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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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vor dem Durchdrehen bist.«
    Von unserem Standort aus konnte man den Fahrstuhl nicht sehen, aber das Treppenhaus befand sich nur zwei Türen weiter auf der linken Seite. Wir waren im ersten Stock. Es würde nicht lange dauern, die Lobby zu errei- chen, und dann die schneidigen schwarzen Motorräder, die draußen auf uns warteten. Das heißt, wenn wir Glück hatten. Hatten wir aber nicht.
    Die Tür zum Treppenhaus flog auf, und mindestens ein Dutzend menschlicher Wächter strömte heraus. Dave durchsiebte die Menge mit seiner M4. Vielleicht sechs von
ihnen fielen um. Der Rest zog sich zurück und verschaff- te uns so ausreichend Platz, damit wir uns umdrehen und abhauen konnten.
    Wir rannten den Gang hinunter und wechselten alar- mierte Blicke, als ein Klingeln des Aufzuges verriet, dass er unser Stockwerk erreicht hatte. Aus der Nische, in der der Fahrstuhl untergebracht war, schlenderten Jesse und Matt hervor, unnatürlich schön, untypisch grausam. An ihren Hälsen lief das Blut herab, doch sie schienen es nicht zu bemerken, während sie auf uns zukamen.
    »Du Schlampe!«, schrie David mich an. »Du hast sie sterben lassen!«
    Die Worte zerrissen mich innerlich wie eine Granate. »Nein!«, heulte ich. »Sie hätten leben können. Sie hätten hier bei uns sein können!«
    »Und warum sollten wir das wollen?«, fragte Matt und lächelte breit. Seine frischen Fangzähne waren an den Spitzen rot vom Blut seiner Lippen.
    In mir stieg Wut auf, eine plötzliche, allumfassende Wut. Sie brannte in meinem Mund und an meinen Finger- spitzen. Ein Teil von mir fand es erstaunlich, dass meine Haare nicht Feuer fingen. »Du blödes ARSCHLOCH!«, schrie ich ihn an. »Du hast dich verwandelt, du blödes, feiges ARSCHLOCH!« Ich rannte auf ihn zu wie eine Dampfwalze voller Wut, mit nur einem Ziel: Mach diesen Scheißkerl platt, und dann verschwinde so schnell wie möglich aus Dodge City.
    Ich erwischte ihn so heftig, dass ich dachte, mein Herz würde platzen. Er kippte um und riss Jesse mit sich. Da- vid hinter mir schrie immer noch, abgehackte, wütende Worte, die ich hören, aber nicht übersetzen konnte. Ich schrie ihm über die Schulter zu: »Komm schon! Komm schon! Komm endlich! «

    Der Gang endete vor einem großen Fenster. Ich raste darauf zu wie ein Dragster, sprang mit den Füßen zuerst hindurch und schützte mein Gesicht, damit die Split- ter mich nur an Beinen, Armen und Schultern verletzen konnten. Ein geringer Preis für die Freiheit. Ich kam weich auf und rollte mich ab wie dieser arme Abfahrtsläu- fer, der bei der letzten Olympiade das Tor verpasst hatte und fast vom Berg gefallen wäre. Schnell kam ich wieder auf die Füße und schaffte es bis zum Rand des Parkplat- zes, bevor sie mich erwischten.
    Ich drehte mich um und fauchte wie ein Dachs, den man in die Ecke gedrängt hat. Es war Vayl. Er ließ mich los und hob beide Arme, als bräuchte ich eine Erinnerung daran, dass er stets unbewaffnet war.
    »Du bist zum Hotel gegangen«, sagte er, »um zu du- schen. Ich hätte dich nicht ohne Aufsicht gehen lassen dürfen. Ich hätte wissen müssen, dass du vielleicht ein- schläfst. Cirilai hat mich gewarnt, dass du in Gefahr bist.« Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er registrierte, was ich mir angetan hatte. Als er fortfuhr, konnte ich ihn kaum verstehen, und vielleicht bekam ich die Worte nur mit, weil es so schockierend war, ihn fluchen zu hören. »Verdammte Scheiße, wie konnte ich nur zulassen, dass du das tust?«
    Plötzlich tat mir alles weh. Schwäche erfasste mich wie eine Welle. »Vayl? Mir geht’s irgendwie nicht gut.« Ich sah an mir herunter. Blut und Glas bedeckten mich zu ziemlich gleichen Teilen. Aus meinem rechten Ober- schenkel ragte eine besonders große Scherbe des Fensters hervor. »Das muss bestimmt genäht werden«, murmelte ich. Dann verlor ich das Bewusstsein.

20
    D ie nächsten zwei Stunden trieben dahin wie ein lang- sames Boot in Zombieland. Die meiste Zeit starrte ich nur vor mich hin. Ich versicherte einem besorgten und ziemlich humorlosen Dr. Darryl, dass ich keine Selbst- mordtendenzen hatte und er mich in dieser Woche nicht wieder zu Gesicht bekommen würde. Außerdem erklärte ich mich dazu bereit, einen Spezialisten für Schlafstörun- gen aufzusuchen und war nicht einmal überrascht, dass es so etwas gab. Doch als Vayl und ich die Notaufnahme verließen, warf ich das Kärtchen mit dem Termin in den Mülleimer.
    »Warum hast du das getan?«, wollte er wissen.
    »Der Termin

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