Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
besonders organisierte Mamas hereinbricht und alle ehrgeizigen Pläne – wie damals meinen, nach sechs Monaten wieder arbeiten zu gehen – wie Platzregen auf Sand einfach wegschwemmt. Und so erging es auch Tanya.
Noahs Geburt und die erste Zeit danach stellten sich als kompliziert heraus – allerdings mehr für die neugeborene Mutter als für das kerngesunde Baby. Der Kampf mit der schmerzhaften, zwischenzeitlich dann auch entzündeten Kaiserschnittnarbe, dem Babyblues und dem Abschied vom wilden Leben als Schauspiel-Nomadin begann und dauerte an.
Spontan – mit dem Liebsten oder zum Drehen – nach Honolulu, das war mal! Und auch andere alltägliche Sachen, die Tanya aus den Jahren zuvor kannte, waren plötzlich über Nacht ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Ausgehen, morgens lange ausschlafen, ein ganzes Buch am Stück lesen waren Erinnerungen aus ihrem alten Leben, bald nur noch fragmentarische Erinnerungen.
Tanya, die gerade als Schauspielerin über Jahre hinweg immer auch sehr viel Körpersprache und Einsatz bringen musste, vermisste es, Sport und Yoga zu machen. Doch schon alleine wegen der Kaiserschnittnarbe musste sie sich drei Monate lang schonen.
Dabei beschlichen sie Gefühle, wie eben (fast) jede Mutter sie anfangs kennt. Das Baby fordert volle Aufmerksamkeit, Stillen bedeutet auch viel sitzen und die Bauchdecke fühlt sich an wie Puddingbrötchen. Hinzu kam, dass Noah ein Frühchen war und die ersten zwei Wochen im Brutkasten gelegen hatte. Deswegen fiel es Tanya auch zunächst sehr schwer, ihren Sohn allein zu lassen. Auf den Post einer befreundeten Mama-Bloggerin hin kommentierte Tanya diese Zeit spontan folgendermaßen: »Loslassen ist die größte Herausforderung und eine, auf die ich am wenigsten vorbereitet war. In der Schwangerschaft war ich der Meinung: ›Kind kann natürlich mit 6 Monaten in die Kita. Auch Großraum. Ich bin da ganz lässig und vor allem keine Glucke!‹ Als mein Sohn geboren wurde, dachte ich: ›Oh Mann, gibt es Krippen auch für 16jährige??? Vorher schaff ich das nicht.‹ Und auch wenn ich heute das Arbeiten und Alleinreisen sehr genieße, vermisse ich den kleinen Mann sehr schnell sehr.«
Und so genoss die Schauspielerin mit dem hohen Bekanntheitsgrad etwas ungeplant, aber glücklich, ein Jahrlang die Anonymität, Schlaflosigkeit, aber auch den Müßiggang des Mamaseins. Müßiggang gepaart mit Stimmungen wie »Ich krieg ne Meise, wenn ich noch einen Brei kochen muss!« – aber welche Mutter kannte das nicht!
Für Tanya war das in Ordnung, genauso wie ihrem Mann, der beruflich nach München musste, mit dem sechs Monate alten Noah zu folgen. Keine einfache Situation, wie sich herausstellen sollte …
Ein Schlüsselerlebnis ist ihr dabei besonders im Gedächtnis geblieben: Der Frühlingsnachmittag, an dem sie bei schönstem Sonnenwetter mit Baby Noah auf einer Decke saß und vergeblich versuchte, Kontakt zum Kreis von fünf Müttern mit Babys und dem dazugehörigen Spielzeug auf den Decken zwei Meter weiter aufzunehmen, was sich schließlich als chancenlos erwies.
Jeder Versuch, die Damen anzusprechen, endete mit abfälligen Schulterblicken und desinteressierten Antworten, bis sich schließlich eine in der Gruppe erbarmte und Tanya verriet, wo sie am besten im Internet nachsehen könne, wenn sie Mutter-Kind-Aktivitäten in München suche. Die andere Mutter siezte Tanya sogar – was verbal natürlich einer Ohrfeige gleichkam – und abends nur mit ein paar Gläsern Trost-Weißwein wegzustecken war.
In ihrem Bestseller Bringing Up Bébé beklagt sich die US-Autorin Pamela Druckerman, die als Journalistin in Frankreich lebte, dass die Pariserinnen ihr als Amerikanerin anfangs die kalte Schulter zeigten, indem sie keine sogenannten Me-Toos (dt.: Ich auch) machten. Sprich: Wenn sie die anderen Mütter beim Abholen der Kinder an der Krippe antraf, war nie wirklich eine dabei, die Sachen sagtewie: »Oh, du gehst noch zum Supermarkt? Ich auch!«, »Ach, du nimmst den Heimweg durch den Park? Ich auch!« oder »Echt, du gehst zum Babyschwimmen? Ich auch!«.
Ein bisschen so erging es Tanya in ihrer Zeit in München. Aber liebe Münchener Mamas, jetzt bitte nicht böse sein! Tanya hat nämlich auch andere Erfahrungen in München gemacht und in ihrer damaligen Nachbarin eine Seelenverwandte gefunden. Sie hat eine Tochter in Noahs Alter und die beiden Moms saßen abendelang zusammen, haben geflucht, gelacht, Kinderwagen geschuckelt, sich gegenseitig bekocht, die Kinder
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