Malory
war wirklich zum Lachen. Londons be-rüchtigster Weiberheld und heiraten! Er hatte sich bestimmt nur einen kleinen Scherz erlaubt.
Das Lachen hatte ihr aber gut getan und sie wenigstens für einen Augenblick ihre Sorgen vergessen lassen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen trat sie etwas näher ans Bett heran.
»Sie haben wirklich das seltene Talent, einen Menschen aufzuheitern, Anthony, und an Charme fehlt es Ihnen ja nun weiß Gott nicht. Aber man merkt Ihnen an, daß Sie nicht in Ihrem Element sind, wenn es um Heiratsanträge geht. Soviel ich weiß, muß so etwas als Frage formuliert werden, nicht als Feststellung. Daran sollten Sie wirklich denken, wenn Ihr ausgeprägter Sinn für Humor Sie wieder einmal zu absurden Äußerungen verlei-tet.«
Er schwieg zunächst, blickte aber hoch und schaute ihr direkt in die Augen, was sie mehr verwirrte, als sie zugeben wollte.
»Sie haben völlig recht, meine Liebe«, sagte er schließ-
lich. »Ich muß ein wenig den Kopf verloren haben. Aber andererseits gebe ich nicht viel auf gesellschaftliche Kon-ventionen.«
»Nun...« Sie zog aus reiner Nervosität ihren hermelin-besetzten Umhang über der Brust zusammen. »Ich habe Ihre Zeit lange genug in Anspruch genommen.«
Er setzte sich auf und legte seine Hände auf die Knie.
»Sie haben mir noch keine Antwort gegeben.«
»Worauf?«
»Wollen Sie mich heiraten?«
Auch in dieser konventionellen Form hörte sich der Antrag
aus
seinem
Munde
nicht
minder
absurd
an.
»Aber Sie haben doch nur einen Scherz gemacht!« rief sie ungläubig.
»Da muß ich Sie leider enttäuschen, meine Liebe. Obwohl es für mich eine ebenso große Überraschung ist wie für Sie, meine ich es völlig ernst.«
Roslynn preßte die Lippen zusammen. Dies war nun überhaupt nicht komisch. »Kommt nicht in Frage. Ich würde Sie genauso wenig heiraten wie Geordie.«
Anthony hatte ihr Gelächter als völlig normale Reaktion empfunden, weil er über seinen eigenwilligen Heiratsantrag
zunächst
selbst
völlig
perplex gewesen
war.
Doch obwohl er so unüberlegt damit herausgeplatzt war, stellte er im nachhinein fest, daß er sich mit dem Gedanken an eine feste Bindung durchaus befreunden könnte, obwohl ihm bisher immer davor gegraut hatte.
Wenn sie nicht so verführerisch vor ihm stünde, wür-de er sich diese Idee freilich auch leicht wieder aus dem Kopf schlagen. Er war 35 Jahre ohne Ehefrau ausgekommen und fühlte sich als Junggeselle überaus wohl. Warum, zum Teufel, beharrte er dann darauf, daß es sein Ernst sei, wenn ihre Zweifel ihm eine so günstige Möglichkeit boten, den Kopf noch einmal aus der Schlinge zu ziehen?
Das Dumme war, daß er sich nicht gern in die Enge getrieben fühlte, und genau das hatte ihre Drohung, egal wen zu heiraten, bewirkt. Und noch weniger sagte ihm die Vorstellung zu, daß sie einfach aus seinem Leben verschwinden würde, wenn sie jetzt das Zimmer verließ.
Das durfte nicht geschehen. Sie war hier, und diese einmalige Chance würde er sich nicht entgehen lassen.
Den letzten Ausschlag gab jedoch ihre Weigerung, ihn zu heiraten. Sie würde ihn nehmen, und wenn er sie kompromittieren mußte, um ihr Jawort zu bekommen!
»Korrigieren Sie mich bitte, wenn ich etwas Falsches sage, meine Liebe, aber meines Wissens nach ist im Augenblick kein anderer Freier in Sicht. Und Sie haben vorhin selbst gesagt, daß es überhaupt keine Rolle spiele, wen Sie heiraten.«
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Das stimmt, aber Sie bilden eine Ausnahme.«
»Warum denn das?«
»Sie würden einen schrecklichen Ehemann abgeben.«
»Dieser Meinung war ich auch immer«, stimmte er zu ihrem großen Erstaunen bereitwillig zu. »Warum hätte ich mich sonst so lange vor der Ehe gedrückt?«
»Sehen Sie, Sie müssen mir selbst recht geben!«
Er grinste. »Es ist eine der Möglichkeiten, Liebste. Aber betrachten wir auch einmal die Vorderseite der Medaille.
Ich könnte mich als Ehemann durchaus bewähren. Bei Montieth ist das der Fall, und dabei wäre ich anfangs je-de Wette eingegangen, daß die Sache nicht gut gehen könnte.«
»Zufällig liebt er seine Frau«, betonte sie.
»Großer Gott, erwarten Sie von mir etwa eine Liebeser-klärung? Nach so kurzer Zeit...«
»Bestimmt
nicht!«
fiel
Roslynn
ihm
mit
hochroten
Wangen ins Wort.
»Aber wir wissen beide, daß ich Sie begehre, stimmt's?
Und wir beide wissen, daß Sie mich...«
»Sir Anthony, bitte!« Ihr Gesicht glühte jetzt förmlich.
»Sie werden mich nicht
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