Mamakind Spannender Liebesroman (German Edition)
dass mein aufgeregter Herzschlag bis ins Haus zu hören ist. Warum dauert es nur so lange?
»Schnell! Komm doch bitte endlich!«
Es war stockfinster und kalt. Ich wusste nicht wo ich bin und hatte Angst. Vorsichtig tastete ich mit den Fingern meine Umgebung ab. Ich lag in einem Bett. Wieder im Keller? Langsam hob ich meine Beine auf die Seite, als ich Porzellan oder Glas zerschlagen hörte. Kurz darauf wurde es hell. Ariane Stemmann stand vor mir und bückte sich, um die Scherben aufzuheben.
»Sie sind in Sicherheit, Frau Scherz. Haben Sie keine Angst mehr. Bleiben Sie noch liegen. Sie haben eine Lampe umgeworfen und es liegen überall Glassplitter auf dem Boden.«
»Wo bin ich?«
»Im Haus einer Freundin. Zu mir nach Hause konnte ich Sie nicht bringen. Ihre Fußspuren im Schnee haben uns gleich verraten. Sie suchen schon nach Ihnen und beobachten seit Stunden meine Wohnung. Aber diese Adresse kennen Sie nicht.«
»Polizei. Rufen Sie die Polizei.«
»Ja, Bea, es wird Zeit, dass die beiden endlich hinter Gitter kommen.
Dennis und Elena kamen nicht hinter Gitter. Noch nicht einmal Anklage wurde erhoben. Natürlich stritten sie alles ab. Noch vor dem Eintreffen der Polizei, räumten und säuberten sie den Keller penibel und ließen alle Beweise verschwinden. Ich stand da wie eine Lügnerin. Wie eine durchgeknallte Drogenabhängige, die sich nicht eingestehen wollte, dass sie schwanger war. Ariane hatte meinen Vater informiert. Er holte mich gegen den Rat der Ärzte sofort aus dem Baseler Hospital ab. Auf keinen Fall wollte ich das Kind in der Schweiz zur Welt bringen. »Vater unbekannt« sollte in der Geburtsurkunde stehen und das Baby sollte die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Das Baby? Nein, mein Kind. Mein Mädchen. Die Ärzte im Hamburger Krankenhaus sagten, sie sei gesund und ich sollte aufhören, mir Sorgen zu machen.
Als Käthe mich das erste Mal besuchte, erzählte sie mir, dass Dennis ständig vor unserem Haus herumlungert. Angesprochen hatte er sie nicht. Sobald er Papas Wagen vorfahren sah, machte er sich aus dem Staub.
»Oma, ist er dir gefolgt? Weiß er jetzt, wo ich bin? Hast du auch wirklich aufgepasst?« Sie schwor Stein und Bein, dass sie unbemerkt in die Frauenklinik fuhr. Allerdings seither wurde ich mit Blumen und Post überschüttet. Die Sträuße gab ich gleich an die Schwestern weiter, die auf der Station stets ein Auge auf mein Zimmer hielten und niemanden außer der Familie zu mir ließen. Die Briefumschläge türmten sich ungeöffnet in meiner Nachttischschublade. Trotzdem zuckte ich jedes Mal zusammen, wenn sich die Tür öffnete. Nein, ich wollte und konnte ihn nicht wiedersehen. Vor den Anderen habe ich die Zeit meiner »Gefangenschaft« heruntergespielt. Es hätte meinen Vater in den Wahnsinn getrieben, zu wissen, was ich erleiden musste. Allerdings der Chefarzt riet mir, dringend therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich heulte mich lieber jeden Abend in den Schlaf und gab mich stets zuversichtlich, wenn Tati mich täglich besuchte. Einmal kam sie in Begleitung von Lore. In gewohnter und verhasster Art und Weise blies Mutter mir den Marsch. Ich hätte mir mein ganzes Leben verbaut. Ledig, mittellos, ohne Ausbildung und bald auch noch mit Kind. Warum ich den Vater nicht heiraten will, fragte sie mich tatsächlich. »Aber Unterhalt wird er doch wohl zahlen!« Ich versuchte, ihrem stechenden Blick auszuweichen und stellte meine Ohren auf Durchzug.
»Reinhold hat mir zugestimmt. Wir kümmern uns um dein Kind und du kannst eine Ausbildung machen.« Ja, bestimmt! Gerade dir, werde ich mein Kind anvertrauen.
»Danke für deinen Besuch. Ich rufe dich an, sobald ich entbunden habe. Tschüss, Mama!« Beleidigt zog sie von dannen.
Ich nannte sie Christine. Sie war ein entzückendes Neugeborenes und kerngesund. Das war keine Selbstverständlichkeit nach monatelangem Zwangskonsum von Tranquilizern. »Glückwunsch, Frau Scherz. Die Kleine ist wohlauf und mit 3800g ein richtiger Wonneproppen.« Sie sah aus wie Dennis und ich wusste, dass ihr Erzeuger täglich vor dem Krankenhaus stand und wiederholt versuchte, mich zu besuchen. Ich hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen soll. Papa meinte, ich sollte im Beisein eines Anwalts noch einmal mit ihm sprechen und ihm klar machen, dass er mich in Ruhe lassen soll. Nachdem er gegangen war, gab ich Schwester Lydia ein Zeichen, dass sie Dennis hereinlassen darf. Meine Hände zitterten und
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