Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
Vom Netzwerk:
benimmst.“
    Marion lächelte. Sie log. Verdammt! Sie log. Ich spürte, dass etwas faul war. Sie marschierte davon mit ihrem süßen Arsch, holte sich was bei Rugbys provisorischer Bar zu trinken und stellte sich zu Nelly und ein paar Wirtschaftsstudentinnen aus dem Heim. Alles blonde Püppchen. Püppchen, die die Nase rümpften über Typen wie mich.
    Ich summte die Melodie eines Songs, dessen Text ich vergessen hatte.
    „Marion, Marion“, sagte Gugl, der plötzlich neben mir saß und mir mit seiner Bierflasche in der Hand zuprostete. „Was war denn das für eine Zeremonie eben?“
    „Du musst nicht alles wissen.“
    „Dann verliere ich meinen Spitznamen.“
    „Ach, lass mich einfach.“
    „Marion, Marion“, sagte er wieder, schnalzte mit der Zunge und musterte mich. „Für 50 Euro erfährst du, was es über Marion Räuber zu erfahren gibt.“
    „Was willst du mir über Marion erzählen können?“
    „Find’s heraus.“
    „50?“
    „Wenn du wüsstest, was ich weiß, würdest du das 10fache bieten.“
    „Fick dich, Gugl! Ich hab keine 50.“
    „Tja.“
    Ich holte meine Geldtasche aus der Jacke, aber ich hatte nicht einmal 20 Euro bei mir. Nur einen Fünfer und ein paar Münzen.
    „Okay“, sagte ich und schüttete die Münzen in seine Hand. „Sag mir ein Drittel von dem, was du weißt.“
    Gugl steckte das Geld ein und musterte mich. „Ich weiß, warum Marion bei Shane abhängt.“ Ich sah, wie Marion mich und Gugl beobachtete, aber ihre Blicke waren mir egal. Gugl schüttelte sich seine Haare aus dem Gesicht. „Ihr Bruder schuldet Öcal und Ugi ne dicke Stange Geld.“
    „David?“
    „Ich weiß nicht, wie er heißt. Ich weiß nur, dass er n Zocker ist. Dass er in Hinterzimmern gepokert hat und einmal eine fette Summe verspielt hat. An ein paar junge Russen.“
    „Wie viel? Wie viel hat er verloren?“
    „Weiß ich nicht. Aber so viel, dass er bis heute in der Kreide steht. Das Problem ist, dass der Typ zurzeit in einer Drogenklinik sitzt und nichts arbeiten kann.“
    „Scheiße …“
    „Shane hat ihm den Arsch gerettet. Die Russen hätten ihn platt gemacht, wenn er das Geld nicht besorgt hätte. Die Russen hätten dem die Eier abgeschnitten, die kennen da nichts. Bei denen ist n deutscher Hoden nicht viel wert.“
    „Okay“, sagte ich. „ Shit happens. Aber was hat Marion damit zu tun?“
    „Sie liebt ihren Bruder über alles.“
    „Das weiß ich.“
    „Ihre Eltern haben kein Geld. Die haben vor ein paar Jahren ein Haus gebaut, sich scheiden lassen, die müssen noch Jahre zurückzahlen. Marion kommt aus ner verkorksten Familie.“
    „Ich verstehe nicht ganz, auf was du hinaus willst.“
    „Naja, ist ja nur so ein Verdacht“, sagte Gugl leise, und es sah irgendwie für nen Moment so aus, als würde er grinsen. „Aber vielleicht lässt sie sich hin und wieder knallen.“
    „Von Shane?!“
    „Von jedem.“
    „ Marion?! “ Ich ballte meine Fäuste, aber Gugl legte vorsorglich seine Riesenhände darauf.
    „Bevor du ausrastest, hör mir zu!“
    „Du behauptest, Marion wär ne Nutte?!“
    „Ich sage nur, dass ich nicht glauben kann, dass die Kontaktanzeige ihr Ex-Freund ins Netz gestellt hat. Ich habe mich mal bei Nelly erkundigt, wer ihr Ex war. Der Typ ist ein Streber wie er im Buch steht, ich habe sein Profil auf XING gelesen. Ein Jusstudent knapp vor dem Abschluss, engagiertes CSU -Mitglied, und er ist in einem Segler- und Golfclub. Ich sag dir, der steigt nach dem Studium auf wie eine Rakete. So ein Saubermann wie der würde niemals seine Karriere wegen so einem Mist gefährden.“
    Ich sah rüber zu Marion, sah das Mädchen, das ich liebte, über alles liebte, und es war, als würde mit ihr die ganze Welt untergehen, alles in lautem Getöse in den Abgrund stürzen.
    Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Ich wusste nur, wenn ich jetzt mit ihr sprach, wenn ich sie jetzt damit konfrontierte, würde es eine Katastrophe geben, egal, wie ihre Antwort lauten würde. Ich war so geladen, stand so neben mir, ich hätte für nichts mehr garantieren können. Vielleicht hätte ich sie geschlagen. Ja, fuck. Ich hab nie Frauen geschlagen, ich hasste Typen, die das taten, aber in dem Moment, in diesem Zustand der Verzweiflung und der Wut wäre ich wahrscheinlich zu allem fähig gewesen. Wie in Trance und von einer fremden – guten – Macht geleitet, ließ ich Gugl zurück, Marion zurück, verließ ich die Grillparty, ging durch die Zauntür und schritt über den Parkplatz zur

Weitere Kostenlose Bücher