England, und jetzt ist er total verarmt. Er mußte seinen gesamten Grundbesitz verkaufen, mit Ausnahme des Gutes in Kent, und das ist mit schweren Hypotheken belastet.«
»Woher wissen Sie das?«
»Mein Bruder Edward hat die Verkäufe abgewickelt.«
Sie runzelte die Stirn, beharrte aber: »Das spielt keine Rolle. Vielleicht ist es sogar ganz günstig, denn in seiner Situation wird er es sich kaum leisten können, mir einen Korb zu geben.«
»Oh, er wäre natürlich hellauf begeistert. Und in einem Jahr wären Sie genauso mittellos wie er.«
»Sie vergessen, daß ich die Kontrolle über mein Vermögen behalten werde, Anthony.«
»Aber Sie übersehen die simple Tatsache, daß ein Mann Spielschulden machen kann. Und seine Gläubiger werden sich an Sie als Ehefrau halten, um an ihr Geld zu kommen.
Gegebenenfalls werden sie sogar Klage gegen Sie erheben, meine Liebe. Und Ihr schöner Vertrag wird Ihnen vor Gericht nichts nützen, wenn bewiesen werden kann, daß Sie Shadwell geheiratet haben, obwohl Sie über seine Spielsucht Bescheid wußten. Man wird Sie zwingen, seine Schulden zu bezahlen, ob Sie nun wollen oder nicht.«
Roslynn war erbleicht und starrte ihn mit weitaufgerissenen Augen an. Sie kannte sich mit den Gesetzen so wenig aus, daß sie keinen Augenblick an Anthonys Worten zweifelte. Und sie hatte einmal geglaubt, daß ein Spieler der ideale Ehemann für sie sein könnte! Und dabei würde er sie in den Ruin stürzen! Dann könnte sie ihr Vermögen auch gleich Geordie schenken.
»Sie machten alle einen so guten Eindruck«, murmelte sie
bedauernd.
Sie
warf
Anthony
einen
weidwunden
Blick zu. »Ist Ihnen bewußt, daß kein einziger übrigge-blieben ist?«
Ihr Jammer ging ihm zu Herzen, und er verspürte leichte
Gewissensbisse.
Aus
höchst
egoistischen
Motiven
hatte er sich in unverantwortlicher Weise in ihr Leben ein-gemischt und sie durch seine Halbwahrheiten und Lügen aller Hoffnung auf eine gute Partie beraubt. Aber er brachte es einfach nicht über sich, sie einem anderen Mann zuzuführen. Nicht nur, weil er sie selbst begehrte, sondern auch, weil er die Vorstellung, daß ein anderer Mann sie auch nur berühren könnte, einfach nicht ertrug.
Nein, er bedauerte nicht, alle Kandidaten schlechtge-macht zu haben. Er war sogar grenzenlos erleichtert, sich die Rivalen so elegant vom Halse geschafft zu haben.
Aber ihre Niedergeschlagenheit konnte er nicht mitanse-hen.
Um sie ein wenig aufzuheitern, schlug er vor: »Fleming würde Sie bestimmt heiraten, wenn auch nur, um die Gerüchte zu zerstreuen. Für Ihre Zwecke wäre er eigentlich ideal, und ich könnte dann sicher sein, Sie für mich allein zu haben.«
Seine wenig taktvolle Bemerkung brachte sie wieder in Zorn. »Ich heirate doch keinen Mann, der sich davor ekelt, mich zu berühren! Wenn ich schon heiraten muß, will ich wenigstens Kinder haben.«
»Ich stünde Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.«
Aber sie hörte ihm nicht mehr zu. »Ich könnte eigentlich gleich nach Hause zurückkehren und einen Kleinbauern heiraten. Was spielt es schon für eine Rolle, wen ich heirate? Es muß nur bald geschehen.«
Er sah alle seine Felle davonschwimmen. »Verdammt!
Sie können doch nicht...«
»Das hätte ich von Anfang an tun sollen. Zumindest weiß ich dann gleich, was ich bekomme.«
Er
packte
sie
bei
den
Schultern.
»Herrgott,
Weib,
glaubst du, ich lasse zu, daß du dich an irgendeinen Bauern wegwirfst?« Und plötzlich hörte er sich selbst sagen:
»Du heiratest mich!«
Kapitel 18
Erst als Roslynns Gelächter zu leisem Kichern verebbte, fiel ihr ein, daß Anthony ihren Heiterkeitsausbruch als Affront empfinden mußte. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und stellte fest, daß er sogar räumlich auf Distanz gegangen war und jetzt auf dem Bett saß, bequem auf einen Ellbogen gestützt.
Er sah allerdings nicht beleidigt aus, sondern eher verwirrt. Welch ein Glück, daß ihr Fauxpas ihn nicht in Zorn versetzt hatte, was sie ihm nicht einmal hätte verübeln können. Aber es
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