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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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ein schlechteres Timing ge- ben?
    Yale zog eine Falte seines rechten Hosenbeins ausein- ander, wo unter dem schicken Leder ein langes, schmales Schwert versteckt war. Ich nutzte den Moment, als er ab- gelenkt war, um Kummer zu ziehen. Dann holte ich tief Luft und brüllte: »Verzieht euch, Kinder! Hier ist ein Verrückter mit einem Schwert!« Mädchenhafter Schrei und das Geräusch von rennenden Füßen. Anscheinend hatten sie vor kurzem erst einen Horrorfilm gesehen und waren so schlau, nicht weiter nachzuforschen. Gut für sie.
    Yale, der schon einige Schlachten geschlagen hatte, war
nicht lange überrascht. Doch ich hatte immer noch genug Zeit, um ihm Kummers gesamte Munition in den Körper zu jagen. Kugeln und Bolzen. Das ließ ihn zurückweichen und verschaffte mir genug Platz, die einzig nützliche Klinge zu ziehen, die ich noch hatte. Die von Vayl.
    Ich drehte den blauen Edelstein am Griff und schwang die gebogene Klinge gegen den Schröpfer. Sie traf ihn an der Kehle. Verdammt, er hat nicht einmal gegrunzt! In der Hoffnung, mehr Trefferpunkte sammeln zu können, griff ich im Eiltempo wieder an und fand schnell heraus, dass ich seine Spezialdisziplin entdeckt hatte. Nur mein Alter und meine Ausbildung hielten ihn davon ab, mich auf der Stelle in Jaz-Kebab zu verwandeln.
    Offensichtlich hatte er schon Angriffe und Riposten gewechselt, lange bevor Großmamas Oma noch ein Ba- by war. Meine Technik, erlernt zu den Füßen meiner Kampfsportlehrer, reichte kaum aus, um bei seinen ge- zielten Angriffen auf den Beinen zu bleiben. Selbst wenn ich es schaffte, mit Glück hier und da ein offensives Ma- növer anzubringen, wusste ich nicht, wo ich ansetzen sollte, denn … das Medaillon blockiert immer noch meine Sicht auf den Schild. Nimm das verdammte Ding ab, Jaz!
    Gott, der konnte mit der Klinge umgehen. Wurden sei- ne Angriffe wirklich immer schneller, oder wurde ich ein- fach nur schlechter?
    Ich packte die Kette an meinem Hals und zog. »Aua!« In Filmen reißen Ketten immer ganz leicht. Diese hier konnte ein leichtes Schleudertrauma auslösen. Aber das war wunderbar, denn plötzlich verstand ich die Sache mit dem Geistigen Auge.
    Als ich einen Schlag parierte, der meinen Oberarm ge- troffen hätte, bemerkte ich die Hitze in Cirilai. Selbst während dieser wenigen Minuten hatte ich mich ohne den
Ring verstörend unvollständig gefühlt. Seine zunehmende Wärme versicherte mir, dass Vayl auf dem Weg zu mir war. Ich musste nur überleben.
    Aber vielleicht konnte ich mehr tun als das.
    Yales Schild war vor dem Hintergrund des Wassers nun deutlich zu sehen. Er umfasste jetzt nicht mehr nur eine Farbe, sondern mehrere: ein tiefes, samtiges Schwarz mit helleren Stellen in Blau und Lila, wo ich ihn getroffen und, zumindest theoretisch, seine Abwehr geschwächt hatte. Er flackerte jedoch nicht so, wie es bei den ersten beiden Schröpfern der Fall gewesen war. Nicht gerade ermutigend, wenn der einzige Weg, den ich gefunden hatte, um sie zu töten, darin bestand, eine Waffe auf diese Risse zu richten.
    Er kämpfte wie ein reiner Schwertkämpfer, und ich brauchte meine gesamte Konzentration, um ihn davon abzuhalten, mich zu schälen und zu schneiden wie einen Sack Kartoffeln. Doch ich war mir auch nicht zu fein, einen Tritt oder einen Schlag einzuwerfen, wenn ich sie anbringen konnte. Es fühlte sich an, als würde man auf einen alten Kühlschrank einprügeln, aber der Schild hellte sich an diesen Stellen ebenfalls auf.
    Ich blieb immer in Bewegung, damit er mich nicht ins Wasser treiben konnte, wo ich in der Falle sitzen würde. Doch da ich mich so auf seine schnelle, scharfe Klinge konzentrieren musste, blieb nichts mehr übrig für die Beinarbeit. Ich trat in einen der Krater, die Lungs explo- sive Stacheln hinterlassen hatten, und ging zu Boden. Mir wurde der Atem so heftig aus der Lunge gedrückt, dass ich keuchend wie ein Asthmatiker dalag.
    Yale grinste, und seine Zungenspitze löste sich schlän- gelnd von seinen Lippen, als er weit mit dem Schwert ausholte, um mich mit einem Schlag aufzuschlitzen. Ich rollte mich weg, und die Klinge traf die Stelle, an der we-
nige Sekunden zuvor noch meine Kehle gewesen war. Ge- nauso schnell wirbelte ich wieder zurück und griff zu dem Trick, den er im Sustenance benutzt hatte, um ihn am Knie zu erwischen. Da er bereits ein wenig aus dem Gleichgewicht war, fiel er sofort um.
    SIEH HIN, dröhnte Raouls Stimme in meinem Kopf und verstärkte den Teil von mir, der in das Reich des

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