Man kann sich auch wortlos aneinander gewöhnen das muss gar nicht lange dauern
glaubt noch an den Weihnachtsmann, Hände hoch. Keiner meldet sich, aber alle malen weiter.
Während die Betreuerin sich einen Kaffee macht, geht Hannes mit dem Bild in sein Zimmer. Er holt seine Filzstifte und zieht mit dem Zirkel einen Kreis in die Mitte. Den füllt er mit schwarz-weiÃen Karos. Er vergisst die Nähte nicht und nicht das Ventil zum Aufpumpen. Die Einzelheiten sind wichtig. Er glättet das Blatt und legt es vorsichtig unter die Schulbücher.
Nach den Weihnachtsferien füllen sich die Zimmer mit den Geschenken. Carolins Plüschpony weidet auf ihrem Bett. Katrina verleiht ihr Inliner-Video gegen SüÃigkeiten. Hannes hockt am Schreibtisch und beugt sich über das FuÃballbuch, das er nicht gemalt hat. Zeig mal her, sagt Tony, aber Hannes legt die Arme darüber. Bernie hat viel Schokolade bekommen, die er nicht verträgt. Die Betreuerin schüttelt den Kopf und verteilt die Schokolade im Gruppenraum. Alle johlen und hauen Bernie auf die Schulter, der bei jedem Schlag den Mund aufreiÃt und röhrt.
Da bringt Hannes sein FuÃballbuch und reicht es herum. Die Mädchen stöhnen und holen Monopoly aus dem Schrank. Die Jungen blättern sich durch die Fotos und die Tabellen, letztes Jahr waren wir noch gut, rufen sie, vor allem im Mittelfeld, das Problem liegt in der Verteidigung, was, Hannes. Hannes nickt und streicht sich das Haar hinter die Ohren. Schneid dir mal die Zöpfe ab, meint Tony, sonst wird das nichts mit dem Kicken, oder siehst du hier einen mit langen Haaren, und er tippt auf die glänzenden GroÃaufnahmen.
Als Ende Januar der Friseur ins Heim kommt, trägt Hannes sich in die Liste ein. Er erzählt es niemandem, und als er am Dienstag aus dem Unterricht geholt und ins Krankenzimmer geschoben wird, wo der Friseur seine Scheren zurechtgelegt hat, denken alle, er sei krank. Hannes hat die Krätze, rufen sie, nein, FuÃpilz, nein, Rinderwahn, und sie lachen ihm hinterher. Sie lachen bei jedem, sagt der Betreuer, der Hannes schiebt, mach dir nichts draus. Weià ich, sagt Hannes und sinkt etwas in sich zusammen, als der Friseur die Schere ansetzt, na, Kamerad, wie mögen es denn die Mädels. Kurz, murmelt Hannes, ganz kurz. Der Friseur schneidet schnell und setzt dann den Rasierer an, das lohnt sich ja richtig bei dir, jetzt sieht man wenigstens, dass du ein Junge bist. Bist du doch, oder? Auf dem Boden krümmen sich Hannesâ Strähnen und sehen plötzlich aus wie Abfall. Im Spiegel sieht er ein schmales, nacktes Gesicht auf einem dünnen Hals. Der Friseur klatscht ihm auf den Nacken. Nächster bitte, ruft er dem Betreuer zu.
Muss ich gleich wieder zurück in die Klasse, fragt Hannes und spürt die Luft zwischen den Stoppeln. Der Betreuer schaut auf den rasierten Kopf und die Hände, kräftiger, als man denkt, mit denen Hannes seine Beine auf den FuÃstützen zurechtschiebt, wohin willst du denn. Ich weià nicht, sagt Hannes, raus. Sie gehen durch die Schiebetür in den feuchten Park. Der Betreuer zündet sich eine Zigarette an, nicht petzen, ja? Ja, sagt Hannes. Sie schweigen. Der Betreuer hustet und schiebt mit dem Schuh einen Stein hin und her. Wen findest du am besten, fragt Hannes, in der Nationalmannschaft, meine ich. Keine Ahnung, sagt der Betreuer, FuÃball ist nicht mein Ding. Hannes wird rot. Die Röte kriecht über die Wangenknochen, die Nasenwurzel, bis zur Stirn. Ich meine, sagt der Betreuer und wirft die Zigarette weg, das Mittelfeld ist sehr stark im Moment, oder. Das Problem liegt in der Verteidigung, sagt Hannes. Beide nicken. Als der Betreuer ihn zurück in die Eingangshalle schiebt, ist die Röte noch nicht gewichen.
Im März gibt es fünf Karten für das Länderspiel. Ein groÃzügiger Spender hat sie dem Heim geschenkt. Alle wissen es, obwohl die Betreuerin nichts verraten hat. Die Mädchen verstehen sowieso nichts davon, brüllt Tony, die brauchen sich gar nicht erst zu melden, die sollen mal schön zu Hause Monopoly spielen. Schon mal etwas von FrauenfuÃball gehört, ruft Katrina. Bernie soll hierbleiben, der kriegt das sowieso nicht mit. Nein, Artur, der hat Platzangst. Tony darf sowieso nicht, der hat zwanzig Minuspunkte.
Hannes sagt nichts. Er wartet auf die Liste mit den Namen. Als die Betreuerin am Montag früh aus ihrem Büro kommt, um sie an die Pinnwand zu hängen, sitzt er schon im Flur. Guten Morgen, Hannes, sagt sie. Da weiÃ
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