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Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig

Titel: Mama Mutig - Virnich, B: Mama Mutig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Birgit;Lolosoli Virnich
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mächtige Mount Kenya stolz vor uns emporragte, hüpfte mein Herz vor Freude. Endlich ging es nach Hause. Bald lief das neue schwarze Asphaltband schnurgerade mitten durch das Grasland. Am Horizont tauchten zwei junge Samburus auf. Ihre roten Tücher waren auf ihrer Brust überkreuz gebunden. Lässig lehnten sie am Straßenrand auf ihren Speeren, ihren Mpere, und wirkten dabei wie die Hüter dieser unendlich weiten Halbwüste. Um sie herum sahen wir beim Näherkommen dann die ersten Ziegenherden. Einige der Tiere reckten sich auf zwei Beinen in die Baumkronen der Akazien, um so die saftigsten Blätter abzupfen zu können. Daneben grasten friedlich ein paar Rinder und Kamele zogen würdevoll durch den warmen Sand.
    Es handelte sich um Rendile-Hirten, die ihre Tiere an andere Nomaden verkaufen wollten – vertraute Szenen, die mir im Großstadtgewühl gefehlt hatten. Ich hätte einen Luftsprung machen können vor Freude. Akazien, so weit das Auge reichte. Als die ersten vulkanischen Gebirgsketten am Horizont dieser flachen Landschaft auftauchten, wusste ich, dass es nun nicht mehr weit war. Zwischen den Sträuchern huschten ein paar kleine Samburu-Hirten in roten Shukas ihren Tieren hinterher. Wie sehr hatte ich mich nach all dem gesehnt. Mir schossen Tränen in die Augen.
    Bei einem kurzen Zwischenstopp in Isiolo eine Stunde vor Archer’s Post war es schon brütend heiß. Vor der großen Moschee am Ortseingang beteten Somalis und Borana. Ein vertrauter Anblick. Auf dem Markt von Isiolo inmitten der Bauern und Nomaden wurde unser Auto gleich von Händlern
bedrängt. Manche gebärdeten sich sehr aufdringlich, andere kannten mich noch von früher, als ich hier immer eingekauft hatte, und freuten sich, mich zu sehen. Gierig saugte ich die unterschiedlichen Düfte von frischem Gemüse und Obst aus dem fruchtbaren Hochland rund um den Mount Kenya auf. Wie sehr hatte ich diese Gesichter, das Geklapper und die Gerüche vermisst. Seit Monaten war ich nicht mehr hier gewesen. Mit allen Sinnen nahm ich das alles in mir auf. Isiolo war schon immer die Nahtstelle zwischen dem traditionellen Norden und dem modernen Kenia. Hier vermengte sich das Alte mit neuen Ideen, manchmal auf sehr chaotische Weise.
    In wenigen Minuten war ich von aufgeregt schwatzenden Samburu-Frauen in ihren blauen Shukas, auf deren Schultern schwerer Schmuck lastete, umgeben. Die meisten waren auf dem Weg nach Archer’s Post. Sie quetschen sich in unseren Landcruiser – ab hier wird ein Auto zum Kleinbus, vor allem wenn man so viele Bekannte hat wie ich. Es war ganz selbstverständlich, dass man so viele Leute wie möglich mitnahm. Frauen aus dem gesamten Umkreis umarmten mich, wollten mit mir reden und fragten, was ich jetzt mache. Manche wussten, dass ich in Nairobi untergetaucht war, andere fielen aus allen Wolken. Nach altem Nomadenbrauch tauschten wir uns ausgiebigst aus.
    In dem Geländewagen ging es jetzt zu wie in einem Hühnerstall. Laut lachend erzählten die Frauen die jüngsten Neuigkeiten. Eng zusammengepfercht hockten sie mit ihren Einkaufstüten um mich herum und starrten mich erwartungsvoll an. Der Wagen glich nun einem vollgestopften Kleintransporter. Ich strahlte. Ich genoss das laute Geplapper. Fiona war völlig überwältigt. Sie ist zwar auch eine Samburu, kam aber aus dem hohen Norden Kenias und lebte schon seit Jahren in Nairobi. Tom und Fiona hatten sich über das Internet kennengelernt. Mein Sohn und seine hüsche Freundin wirkten wie zwei Städter aus einer anderen Welt.

    Als wir die kleine Stahlbrücke über den Uwaso-Fluss nach Archer’s Post passierten, wurde mir etwas mulmig. Langsam fuhren wir auf der Hauptstraße durch den Ort. Erinnerungen wurden in mir wach. In diesem staubigen Straßendorf hatte ich jahrzehntelang mit meiner Familie gelebt. Wenige Meter von hier wurde ich einst in meinem Laden verprügelt. Jetzt führte mein Mann in dem Laden eine Kneipe, The Acacia. Früher war der Laden ein Refugium für Frauen gewesen, jetzt tranken am gleichen Ort Männer aus der gesamten Umgebung ihren Alkohol. Stattdessen hatte ich Umoja als einen Zufluchtsort für Frauen geschaffen und ich würde jetzt dafür kämpfen, so schnell wie möglich dorthin zurückkehren zu können. Übermorgen würden mein Mann und ich uns das erste Mal seit mehr als einem Jahr wieder gegenüberstehen, und zwar vor Gericht. Endlich stand unser Scheidungsprozess in Isiolo an. Ein paarmal schon war der Termin vertagt worden. Jetzt hatten wir alle Papiere

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