Man Down

das.“
    „Ausgeschlossen.“
    „David ist seine Schulden los, und ich zahle deinen Brüdern das Geld, das er ihnen jetzt noch schuldig ist. Jeden Cent arbeite ich ab.“
    „Wer hat dir ins Hirn geschissen?“
    „David ist raus. Marion ist raus. Es ist nur mehr eine Sache zwischen mir und deinen Brüdern. Ruf sie an und sag ihnen, dass David keine Schulden mehr hat. Sag ihnen, ich starte wieder bei Null.“
    „Komm hoch“, sagte Shane und seine Stimme hatte einen eigentümlichen, fremden Klang. „Ich bin bei Violetta im vierten Stock.“
    Ich sah den Betonklotz hoch, Shane saß auf dem Fensterbrett, das Handy am Ohr, nen fetten Joint im Mund. Er rührte sich nicht. Er verzog keine Miene. So ernst hatte ich ihn selten gesehen.
    Ich war nie zuvor im vierten Stock gewesen. Hier fanden niemals Stockpartys statt. Auch, weil der Gang nur halb so groß war wie die anderen. Im hinteren Teil befand sich die Wohnung des Heimleiters. Angeblich war seine Kür zum Bürgermeisterkandidaten der CSU gescheitert, weil er das Heim nicht in den Griff bekommen und ein Lokalsender über die Heimexzesse berichtet hatte.
    Als ich an Tür 404 klopfen wollte, hörte ich auch schon das Geschrei von unten. Ich dachte erst, es wäre bloß eine Schlägerei, wie sie hin und wieder vorkam. Dann sah ich durch das Fenster die Mauer der Jugendherberge in blaues Licht gehüllt.
    Draußen war eine Bullenarmee angerückt.
    Razzia!
    Razzia im Studentenheim.

8
    Shane saß mit offenem Mund und geschlossenen Augen neben mir. Ich hielt ihm die Nase zu, er schreckte hoch. „Was?! Was?!“
    „Willst du den Start verpassen?“
    Shane glotzte mich an. Seine Pupillen waren so riesig, dass ich für einen Moment fürchtete, sie könnten mich verschlingen. „Scheiße!“
    „ …“
    „SCHEISSE!“
    „Hey! Bleib cool.“
    „Wo bin ich?“
    „Im Flieger.“
    „In was für nem Flieger?“ Shane beugte sich über mich und sah aus dem Fenster. „Aber warum?“
    „Was zum Teufel hast du dir gestern eingeschmissen? Du bist selber in die Maschine eingestiegen.“
    Shane glotzte mich an. „Bin ich?“
    „Fuck, Shane.“
    „Wo fliegen wir hin?“
    „Du hast Rugbys Pilze gefressen, du Idiot.“
    „Wohin?“
    „Innsbruck.“
    „Ich darf nicht in die Schweiz!“
    „Ich hab da was zu erledigen.“
    „Ich darf nicht in die Schweiz, Kai!“
    „Innsbruck ist nicht Schweiz.“
    „Was soll ich in Liechtenstein?“
    „Du kannst ja aussteigen.“
    Shane stand auf und ging Richtung Ausgang, als er bemerkte, dass er sich in einem Zug und nicht in einem Flugzeug befand, verlangsamte er seinen Schritt. Ich rief ihm hinterher: „Vergiss nicht, um elf bei der Polizeidirektion auf der Matte zu stehen. Die haben uns vorgeladen. Dich, mich, Rugby, Violetta …“
    „Oh Mann.“ Shane kam zurück und setzte sich wieder. „Auf Bullen hab ich heut wirklich null Bock. Mein Schädel brummt höllisch.“
    „Dann auf nach Innsbruck. Erste Klasse, so soll es sein!“
    „Fuck, ich wollte heute in den Tierpark!“
    „Tierpark?“
    „Ich muss nen Wolf zeichnen.“
    „Du kannst nicht zeichnen.“
    „Besser als deine verdammte Mutter, ich schwör.“
    Shane strich sich über den Bart. „Scheiß Bullen. Haben uns die geilste Nacht des Jahres versaut. Hoffentlich haben sie sich blutige Nasen geholt.“
    „Haben sie. Die ganze Treppe war rot. Die war rot, Shane, von oben bis unten.“
    „Ich liebe Bullenblut.“
    „Ich sah nen Typen, dem fehlte n verdammtes Ohr.“
    „Erzähl doch keinen Scheiß.“
    „Die Jungs haben sich gewehrt.“
    „Während die Mädels das Zeug das Klo runterspülten.“
    Shane band sich seine Haare mit einer Schnur zurück.
    Der Zug schloss die Türen. Ich sah zum Fenster raus. „Warum war die Tasche leer, Shane?“
    „Wo sollen wir pennen?“, sagte Shane, während er aus seiner Jacke ein Pornomagazin hervorzog.
    „Bei Angela.“
    „Ich penn nicht bei deiner Mutter!“
    „Angela ist nicht meine Mutter.“
    „Ich bin gespannt auf deinen Bruder.“
    „Mein Bruder ist tot.“
    „Scheiße, das ging aber schnell.“
    „Schon seit zehn Jahren.“
    „Jetzt weiß ich, warum er nie zurückgeschrieben hat.“
    „Die haben ihn aus dem Fluss gezogen, da hat er noch gelebt. Aber nicht mehr lange. Der ist nicht mehr aufgewacht.“
    Shane musterte mich von der Seite.
    „Jetzt mal ohne Scheiß“, sagte er. „Dein Bruder ist doch nicht wirklich tot?“
    „Mausetot.“
    „Du hast all die Zeit nem Toten Briefe geschrieben?“
    „Ich habe mir