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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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und standen vor einer sumpfigen kleinen Bucht, die uns den Weg abschnitt.
    Entschlossen sahen wir uns an. Da wir keine andere Wahl hatten, wandten wir uns nach Süden und wateten in das vom Mond beschienene Wasser des Golfs. Wir verlie- ßen uns darauf, dass das Wasser den Angriff verlangsamen würde und wir so mehr Zeit zum Nachladen und schie- ßen haben würden. Dave hob seine Armbrust. Als ich sie sah, zuckte ich zusammen. Es war Matts Lieblingswaffe gewesen, die er erst vor kurzem aufgegeben hatte. Ich zog Kummer aus dem Halfter und löste die Sicherung. Wie es der Tradition entsprach, tauchten die Menschen zuerst auf. Sie rannten auf die Lichtung zwischen Gras und Was- ser, als hätten sie eine längere Jagd erwartet.

    Ich mähte sie nieder wie die Enten in einer Schieß- bude.
    Die Vampire waren vorsichtiger, verteilten sich im Gras, beobachteten das Schlachtfeld und riefen einander An- weisungen zu. Ich drückte den magischen Knopf, und Kummer verwandelte sich von einer Pistole in eine Mi- niaturarmbrust.
    David und ich standen Schulter an Schulter, in Erwar- tung des Ansturms. Wir versuchten, unsere Gedanken zu klären, damit unser Training die Kontrolle übernehmen konnte, wenn es so weit war. Doch wir hatten nicht mit den beiden Vampiren gerechnet, die auf die Wasserlinie zukamen, Hand in Hand wie eine unheimliche Version von Hänsel und Gretel. Sie kamen mir bekannt vor, doch ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Aber ich konn- te das Blut riechen. Sie waren gerade erst verwandelt wor- den, was wohl auch der Grund war, warum man sie auf uns losgelassen hatte. Niemand kämpft härter und unfai- rer als ein frisch verwandelter Vampir.
    »Oh Gott«, stöhnte David und ließ die Armbrust sin- ken.
    »David, nicht …« Ich folgte seinem Blick zu den beiden Vampiren. Seine Frau Jesse und mein Matt standen dort und starrten uns an. Auf ihren Gesichtern lag dieser un- bewegte, jenseitige Ausdruck, der entsteht, wenn man seine Seele verliert.
    »Matt«, flüsterte ich.
    Er hörte mich. Klar, er konnte es sogar hören, wenn Eiswürfel schmolzen. »Jasmine.« Er sagte meinen Na- men, als wäre es ein Fremdwort für ihn; das brach mir das Herz.
    »Wir hätten sie nicht zurücklassen dürfen.« Davids Stimme war tränenerstickt.

    »Sie hätten mit uns kommen müssen«, sagte ich, und meine Stimme klang seltsam rau und unversöhnlich.
    »Das ist deine Schuld!« David drehte sich zu mir um. Er nahm mir Kummer aus der Hand. Und richtete sie auf meine Stirn.
    In mir zerbrach etwas. Und ich wusste, dass nichts, was er sagen oder tun würde, das jemals wieder richten konnte.
    Ein anderer Teil von mir dachte, wie erstaunlich es doch war - nach all denen, die bisher versucht hatten, mich zu töten, würde es mein eigener Zwillingsbruder sein, der es schließlich schaffte.
    »JASMINE!« Erschrocken schaute ich zurück zum Strand. Bergman, Cassandra und Cole standen eng anei- nandergerückt da, als bräuchten sie die Wärme der ande- ren, um nicht zu erfrieren. Vayl watete durch das Wasser. Das Weiße in seinen Augen bildete einen scharfen Kon- trast zum Schwarz seiner Iris. Ich hatte ihn noch nie so aufgewühlt erlebt. Er streckte eine Hand aus, die kaum wahrnehmbar zitterte, und sagte: »Bitte, Jasmine, bitte gib mir die Waffe.«
    Und da wurde mir klar, dass ich geträumt hatte. David war seit über einem Jahr nicht mehr in den Staaten gewe- sen. Matt und Jesse waren tot. Und ich drückte mir gerade meine eigene Waffe an die Schläfe.

7
    I ch ließ den Arm sinken, betätigte die Sicherung und legte Kummer in Vayls ausgestreckte Hand. Sobald ich sie losließ, zog er mich in seine Arme. Es fühlte sich mehr nach einer Zwangsjacke an als nach einer Umarmung. Beweg dich nicht, verrückter Idiot.
    »Ich wusste nicht, dass du so verzweifelt bist, Jasmine. Du hättest mit mir reden müssen. Ich hätte dir geholfen. Ich bin doch dein sverhamin .« Als würde das alles erklä- ren. Nachdem ich ein paar Minuten lang gezappelt hatte, gelang es mir, mich aus Vayls Umarmung zu lösen. Mir gefiel sein Ton nicht. Er klang zu … durchgedreht. Und Vayl drehte nie durch. Niemals.
    Also sagte ich: »Ich weiß, wie das ausgesehen hat, aber ich wollte mich nicht umbringen. Es war ein Traum.«
    »Du meinst, du bist geschlafwandelt?«
    »Sieht ganz so aus.« Bleib ruhig. Tu so, als wäre das nicht das Irrste, was du bisher getan hast. Und, bei der Liebe Gottes, stell diesen Pink-Floyd-Soundtrack ab, der in deinem kranken, verdrehten Gehirn

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