MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
verbrannt. In Villanuovo! Selbst wenn kein Zusammenhang mit den Messern bestand, war das ein Ansatz für weitere Recherchen.
New York, vor einiger Zeit
Verärgert betrat Braulio Ostrogón am Abend den Keller der Bank.
„Wann bist du endlich fertig?“, herrschte er Yasuhiro Atakamo an.
Der räusperte sich. „Übernächste Woche.“
„Verdammt, warum dauert das so lange? Du hast doch eine Menge Erfahrung damit!“ Braulio schnaubte.
„Das Papier …“
Braulio Ostrogóns Blick durchbohrte den Raum zwischen ihnen.
„… wird erst kommende Woche geliefert“, ergänzte Yasuhiro kleinlaut.
„Und das Dokument selbst?“
Nun atmete Yasuhiro erleichtert aus. „Wenn du Wert darauf legst, zeige ich es dir am Computer.“
„Ich lege Wert darauf! Großen Wert sogar“, knurrte der Spanier und beugte sich über den Japaner, damit er den Bildschirm betrachten konnte.
„Dikksen? Was ist denn das für ein bescheuerter Name?“
„Du hast mir gesagt, ich soll mich auf Europa konzentrieren“, sagte Yasuhiro Atakamo und schwitzte unmerklich, als Braulio den Namen aussprach. Ob er etwas merkte?
„Ja, aber den Namen kann ich nicht mal richtig aussprechen.“
„Wenn sie dort am liebsten Europäer einbürgern, sollte sich der Name im Pass auch so anhören. Nach umfangreicher Recherche …“, die Lüge kam ihm flüssig über die Lippen, „… präsentiere ich dir mit Dikksen das geforderte europäische Schrift- und Klangbild.“
Braulios runzelte die Stirn, doch er widmete sich weiter dem Dokument auf dem Bildschirm. „Na ja, sieht schon klasse aus, was du da produzierst.“
„Am besten, du überlässt mir die Details. Bis jetzt hat es doch immer funktioniert, oder?“
Diese Episode rief der Japaner sich ins Gedächtnis, als er im noblen Wartebereich von Kougler & Friends in einem Ledersessel Platz nahm, den die säuselnde Dame, deren Stimme er schon vom Telefon kannte, ihm angeboten hatte.
„Dr. Spiglar holt Sie gleich persönlich ab“, flötete sie und verließ mit hoch erhobenem Kopf den Warteraum. Seine mattgraue Ledermappe hatte Yasuhiro Atakamo an die Brust gepresst, als enthielte sie wertvolle Juwelen. Tatsächlich befand sich jedoch nur Papier darin: sämtliche Dateien seiner Braulio-Dokumentation nebst handschriftlichen Notizen, die damit in Zusammenhang standen.
„Guten Tag, Herr Atakamo!“, grüßte der Anwalt sachlich.
Nachdem einige Höflichkeitsfloskeln zwischen Anwalt und Mandant ausgetauscht waren, führte Dr. Spiglar seinen Klienten in den zweiten Stock in den Konferenzraum. Dr. Kouglar hatte angeordnet, dass das Meeting dort stattfinden sollte, weil sich in diesem Raum die aufwendigste Abhörtechnik des Hauses befand. Dr. Spiglar wusste nichts davon, noch ahnte er, dass sein Chef alles unternommen hatte, damit niemand etwas von den umfangreichen technischen Abhörmaßnahmen erfuhr, die der IT-Manager, Sohn und einziger wirklicher Vertrauter des Inhabers, entwickelt und im ganzen Haus eingebaut hatte. Genauso wenig wusste der Anwalt etwas von dem Auftrag, den Dr. Kouglar Conan Plummers erteilt hatte. Der Detektiv sollte von seinem Büro aus das Meeting überwachen und anschließend Mandant und Anwalt bespitzeln.
Dr. Spiglar war klein und schmächtig und hatte schüttere Haare, die er über seine beginnende Glatze gekämmt hatte. Trotz seiner schwächlichen Statur hatte Spiglar ein zackiges Auftreten und einen forschen Gang, was ihm etwas Militärisches verlieh. Schwungvoll öffnete Dr. Spiglar die doppelflügige Tür zum Tagungsort der kommenden beiden Stunden.
Yasuhiro Atakamo konnte seine Beklemmung nicht vollständig ablegen. Doch er bemühte sich, sich zu entspannen.
Der Anwalt setzte sich neben seinen Mandanten, statt gegenüber, wie er das normalerweise machte, und beugte sich zu ihm hinüber.
„Herr Atakamo, sagen Sie mir doch bitte, wie ich Ihnen helfen kann. Anschließend sprechen wir über die Unterlagen, die sie mitgebracht haben.“
Yasuhiro seufzte hörbar. „Erst einmal müssen Sie wissen, dass ich sehr lange gebraucht habe, um überhaupt mit jemandem über die Sache zu reden. Und als ich mich dann dazu entschlossen hatte, habe ich eine Menge Zeit verbracht mit der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner.“
Dr. Spiglar nickte.
„Bei meiner Suche nach der besten anwaltlichen Beratung in dieser Stadt tauchte immer wieder der Name Ihrer Kanzlei auf.“
Wieder nickte der Anwalt.
„Wobei Ihre exorbitanten Honorare von Privatklienten oft angeprangert
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