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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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dass dieser Traum nicht ein Zeichen dafür war, dass ich schon über diese Linie hinaus war.

8
    D as Outfit, in das ich mich nach der Dusche schwang, hatte Evie mir gekauft: eine weiße Bauernbluse mit Spitze und Häkelarbeit am Ausschnitt und eine Jeans, die irgendjemand kräftig mit einem Hammer bearbeitet hatte, bevor sie ins Geschäft gekommen war. Ich wusste also, dass ich gut aussah. Meine Kleine hat ein Auge für so et- was. Und zwar nicht nur, weil sie meine Größe kennt. Sachen von der Familie haben so etwas an sich. Ein Bei- spiel: Wenn ich zu Hause bin, schlafe ich immer unter ei- ner Überdecke, die Großmama May für mich gemacht hat. Das ist die hässlichste Decke, die ich jemals gesehen habe. Aber ich fühle mich einfach besser, wenn ich mich unter den Stoff kuschele, den sie genäht hat, um mich warmzuhalten. Evies Outfit, Großmamas Decke - sie sind Teil des unangreifbaren Kerns in meinem Leben, der mir sagt, dass ich eine Bedeutung habe.
    Aus den gleichen Gründen war Bergman so wählerisch, wenn es darum ging, wohin seine Erfindungen gingen und wer sie abends ins Bett brachte. Und je mehr ich über den Freak erfuhr, der sein Baby gestohlen hatte, umso weniger konnte ich es Miles übelnehmen, dass er völlig durchgedreht war, als er erfahren hatte, dass sein Baby entführt worden war. Denn nachdem ich mich, während Vayl unter der Dusche war, hinter meinem Laptop ver- schanzt und die Akte gelesen hatte, die irgendein uner- schrockener Agent über diesen Chien-Lung angelegt hat-
te, kam ich zu einem eindeutigen Ergebnis: Dieser Typ war vollkommen irre.
    Ehrlich gesagt fühlte ich mich dadurch in Bezug auf meine eigenen Absonderlichkeiten etwas besser. Doch Lungs Wahnsinn hatte Methode. Drachen werden bei- spielsweise in China aufrichtig verehrt. Nach der Legende haben sie Superkräfte, inklusive Kontrolle über das Wet- ter und die Erschaffung von Leben. Und sie gelten als nette, liebenswürdige Kreaturen. Lustig. In jedem Mär- chen, das ich jemals gelesen hatte, waren die tapferen Rit- ter, die auszogen, um besagte Drachen zu töten, die Hel- den gewesen. Wahrscheinlich ist das der wahre Grund, warum Ost und West jedes Mal sauer werden, wenn sie sich begegnen.
    Vayl hatte seine Dusche beendet und kam nun in Jeans und einem jagdgrünen T-Shirt herein. »Wo sind sie alle?«, fragte er.
    »Die Jungs wollten das Zelt weiter aufbauen, und Cas- sandra hat sich entschlossen, sie dabei zu beaufsichtigen, damit Cole nicht in Versuchung gerät, Bergman mit einer Stange eins überzubraten.« Noch während meiner Erklä- rung wurde mir bewusst, dass wir jetzt ganz allein waren.
    »Ich habe ein paar Recherchen über Chien-Lung ange- stellt«, fuhr ich hastig fort und zeigte auf den Laptop, der vor mir auf dem Tisch stand. »Ich schätze mal, als es ihm nicht gelungen ist, sich wirklich in einen Drachen zu ver- wandeln, hat er sich für das Zweitbeste entschieden und sich die Rüstung geschnappt.«
    Vayl zog eine Augenbraue hoch. »Nach allem, was ich gehört habe, würde ich die Rüstung nicht als ›Zweitbes- tes‹ bezeichnen.«
    »Nein, so läuft das bei Bergman nicht.«
    Vayl ließ sich neben mir auf der Bank nieder und seufz-
te. »Wir werden nicht über diese Sache mit dem Schlaf- wandeln sprechen, oder?«
    »Da gibt es nichts zu besprechen. Ich treffe mich mor- gen mit diesem Kerl von Cassandra. Er wird mir ein Heil- mittel verpassen. Und peng , schon bin ich wieder start- klar.«
    »Ist dir eigentlich klar, dass es nur sehr wenige Dinge gibt, die sich mit einem Peng lösen lassen?«
    »Du hast nie Familie Feuerstein geschaut, oder?«
    Ein Zucken der Lippe. Bei ihm war das praktisch ein Kichern. »Auch gut. Dann lass uns über die Arbeit re- den.«
    »Okay. Wie genau wolltest du denn einen uralten Vam- pir ausschalten, der eine unüberwindliche Rüstung trägt?«
    »Der einfachste Ansatz wäre der, seinen Ruheplatz zu finden. Wenn die Sonne aufgeht, stirbt er, also wird sich die Rüstung automatisch lösen. Wir nehmen sie ihm ab und lassen ihn in Rauch aufgehen wie eine kubanische Zigarre.« Er sagte das mit einer solchen Lust, dass ich mir gut vorstellen konnte, wie er in einer Villa in der Karibik auf dem Balkon saß und sich mit Hemingway eine der handgerollten Krebskarotten teilte, während sie über das Aroma eines vaporisierten Vampirs nachdachten und da- rüber diskutierten, welche Schuhe sie bei der nächsten Fiesta in Pamplona tragen sollten.
    Ich schnaubte. »Manchmal bist du ungefähr so

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