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Man Down

Man Down

Titel: Man Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Pilz
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hier ein Wettbewerb, wer länger könnte. „Dann bleiben Sie bis zum Gerichtsverfahren in Untersuchungshaft. Das heißt, in den nächsten Monaten, vielleicht sogar Jahren, wachen Sie jeden Morgen in einer Zelle auf.“
    „Wie wär’s mit einem Deal?“, sagte ich. „Sie lassen mich heute gehen und ich komme nächste Woche zu Ihnen und gestehe alles. Alles, was Sie wollen. Aber lassen Sie mich die Schulden loswerden. Wenn diese Tasche nicht ankommt, dann verfolgen die mich bis in den Knast.“
    „Zeigen Sie erst mal, was Sie Schönes in der Tasche haben.“
    „Ich muss meine Schulden loswerden. Sie können mich nicht aufhalten.“
    „ …“
    „Nicht einmal Gott kann mich aufhalten.“
    „Sie unterschätzen Gott.“
    „Sie unterschätzen mich.“
    „Wenn Sie nicht mit uns kooperieren, kommen Sie erst mal für ein paar Tage nach Stadelheim.“
    Ich griff nach dem Eisen in meiner Jackentasche.
    „Ich geh nicht in’ Knast.“
    Ich musste es in den Mund stecken.
    „Ich geh niemals in’ Knast.“
    Und sofort abdrücken, abdrücken, ehe sie es mir entreißen konnten.
    „Ich will nur überleben, kapieren Sie das denn nicht? Ich habe Schulden. Wenn ich die nicht abbezahle, dann machen die mich fertig.“
    „Wer die ?“
    „Die kennen da nichts, die machen mich platt. So wie Max. Den Max haben die in’ Rollstuhl gebracht.“
    „Wer ist Max?“
    Warum zum Teufel zögerte ich?
    „Ich will nur wieder auf Null kommen, ich will doch die Kohle nicht für nen Ipod, nen Flachbildfernseher oder ne scheiß Karre. Ich will wieder auf Null, alles auf Null, verstehen Sie nicht? Alles auf Null! Und dann wieder arbeiten! Wieder leben! Endlich wieder leben, Herrgottnochmal! Nix Hartz IV , nix Stempeln, kein geschenktes Geld, keine Albträume! Ich will wieder arbeiten, ich will am Abend nach Hause kommen und mein Bier trinken, Fußball schauen und dann so müde ins Bett fallen, dass ich nicht einmal mehr das Gegröle der gottverdammten Nazis höre. Ich will anständige Kleidung und anständiges Essen, ich will …“
    „Jetzt beruhigen Sie sich! Mensch! Was ist mit Ihnen los?“
    Jetzt, jetzt, jetzt.
    „Ich reiß mir den Arsch auf, ich schwör! Ich tu alles dafür! Ich will wieder auf Null. Alles auf Null. Ich will doch nur mein altes Leben zurück.“
    Peng, peng, peng!
    „Sie liefern uns Ihren Kumpel Senol. Den wollen wir. Wo steckt er?“
    „Shane?“
    „Senol Aydin. Ihr türkischer Freund, den Sie im Englischen Garten getroffen haben. Er ist doch Ihr Auftraggeber, oder? Wo steckt er? Unsere Kollegen haben ihm heute Nacht schon einen Besuch abgestattet. Aber er war nicht zu Hause. Hat er eine Freundin? Wo könnte er stecken?“
    Es hatte keinen Sinn, ihnen was vorzuspielen. Die wussten, dass Shane nicht sauber war.
    „Hören Sie zu“, sagte ich und bewegte das Eisen ein wenig. „Shane dreht ein paar krumme Dinger. Shane kifft, Shane nimmt mal was mit, was ihm nicht gehört, und wenn Shane n bisschen Gras übrig hat, lässt er mich mitrauchen. Aber Drogen verticken, das tut er nicht.“
    Die beiden sahen sich an und lächelten.
    Sie beobachteten meine rechte Hand, warum glotzten die ständig auf meine Hand?
    Fuck.
    Die warteten nur auf eine falsche Bewegung. Sobald ich das Eisen rauszog, würden die sich auf mich stürzen.
    „Dann klären wir das mit ihm persönlich. Wo steckt er?“
    „Woher soll ich das wissen?“
    Niemand würde meinen Arsch jetzt noch retten können. Nicht einmal das Eisen war noch zu gebrauchen.
    Run, asshole, run.
    Ich sprang auf und riss die Tür auf, der Bulle wollte mich festhalten, aber ich war stärker, keiner konnte mich festhalten, ich war so knapp vorm Ziel, so knapp davor, frei zu sein.
    So knapp.
    Ich lief durch den Waggon, schaffte es bis in den nächsten, schaffte es auch, das Eisen in ein leeres Abteil zu schleudern, aber schließlich holte mich der Bulle ein. Er erwischte mich an meiner Jacke und riss mich um. Der Schmerz schoss wie ein Blitz durch meine Wirbelsäule und lähmte mich. Ich jaulte auf, legte meinen rechten Arm auf den Rücken, als könnte das den Schmerz lindern, ich ging auf die Knie, legte mich rücklings auf den Boden, der Bulle fixierte mich, kniete sich auf meine Brust.
    „Nicht“, stöhnte ich und japste nach Luft. „Ich … ich hatte einen Unfall … nicht! … fuck …“
    Der Typ sah nicht nur aus wie einer von Shanes Elefanten, er wog auch so viel wie ein Elefant. Ich bekam Panik, ich hatte Todesangst. Ich hatte Angst zu ersticken.
    Fuck.
    Ich

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