Man Down
wie man über Harald Juhnke früher gelacht hat. Keiner wollte die Tragik dahinter sehen.
Rugby zeigte auf mich und winkte mich zu sich. Er sprang mit einem Satz von der Lambretta, hüpfte von der Bühne und rannte dabei zwei Tanzende über den Haufen. „Kai! Wo zum Teufel hast du gesteckt?“
„Wo zum Teufel steckt Marion?“
„Die hat ihre Koffer gepackt und ist zu ihrer Tante nach Kärnten.“ Rugby starrte mich an, mit Augen aus Glas. „Wo hast du deinen Laptop?“
„Steht in deinem Zimmer.“
„Oh Mann! Das Zeug kannst du doch nicht einfach so stehen lassen!“
„Heute schon.“
„Gerade heute nicht! Da sind viel zu viele Externe hier.“
„Fuck, Rugby. Mahmud hat uns gefickt.“
„Mahmud?“
„In der Tasche war kein Gras. Nicht einmal Koks für Violetta. Nichts. Nur ein Schafsfell.“
„Von was redest du da?“
„Die Laptoptasche, die ich in der Schweiz geholt habe … da war nur ein Schafsfell drin.“
„Schafsfell?“
„Und n Zettel: Für Rugby. “
„Für Rugby?“
„Da will dich jemand neu einkleiden.“
„Du verarschst mich, was?“
„Ich bin der, der verarscht worden ist“, sagte ich. „Verbrenn dein altes Schaf und zieh das neue an. Sonst gibt’s kein njaka-njaka heute Nacht.“
„Da war ein Schafsfell in der Tasche?“
„Kein Gramm Gras.“
„Ich verstehe nicht.“
„Die Tasche war leer.“
„Du willst doch nicht etwa sagen, dass du keinen Blick reingeworfen hast, als du dem Typen das Geld gegeben hast?“
Ich schüttelte den Kopf. Rugby pustete seine Bäckchen auf. „Ach du Scheiße.“
„Der hat mich verarscht, Rugby. Dieser Mahmud hat mich gelinkt.“
„Scheiße, scheiße. Klär das mit Shane. Ich zahle nicht für etwas, das ich nicht bekommen habe.“
Ich zog meinen Kapuzenpulli aus, ich zog ihn aus und wieder an, ich wusste nicht, was tun. „Ich habe die Tasche nie kontrolliert. Ich habe denen immer vertraut, Rugby.“
„Klär das mit Shane. Bitte lass mich da raus. Gib mir das Fell und klär das mit Shane.“
„Ich bin quitt jetzt. Ich fahr nicht noch mal.“
„Das ist ne Riesenscheiße, Kai! Weißt du, was das Zeug wert ist? Oh Mann, ruf Shane an, ich misch mich da nicht ein.“
„Ich fahr nie wieder, ich schwör.“
Rugby starrte mich an. „Du siehst irr aus. Du bist so blass … und … fuck, dein Auge!“
„Was ist mit meinem Auge?“
„Dein rechtes Auge!“
„Was ist mit meinem rechten Auge?“
„Knallrot. Da ist Blut in der Pupille. Scheiße, das sieht echt krank aus.“
Er lächelte, und seine Schweinsäuglein verschwanden völlig in seinem Kopf. „Brauchst du etwas Medizin?“
„ …“
„Willst du dich heute Nacht weghauen?“
„Nicht mit Drogen.“
„Ich habe Koks, Hasch, Pilze, ein paar Pillen.“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab’s Gott geschworen. Ich bin weg von dem Zeug. Heute Nacht will ich nur tanzen.“
„Ey, Kai, ich hab neue Pilze, Import aus Tadschikistan, da erlebst du nen Trip, den du nie mehr vergessen wirst.“
„Nein, Rugby, keine Pilze mehr.“
Wir standen genau unter den Verstärkerboxen, deshalb konnten wir uns halbwegs unterhalten, im Rest des Raumes war die Musik fast unerträglich laut.
„Ich will’s dir ja nicht aufschwatzen, Kai. Ist schon okay. Ich hätte es dir sowieso geschenkt.“
Ich klopfte ihm auf die Schulter. Ein Gitarrensolo erfüllte den Veranstaltungssaal im Erdgeschoß des Heims, dem Saal, in dem sonst die Senioren ihre Heimatabende veranstalteten und ihre letzten Geburtstage feierten.
Rugby entdeckte irgendeinen Spezi im Getümmel und ließ mich stehen.
Ich verließ das Heim durch ein Fenster und rief Shane an.
„Das war meine letzte Lieferung“, sagte ich.
„Ich weiß.“
„Ich bin quitt mit deinen Brüdern.“
„Ich habe Blut geschwitzt, Babyface.“
„Scheiße, Shane. Ich hab’s geschafft, Shane.“
„Ja, du hast es geschafft.“
Zwei betrunkene Studentinnen kamen an mir vorbei, sie schickten mir Handküsse, ich drehte ihnen den Rücken zu.
„Wie viel Geld schuldet David deinen Brüdern noch?“
„Ne Menge.“
„Wie viel?“
„So viel, wie du ihnen insgesamt schuldig warst.“
„Machen wir nen Deal?“
„Jederzeit.“
„Ich starte wieder bei Null.“
„ …“
„Ich möchte, dass meine Fahrten in die Schweiz David angerechnet werden.“
„ HÄ ?!“
„David ist frei.“
„Oh nein!“, sagte Shane. „Vergiss es.“
„David ist frei.“
„Das geht nicht.“
„Natürlich geht
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