MAMMON - Für Deine Sünden wirst Du büßen (German Edition)
schloss die Sicherheitstür. Dabei rutschte ihm ein Ordner aus der Hand. „Lass mich raus, ich will eine Zigarette rauchen“, sagte er und hob den Ordner auf.
Yasuhiro Atakamo aktivierte den Türmechanismus, und Braulio ging hinaus. Da sah er ein Blatt. Es musste aus dem Ordner gerutscht sein. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und hob es auf. Kopieren erschien ihm zu gefährlich, ein Foto mit der Handykamera musste genügen. Anschließend legte er es dorthin zurück, wo er es gefunden hatte.
Der Summer ertönte.
Braulio betrat den Raum und sah sich um. „Was hast du da gerade gemacht?“, fragte er mit schneidender Stimme.
Yasuhiro zuckte erschrocken zusammen. Dann legte er alle Entschlossenheit in seine Frage: „Was meinst du?“
„Spiel mir jetzt bloß nichts vor!“, sagte der Spanier scharf und funkelte sein Gegenüber an.
Dem Japaner wurde unbehaglich zumute. Irgendwie schaffte er es, sich zusammenzureißen.
„Verdammt noch mal, du dreckiger …, wo ist das Blatt?“
„Welches Blatt?“ Yasuhiros Frage klang unschuldig.
„Das mir aus dem Ordner gerutscht ist.“
Daraufhin schaute sich der Japaner um. „Da liegt es doch!“, sagte er und wies auf den Boden bei der Tür.
Es war bereits vier Uhr morgens, als Braulio Ostrogón sich verabschiedete. „Wenn ich zurückkomme, ist einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Erlösung vollbracht.“
Braulio sprach oft von der Erlösung, und Yasuhiro hatte längst aufgehört, sich zu fragen, was das sein mochte. Braulio würde es sowieso nicht verraten. Als der Spanier gegangen war, druckte Yasuhiro das Handyfoto aus und studierte den Inhalt. Es ergab keinen Sinn.
Jegor, Gonzalez – > Mulde – > über London? Artjom, Filippo? – > Rückstand – > FFM!
Oceanne – > Hüter – > ---
Dhakiyah – > Hüter – > Rom, AMS
Akemi – > Rückstand – > LAX?
Qiang – > Rückstand – > AMS
Spanien, Gegenwart
Die Rezeption war verlassen, als Sebastian, Violetta und Adrian sich gegen Mitternacht im Foyer trafen. Jeder spürte die Spannung des bevorstehenden Abenteuers. Was sie vorhatten, war in jeder Hinsicht bedenklich. Doch unvermeidlich, wenn sie weiterkommen wollten.
Zwischenzeitlich hatte Adrian die Entschlüsselungsprozedur durchgeführt. Allerdings war noch keine Nachricht von Kant gekommen, und er konnte die Informationen des CIA kaum erwarten. Außerdem hatte er sich im Internet mit Lockpicking vertraut gemacht, jener Methode, die Zugang zu Orten versprach,
deren Schlüssel man nicht besaß: einbrechen. Sebastian hatte das nötige Werkzeug gekauft.
Ohne Eile spazierten sie gegen 0:30 Uhr in Richtung des Museums und stellten fest, dass das Treiben in den Straßen langsam zur Ruhe kam. Die Gasse selbst war menschenleer, eine trübe Nachtbeleuchtung ließ die schemenhaften Umrisse der Häuser nur erahnen. Adrian nestelte mit dem Spanner, stocherte mit dem Haken, doch das Schloss rührte sich nicht. Schon bald wuchs seine Ungeduld, und er fluchte leise. Der Haken brach ab.
„Verdammt!“
Sebastian grinste. „So was habe ich schon geahnt und deshalb drei Stück gekauft!“ Er gab ihm den zweiten Haken. „Sei vorsichtiger!“
„Du bist unglaublich!“
Violetta schaute Adrians Bemühungen geduldig zu. Schließlich flüsterte sie ihm ins Ohr: „Lass mich mal versuchen!“
„Bitte!“, sagte Adrian gekränkt und gab ihr das Werkzeug.
Vorsichtig setzte Violetta den Spanner an und rührte mit dem Haken im Schloss. Adrian stand daneben und tippte nervös mit dem Fuß. Die Situation war ohnehin bizarr genug. Er selbst, nicht einmal im Heimatland Polizist, von seinen beiden Begleitern ganz zu schweigen, brach im Ausland in ein privates Museum ein. Ponisega würde ihm dafür sicher einen Orden verleihen!
Plötzlich hörte er ein Klicken – die Tür stand offen. Ungläubig sah er Violetta an. Sie hob triumphierend den Kopf, dann verschwanden sie im Innern.
Ohne die Lichtflut der iberischen Sonne beherrschte nun ein dunkles Grau den Ausstellungsraum. Stärker als am Nachmittag hatten sie das Gefühl, in einem Museum zu sein.
Wortlos gingen sie zur Treppe in der hinteren Ecke. Sebastian verzog das Gesicht, als sie an dem historischen Amboss vorbeigingen. Zuerst sahen sie, dass Cariolós den Hocker wieder aufgestellt hatte. Der rote Lack war inzwischen vollständig getrocknet. Von dem rot glänzenden Gegenstand, der aussah wie ein Siegellackbarren, fehlte jede Spur.
Adrian wollte sich sofort ans Öffnen der Tür zum Privatbereich
Weitere Kostenlose Bücher