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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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akzeptierte und keine Angst mehr hatte. Ich war schon tot. Ich war längst tot. Keine Angst mehr. Keine Gefühle mehr. Das Leben war vorbei. Was jetzt noch kam, war nur noch Zugabe.
    Ich saß im Dunkeln, ich hörte nur Lachen, aber in meinem Kopf, da lief der volle Porno ab.
    Ich sah, wie sie an ihre Titten griffen, ich sah, wie sie sie zwischen den Beinen betatschten. Einer der beiden kippte Sekt auf ihren Bauch und der andere leckte ihn ab, steckte seine Zunge in Marions Bauchnabel.
    Ich sah alles, ich schwör.
    „Nur mit Kondomen“, hörte ich sie sagen. „Und keine Schweinereien!“
    Zwei Typen fickten mein Mädchen. Und ich saß da und tat nichts. Zwei Typen fickten mein Mädchen, ich hörte, wie sie stöhnte, übertrieben laut, was sie manchmal auch bei mir machte, wenn sie genug hatte und wollte, dass ich jetzt kam. Ich hörte, wie Fleisch auf Fleisch klatschte. Sie wurde von hinten genommen, sie war auf allen vieren.
    Mein Baby. Auf allen vieren.
    Die fickten mein Baby.
    Ich nahm das Eisen und hielt es an meinen Kopf. Ich wollte mir den Schädel wegpusten, wollte die Hirnmasse an die Wand klatschen, aber sobald ich meinen Finger bewegte, schoss mir der Schmerz bis ins Hirn.
    „Stoß mich! Oh ja! Stoß mich!“, wie oft hatte das Marion zu mir gesagt, und jetzt sagte sie es zu diesem fremden Kerl. „Härter! Härter!“
    „Oh ja, Baby!“
    „Tiefer! Tiefer! Los, zeig mir, wer der Herr ist!“
    Die beiden Typen lachten. „Oh yeah, beweg deinen Arsch!“
    „Das ist geil“, schrie sie. „Oh, wie ist das geil!“
    Shane hätte sie getötet. Alle drei. Er hätte sie getötet und ich hätte sie auch getötet. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich diese Strafe verdiente. Oh ja. Ich hatte jede Strafe verdient. Diese und die nächste und alle, die da kommen würden.
    „Oooooooh, dein Schwanz ist gut, so gut!“
    „Ja, ja, ich besorg’s dir, Scheißnutte.“
    „ …“
    „Was ist los, Baby?! Mach weiter! Mach doch weiter.“
    „Nutte? Hast du eben Nutte gesagt?“
    „Und?“
    „Nenn mich nicht Nutte.“
    „Jetzt zier dich nicht! Mach weiter! Beweg dich!“
    „Sag das nicht zu mir!“
    „Das macht dich doch scharf, gib’s zu!“
    „Nein, hör auf!“
    „Beweg deinen Arsch! Beweg deinen Arsch, Scheißnutte.“
    „Nein, nein …“
    „Du magst das doch, wenn ich so rede. Das macht dich doch nur feuchter.“
    Ich hörte, wie der Typ ihr mit der flachen Hand auf den Arsch schlug und sie aufschrie. Dann ging’s weiter.
    Fleisch gegen Fleisch.
    Meine Knie zitterten, als ich aufstand, die Tür öffnete, durch den Flur schlich und nach draußen verschwand. Ich stolperte die Treppe runter, ich stürzte aus dem Haus, ich hatte ein Rauschen im Ohr, mein Herz hämmerte, meine Beine liefen von alleine, ich hatte keine Ahnung wohin, keine Ahnung, was tun, keine Ahnung, wie ich das überleben sollte.
    Fuck Shane.
    Fuck Marion.
    ***
    Ich irrte umher, ich ging bei Rot über mehrere Kreuzungen und brachte Autos zum Quietschen, ich rempelte aus Versehen Menschen an, sie beschimpften mich, zwei Kanaken wollten mit mir kämpfen, ich ging davon, aber ich wusste nicht, wohin. Es gab keinen Platz mehr für mich auf dieser Welt.
    Mit dem Unfall war mir der Boden unter den Füßen weggebrochen, waren alle Sicherheiten verschwunden, waren alle Lichter ausgegangen, war nichts mehr, wie es einst gewesen war. Aber ich hätte nie gedacht, dass man so fallen konnte, so tief, dass man neben sich steht und sich fallen sieht, so tief, dass einem klar wird, man kommt nie mehr zurück.
    Ich weiß nicht, wann ich mich entschloss umzukehren, ich glaube, ich überquerte gerade den Mariahilfplatz, war also bestimmt schon über eine halbe Stunde gegangen, als mir klar wurde, dass ich mit ihr sprechen musste. Dass ich die Nacht nicht überstehen würde, wenn ich es so enden lassen würde.
    Und so stand ich plötzlich wieder vor dem Block, ich sah Licht brennen in Shanes Bude, aber der Hintereingang war versperrt. Ich klingelte, klingelte bei jedem Namensschild, aber niemand öffnete. Ich rief Marion an, aber das Handy war ausgeschaltet. Ich rief Shane an, aber Shane ging nicht ran. Ich lief zum Parkplatz, das Auto der Yuppies war verschwunden. Vielleicht war Marion mit ihnen. Vielleicht war sie noch in Shanes Wohnung. Wären nach wenigen Minuten nicht zwei junge Frauen aus dem Haus gekommen, ich hätte die verdammte Tür mit bloßen Fäusten eingeschlagen. Ich rannte hoch in den letzten Stock, stürzte in Shanes Wohnung, es roch nach

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