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Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Abstriche machte. Irgendwoher musste die Zeit ja am Ende des Tages kommen. Und das war mir bewusst.
    Pausti und ich lebten deshalb in diesen Monaten aneinander vorbei. Sobald er um acht Uhr nach Hause kam, war ich eigentlich schon im Bett. Wir zofften uns zum ersten Mal richtig, zum zweiten Mal, zum dritten Mal, bis wir uns irgendwann nur noch stritten, wie viele junge Eltern auch. Aber wir blieben zusammen. Und das ist schließlich, was zählt.
    Und am Semesterende wurde ich fertig. Eines Morgens heftete ich meine Hausarbeit und fühlte die Dicke der ganzen Papierseiten. Mein Baby wog fünf Kilo, und ich hatte 200 Seiten geschrieben. Ich war unglaublich stolz auf beides – und auf mich. Gestillt und geschrieben. Es war ein gutes Gefühl. So konnte es weitergehen.
    Doch dann kam das zweite Semester, und es wurde kompliziert, um nicht zu sagen: ein Desaster. Und so ganz habe ich mich davon bis heute noch nicht erholt. Rückblickend würde ich sehr vieles anders machen. Maxime war mittlerweile fünf Monate alt, und – es half nichts mehr – ich musste zurück in die Seminare. Der Baby-Bonus war aufgebraucht. Ich musste Sprachkurse belegen und an Block- und Wochenendveranstaltungen teilnehmen. Zusammen waren das acht Stunden die Woche Präsenzpflicht. Das machte 80 Euro die Woche alleine für den Babysitter, da mein Mann Vollzeit arbeitete.
    Hinzu kamen noch die kleinen Ärgernisse, mit denen eine junge Mutter sooft kämpfen muss. Zwar war die Uniso nett, mir einen freien Raum für die Babysitterin zur Verfügung zu stellen, weil ich anfangs Maxime noch in meiner Nähe haben wollte, andererseits fand ich eines Tages einen großen Zettel an der Eingangstür des Instituts mit der Bitte, die (wohlgemerkt nur Pipi-)Windeln doch nicht im Büromülleimer, des wohlgemerkt leeren Büros zu entsorgen. Im 21. Jahrhundert? Dem Jahrhundert mit Frauenquote und verbesserter Familienpolitik? An einer staatlichen Uni? Wo die Putzfrau jeden Abend kommt. Ernsthaft?
    Es mag andere Meinungen geben, aber ich rang damals nach Luft und beschloss nach diesem Vorfall, Maxime zukünftig mit der Babysitterin zu Hause zu lassen, was mir allerdings fast das Herz brach.
    Aber ich hatte auch viel Unterstützung. Von meinem Professor zum Beispiel:
    »Bringen Sie ihren Sohn einfach mit, Frau Rosales«, sagte er cool und ich traute meinen Ohren kaum. Maxime war nämlich leider nicht so das »Ich-sitze-hier-still-Baby« und robbte mit fast sechs Monaten schon leidenschaftlich gerne über Fußböden. So war es immer ein kleines Glücksspiel, wie lange er mit mir im glühend heißen Juni-Sonne-Seminarraum durchhalten würde. Mit Schnuller und Spielzeug schaffte ich es meist, ihn zwei Stunden ruhig zu halten. Das war das absolute Limit und danach war ich schweißgebadet.
    Am Ende des Sommersemesters hatte ich zwar wieder alle Scheine zusammen, aber durchaus Federn gelassen, kaum Geld mehr auf dem Konto und alle Energie-Akkus aufgebraucht.
    Im Nachhinein denke ich, mein Fehler war, das ganze Kurspensum auf Biegen und Brechen schaffen zu wollen. Sicher hätte ich dann ein Semester mehr studieren müssen, aber was sind schon sechs Monate, wenn man am Ende Geld und Nerven gespart hat.
    Nun war es so, und sicher war, dass ich eine Pause brauchte. Da kam das dritte Semester ganz gelegen, in dem der Studienplan Auslandsaufenthalte und Studienreisen vorsah, an denen ich natürlich nicht teilnehmen wollte. Endlich konnte ich also eine Auszeit nehmen! Bis heute habe ich drei Viertel des Studiums in der Tasche. Etwas langsamer, als ich mir vorgenommen hatte, aber versprochen: Anfang 2014 den Abschluss, mein Wort drauf!
    Mir ist wichtig klarzumachen, dass es geht: Man kann Mama und Studentin sein. Ich habe gelernt, dass man an das Thema Studium mit Kleinkind viel selbstbewusster herangehen muss. Schließlich ist die Universität fast immer eine staatliche Einrichtung, und Frauen sollten gerade hier ihre Rechte einfordern. Deutschland, das Land mit einer zu niedrigen Geburtenrate und laut einer aktuellen Studie der Stiftung für Zukunftsfragen eines der kinderunfreundlichsten Länder Europas, will mehr Nachwuchs? Dann müssen hierfür auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden! In einer Studie für das Bundesfamilienministerium ermittelte der Bevölkerungsforscher Martin Bujard jüngst, dass eine durchschnittliche Akademikerin über 34 im Laufe ihres Lebens 1,24 Kinder bekommt. 2011 ist der Wert auf 1,34 Kinder gestiegen. Das ist zwar gut, aber noch lange nicht

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