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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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ist in drei Wochen. Keine Chance, dass ich diese Alpträume so lange überlebe.«
    Wir nahmen ein Taxi zurück zum Hotel. Ich wartete draußen, während Vayl mit der Rezeptionistin sprach. Es ging alles sehr höflich vonstatten. Zum Schluss schüttel- ten sie sich sogar die Hände, obwohl ich mir ein wenig Geschrei gewünscht hätte. Wenn sie wütend darüber ge- wesen wäre, dass ich ihr Fenster kaputt gemacht hatte, wäre ich mir nicht so irre vorgekommen.
    Nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich den Fuß- marsch zurück zum Wohnmobil schaffen würde, wünsch- te ich mir, ich hätte zugelassen, dass Vayl mich trug. Das hätte vielleicht sein Schuldgefühl ein wenig gedämpft, mit dem man im Moment die Vatikanstadt eine Woche lang
mit Energie hätte versorgen können. Für mich ergab das keinen Sinn. Ich meine, er war ja nicht einmal dabei gewe- sen. Doch er hatte das Gefühl, dass er hätte dabei sein müssen. Es war diese sverhamin -Sache. Das wusste ich, ohne nachfragen zu müssen. Und Schuldgefühle, na ja, die spielen nie fair.
    »Hast du Hunger?«, fragte er. »Wir könnten uns Sand- wiches holen.«
    »Nein, mir geht’s gut.«
    »Ist dir kalt?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Müde?«
    »Ein bisschen.«
    »Du solltest schlafen«, sagte er und klopfte mit seinem Stock auf den Boden. »Egal.« Er ließ den Blick über mei- ne verbundenen Arme wandern. Dann über mein Bein.
    »Es tut nicht weh«, erklärte ich ihm.
    »Aber das wird es.« Oh ja, bald würde die Wirkung der Medikamente nachlassen, und dann wäre mein Körper nur noch ein einziges, riesiges Aua .
    Was soll ich sagen? »Ich vergebe dir.« Das klingt arrogant. »Das hätte jedem passieren können.« Offensichtlich. »Das ist mein Problem.« Nicht, solange ich nicht für immer allein sein will. Doch es musste Worte geben, die den eisigen Ausdruck in Vayls Gesicht auftauen konnten, hin- ter dem sich das überwältigende Ich-habe-als-dein-Beschützer-versagt- Gefühl verbarg.
    »Du bist mir eindeutig etwas schuldig«, sagte ich schließ- lich.
    »Was?«
    Ich berührte ihn am Arm, damit er stehen blieb und ich ihn lange und offen ansehen konnte. »Ich will nur ei- ne Entschädigung.« Ich grinste. »Und wenn es von mir
kommt, weißt du, dass diese Entschädigung gemein aus- fallen wird.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte, gleichzeitig grim- mig und erleichtert. »Daran zweifle ich nicht. Also, gibt es schon erste Forderungen?«
    »Ja, da wäre tatsächlich was. Könntest du mich in einem Punkt aufklären?«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Wie viele Goldminen hast du genau beim Pokern ge- wonnen?«
    Leichtes Anheben der Augenbraue. »Hast du wieder mit den anderen im Büro getratscht?«
    »Antworten Sie einfach auf die Frage, mein Herr.«
    »Eine. Die beiden anderen habe ich ungefähr zehn Jahre später gekauft.«
    »Oh.« Darüber musste ich erst einmal eine Minute nachdenken. »Du bist mit Sicherheit der Einzige, den ich kenne, der drei Goldminen besitzt.«
    »Würdest du sie gerne irgendwann einmal mit mir be- suchen?«
    Ich glaube, meine Zehen haben sich gerade aufgerollt - was diese Frage alles an Möglichkeiten beinhaltet … »Ja, ich denke schon.«
    Seine Augen leuchteten. »Hast du gerade zugestimmt, mit mir zusammen Urlaub zu machen?«
    Verdammt! Warum rede ich ständig, bevor sich mein Hirn eingeschaltet hat? »Tja, ähm, technisch gesehen habe ich das, glaube ich. Aber erst zu einem Zeitpunkt, der wesentlich später festgelegt wird. Und wenn du mich so weit gebracht hast, dass ich endlich mein Reisebüro anru- fe, werden wir es wahrscheinlich mit Arbeit verbinden müssen, damit ich nicht völlig durchdrehe, so wie jetzt etwa, also lass uns das Thema wechseln, okay?«

    Als er nickte, hatte sein Grübchen einen kleinen Auf- tritt. Doch er sagte nur: »Was willst du denn mit dem Rest der Nacht anstellen?«
    »Arbeiten.«
    »Bist du sicher?«
    Willst du mich verarschen? Ich habe gerade jedes verstörende Gefühl, das ich für dich hege, aufgewühlt und vor dir ausgepackt, nachdem ich durch ein Fenster im ersten Stock gesprungen bin! Wenn ich jetzt nicht arbeite, werde ich irre! »Oh ja.«
     
    Bergman empfing uns an der Tür zum Wohnmobil. Er fragte nicht, wie es mir ging. Das war nicht seine Art, trotzdem nervte es mich irgendwie. Ich hätte mich nach ihm erkundigt. »Würdet ihr bitte reinkommen? Ich muss euch etwas zeigen!« Als wir ihm nach drinnen folgten, sagte er: »Das alles habe ich vorhin aufgezeichnet.«
    »Jasmine!« Cassandra sprang

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