Mamas Gluecksbuch
zu tun, und sich umso sicherer fühlen, je besser sie überzeugen konnten. Aber keine Sorge, so sind nicht nur Eltern, genauso sind auch Computerfreaks (Apple oder PC, was ist besser?), politisch Engagierte, Tierbesitzer (Hund oder Katze?), Ernährungsbewusste (Bio oder G’spritztes?), Ärzte (klassische Medizin oder Naturheilkunde?), Fußballfans (Hertha BSC oder Dynamo Dresden?), Frauen und Männer (wer von beiden sind die besseren Menschen?), ja, ganze Generationen streiten begeistert seit Jahrhunderten über alle Themen miteinander … So sind wir Menschen nun mal.
Hier ein paar sich herrlich widersprechende Tipps rund ums Babydasein zum Schmunzeln und mit deinen eigenen Erfahrungen Vergleichen:
Vorbeugen ist wichtig: Zieh dein Kind warm an!/Abhärten ist notwendig: Zieh alles aus!
Stillen ist das einzig Wahre./Fläschchen ist am besten.
Hauptsache, du verwöhnst nicht zu sehr! /Hauptsache, du bist nicht zu streng!
Konsequent sein ist wichtig./Flexibel auf die Situation eingehen ist wichtig.
Impfen ist lebenswichtig und verantwortungsvoll./Impfen ist lebensgefährlich und nur ein Diktat der Impfstoffindustrie.
Kinderkurse fördern die Intelligenz./Kinderkurse überfordern.
Täglich baden ist gesund./Selten baden ist besser für die Haut.
Fluoretten und Vitamin D müssen sein./Das Zeug hab ich ganz vergessen, finde es auch nicht wichtig.
Allgemeingültige Regeln und ideale Methoden gibt es nicht. Jedes Kind, jede Mutter und jeder Vater sind Individuen mit eigenen, manchmal unvorhersehbaren und zudem noch sich wandelnden Bedürfnissen. Und jede Familie hat andere Prioritäten, Werte und Leitgedanken. Leider, denn sonst wäre alles ja ganz leicht. Oder zum Glück, denn: Würden wir auf alle Meinungen hören, wäre unser Leben ein vollkommenes Durcheinander. Die Vielfalt zeigt lediglich, wie unterschiedlich wir sind. Dein Weg äußert sich in deinem persönlichen Wohlbefinden. Und unterwegs wirst du immer wieder Feinjustierungen an der Richtung vornehmen. Ganz so, wie das dieser wunderbar lebendige Prozess, den wir Leben nennen, erfordert.
Es ist möglich, sich in diesem Wirrwarr zu orientieren: Höre auf die eigene Stimme. Achte auf deinen Menschenverstand (zugegeben, bei mir hält der sich gerne versteckt!) und dein Bauchgefühl (mein Bauch ist da, aber wo ist mein Gefühl?)
und genieße nebenbei die Tipps anderer, wenn dir danach ist. »Vielleicht probiere ich das auch. Vielleicht lass ich es aber auch bleiben, mal sehen.«
Das gilt auch für unsere eigenen Ratschläge: Erzählen wir von unseren Erfahrungen, egal ob es sich um wunderschöne, um ärgerliche oder traurige Momente handelt, können wir andere bestimmt damit unterstützen. Vor allem, wenn wir ehrlich und undogmatisch sind. Dazu gehört auch, dass wir uns selbst daran erinnern, dass unsere Tricks und Tipps manchmal gut klappen, in einer anderen Phase aber wieder überhaupt nicht mehr.
Zuhören genügt
Da sich immer alles ändert, ändern sich natürlich auch die Weisheiten. Die, die andere dir verkünden, aber auch die, die du selbst gefunden zu haben glaubst. Es tut uns allen gut, wenn wir uns erst mal zuhören und das Gehörte nicht sofort bewerten. Das ist angenehmer als ein wissenschaftlich untermauerter Vortrag über die beste Methode.
Unsere Sehnsucht nach ganz und gar objektiven, absolut sicheren Tipps hat viel mit unseren Wünschen und Erwartungen zu tun. Das bekannte »wenn – dann« lockt uns so manches Mal in eine Falle. Wenn Lea einen Schnuller nähme, dann schliefe sie besser – und ich auch! Wenn Felix seinen Schnuller wiederum endlich abgäbe, dann müsste ich mir keine Sorgen mehr um seine Zähne machen! Würde ich Laura nicht mehr stillen, könnte ich endlich nächtelang Cocktails trinken. Überhaupt: Wenn ich erst mal richtige Tanzschuhe habe, kann ich auch viel besser tanzen! Wenn ich wieder jogge, kann ich beim Marathon teilnehmen. Und wenn ich dann gut aussehe, wären die Leute viel netter.
Schön wär’s, aber ist es auch immer wahr? Aus so manchen vagen Ideen wird eine feste Erwartung. Und feste Erwartungen sind so ziemlich das, wo alle Menschenwesen aufhören mitzumachen. Kinder haben keinen Spaß mehr und streiken, im schlimmsten Fall blockiert man sich damit sogar selber. Denn das klingt nicht nach Lebensfreude und fühlt
sich nicht gut an. Im Gegenteil: Da stimmt oft was nicht. Die ganze Idee stimmt sogar oft nicht. Lea nimmt dann vielleicht doch einen Schnuller, aber nun lässt sie ihn auch nicht mehr los – ein
Weitere Kostenlose Bücher