Maltas Geheimnis
widersprach Alisha sofort. »In Englisch oder Deutsch mag es sich ähnlich anhören, aber nicht in Maltesisch. Außerdem ergäbe das auch keinen Sinn, oder?«
»Stimmt. Du hast vermutlich recht«, stimmte Raul nach kurzem Überlegen zu, »erzähl weiter.«
Dieses Mal ließ er sie bis zum Ende erzählen. Saß er zu Beginn noch sehr ruhig, fast schon relaxt auf seinem Stuhl, rutschte er am Ende unentwegt nervös hin und her.
»Das ist ja der Hammer!«, gab er zu. »Deine Freunde Axel und Jens entdecken eine unbekannte Höhle und sind nun verschollen. Dr. Magri scheint völlig fasziniert von einem mysteriösen Ring zu sein und der Polizeichef persönlich, seit Generationen zu den honorigsten Familien Maltas gehörend, scheint irgendetwas vertuschen zu wollen. Der Hoteldirektor hat vermutlich deinen Ring genommen, denn er stand, nach deiner Erzählung, als einziger in der Nähe des Ankleidezimmers. Deine Freundin Julia darf im Gegensatz zu dir abreisen, obwohl sie genau so viel über die Geschichte weiß wie du.«
»Sie ist nicht meine Freundin. Wir kennen uns kaum und verstehen uns auch nicht allzu gut«, stellte Alisha sofort richtig.
Sie sah ein spöttisches Lächeln auf seinem Gesicht und hatte das Gefühl, dass er sie irgendwie ganz anders als zu Beginn anschaute. Ihr fröstelte etwas.
»Und dieser Axel ist auch nicht dein Freund, oder wie?«, knurrte Raul sie an und zog seine dichten Augenbrauen hoch. Auf seiner Stirn bildeten sich Dackelfalten.
»Doch – schon. Wir leben in Berlin zusammen. Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn und Jens!«
Dieses Thema war ihr unsinniger weise in diesem Moment unangenehm. Sie hoffte, dass es schnell wieder gewechselt würde.
»Warum hast du mir dann in Paola nicht gesagt, dass du einen Freund hast?« Raul wirkte irgendwie verärgert.
»Weil du nicht gefragt hast – und außerdem, warum sollte ich dir das gleich auf die Nase binden? Du hast mir doch auch nicht erzählt, ob du eine Freundin hast. Oder?«
»Hab´ ich aber nicht«, antwortete Raul mit gesenktem Blick, fast schon flüsternd.
Sie verstand sich in diesem Moment selbst nicht mehr. Diese Worte taten ihr gut und zugleich hatte sie ein schlechtes Gewissen. Wie verwirrend!
»Wie soll es denn nun deiner Meinung nach weitergehen?«, fragte Raul nach einer kleinen Weile, diesmal wieder mit festerer Stimme.
»Ich will nach Axel und Jens suchen. Ich kann einfach nicht glauben, dass sie wirklich tot sind.«
»Und wie stellst du dir das vor?«
»Morgen früh geh´ ich zu den Klippen. Ich glaube zu wissen, wo sie hinuntergeklettert sind. Ich will die Höhle finden und dann dort weitersuchen.«
Sie sah einen Blick, der ihr sagte, dass er sie für restlos durchgedreht hielt. Die kommende Frage bestätigte ihr diesen Eindruck sofort »Und wie willst du das anstellen? Wie willst du die Klippen hinunter kommen. Bist du ´ne Fledermaus, dass du in dunklen Höhlen sehen kannst. Hast du eigentlich darüber mal nachgedacht?«
»Allerdings. Ich kann auch ganz gut klettern und ich weiß, wo sich noch eine ganze Menge Ausrüstung für dieses Abenteuer befinden müsste. Ich schaffe es, ich weiß das. Ich kann und will die beiden nicht einfach aufgeben!«
Hatte sie seinen Gesichtsausdruck in den letzten Minuten als den reinen Zweifel empfunden, so sah sie jetzt, wie Rauls Augen zu leuchten begannen.
»Okay… Na du scheinst ja echt zu wissen, was du willst. Das hört sich nach einem richtigen Abenteuer an! Eigentlich würde ich ja auch gerne mitkommen, ich kann aber nicht klettern.«
»Na das wäre ja was!«, dachte sie freudig erregt bei sich, »dann müsste ich wenigstens nicht alleine da runter klettern.«
»Es könnte schon funktionieren. Wir können ja erst mal schauen, was wir finden und dann unsere Entscheidungen treffen, wie´s weitergeht. Vielleicht …«
Sie kam nicht mehr weiter. Raul unterbrach sie »Super. Wir können allerdings erst morgen früh los. Heute ist es schon zu spät. Deine Geige kannst du hier lassen und du kannst auch hier schlafen…«
Als sie seinen Blick bemerkte, wie er erst sie und dann sein Bett anschaute, wurde sie wieder unsicher. Das was ihr dieser Blick sagte, wollte sie nicht – absolut nicht. Und wieder bekam sie kein Wort heraus. Nur mit dem Kopf schütteln, das gelang ihr noch. Warum benahm sie sich bloß so in seiner Gegenwart? Sie verstand sich selbst nicht mehr!
»Ich schlaf selbstverständlich auf dem Boden und ich tu dir auch nichts. Das verspreche´ ich.«, sagte Raul und
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