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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Lebeck
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du nicht schwindelfrei bist, solltest du das jetzt lieber zugeben, Raul.«
    Ohne sie anzuschauen murmelte er: »Ich hab keine Probleme mit großen Höhen, aber ich hab auch keine Ahnung vom Klettern, das ist alles. Sportlich bin ich allerdings gut drauf.«
    »Ich hab´ vollstes Verständnis, wenn du nicht mit mir kommst. Es genügt mir, wenn du mich solange absicherst, bis ich in der Höhle bin. Dann werd´ ich schon alleine weiterkommen, Raul. Wirklich!«
    »Lass uns erst mal die Stelle finden, an der sich deine Freunde abgeseilt haben, dann werden wir weitersehen. Einverstanden?«
    Sie nickte nur – was sollte sie dazu auch sagen. Schnell überprüfte sie nochmals ihre Kleidung und Ausrüstung, schmiss sich den Rucksack auf den Rücken und wandte sich den Klippen zu.
    »Einverstanden«, nickte sie kurz und stapfte los, als sie feststellte, dass er ihr folgte.
    Wenige Minuten später befanden sie sich an dem halbrund abfallenden Klippenstreifen. Das Meer lag schwarz und ruhig, wie ein dunkler Spiegel unter ihnen.
    »Bist du wahnsinnig, Alisha!«, hörte sie ihn rufen, als sie versuchte, etwas von der Steilwand zu erspähen und dazu noch näher an den Abgrund herangetreten war.
    Sie machte wieder einen Schritt zurück und nahm eines der kürzeren Seile mit Klinkhaken aus ihrem Rucksack, hakte es an ihrem Sicherheitsgurt ein und gab das andere Ende Raul »Hier! Damit musst du mich jetzt festhalten. Leg es doppelt und halt es immer straff gespannt. Aber nur so straff, dass ich mich auch bewegen kann. Ich muss viel näher an den Klippenrand, damit ich sehen kann, an welcher Stelle sich Axel und Jens abgeseilt haben könnten.«
    Wortlos nahm er das Seil und begann es straff zu halten. Sie näherte sich wieder dem Klippenrand und bewegte sich langsam Richtung Südosten. Sie spürte deutlich den Halt, den ihr das Seil gab. Sie stieß heftig die Luft aus. »Wenn er jetzt loslässt, fall ich in den Abgrund und bin Mus«, ging es ihr durch den Kopf, als sie schräg auf dem Klippenrand balancierte. »Wieso trau´ ich dem Kerl überhaupt. Bin ich eigentlich wahnsinnig?«
    Am liebsten hätte sie die Aktion abgebrochen. Ihre Beine wurden weich. Schnell warf sie einen kurzen Blick in Rauls Richtung und bemerkte sein konzentriertes, ernstes Gesicht und glaubte sogar steile Sorgenfalten auf seiner Stirn zu sehen. Wieder etwas beruhigt wagte sie sich noch ein wenig weiter vor und erspähte tief unter sich die schemenhafte Stelle, von der Axel bei ihrer Bootstour so geschwärmt hatte. Sie erkannte die Felsenformation wieder und war sich sicher: Hier in der Nähe – und an keinem anderen Ort – mussten diese beiden Verrückten ihre Klettertour begonnen haben.
    »Zieh mich etwas nach oben!«, brüllte sie Raul zu, »ich schaff es nicht alleine!«
    Schnell, zu schnell, zerrte es an ihrem Rücken. Sie konnte die Füße nicht mehr auf den porösen Felsen halten und verlor den Halt. Sie spürte noch, wie der Boden unter ihr nachgab und sie zu fallen begann.
    »Hilfe! Festhalten!«, konnte sie nur noch rufen, ehe sie über den Klippenrand abrutschte und haltlos am Seil baumelte.
    In Sekundenschnelle lief vor ihren Augen ein Film ab. Sie glaubte ihre Mutter zu sehen, wie sie auf sie einredete, nicht so lange in die Disko zu gehen und auf keinen Fall alkoholische Getränke zu versuchen. Sie sah sich aber gerade diese Verbote mit einer inneren Lust übertreten, als sie spürte, wie es langsam, etwas ruckend, nach oben ging. Der Film verschwand abrupt und ihr Atem ging stoßweise, während ihr Herz wie verrückt in ihrem Brustkorb bummerte.
    »Halt dich an den Felsen fest und hilf ein wenig mit, Alisha!«, hörte sie wie aus der Ferne Rauls Stimme. »So leicht bist du nun wirklich nicht, als dass ich dich ganz alleine hochziehen kann!«
    Die letzte Bemerkung ließ sie wieder in die Wirklichkeit zurückkommen. Wie konnte er denn jetzt noch Witze machen? Schnell griff sie nach den nächstliegenden Felsvorsprüngen und zog sich hoch. Nun ging es bedeutend schneller, doch ihre Finger waren sehr zittrig.
    Kurze Zeit später zog sie sich mit Mühe über den Klippenrand. Auf dem Bauch liegend spürte sie, wie ihr Tränen der Erleichterung über die Wangen rannen und sie leise kichern musste. Raul stand vor ihr und hielt das Seil immer noch straff gespannt in den Händen. Er betrachtete sie mit einem schwer deutbaren Blick.
    »Ich hab´s dir doch gesagt, Alisha, das ist einfach zu gefährlich.«
    Diese Bemerkung ließ Alisha hochfahren. »Bist du

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