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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Lauterbach
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einen Wagen steigt, als wenn es nur ein schöner tut.
    PROMINENZ ALS RELIGIONSERSATZ
    Schade, dass Adam und Eva keine Chinesen waren. Die hätten den Apfel hängen lassen und die Schlange gegessen.
    Einfach mal so.
    Wenn man sich überlegt, wo das eigentlich herkommt und wer die ersten Promis waren, dann landet man von der Antike bis zur Frühen Neuzeit klassischerweise eher bei politischen, militärischen und kirchlichen Führern. Sie gelangten in der Regel über ihre Ämter zu öffentlicher Anerkennung. Dass Künstler prominent werden konnten, ist ein relativ junges Phänomen der Menschheitsgeschichte, das es erst seit ein paar Jahrhunderten gibt. Früher fand man den Künstler selbst überhaupt nicht verehrungswürdig. Schließlich sollte sein Werk Gott oder dem Herrscher huldigen, anstatt ihm Konkurrenz zu machen. Das änderte sich nur langsam, als die Macht der Kirche und der absoluten Herrscher schwand.
    Die Bekanntheit war in der Folge dann eng verbunden mit dem Werk, das diese Künstler geschaffen hatten, ganz gleich, ob es sich nun um ein Gemälde, eine Symphonie, um Dichtkunst oder ein Bauwerk handelte.
    Auch zu Beginn der Filmgeschichte waren zum Beispiel Schauspieler alles andere als Stars. Für sie interessierte sich anfangs eigentlich keiner so besonders. Die ersten Filme faszinierten die Zuschauer vor allem, weil die neue Technik interessante Reize für die Augen bot. Auf die Idee, die Schauspieler selbst für bewundernswerte Persönlichkeiten zu halten, musste man erst mal kommen – schließlich spielten diese Menschen ja nur eine Rolle, was sollte daran interessant sein?
    Die Namen von Schauspielern aus früheren Zeiten sagen ja auch niemanden mehr was. Schiller und Shakespeare kennt jeder, ihre Figuren auch, Hamlet, die Räuber – aber ich wüsste nicht einen Namen von Menschen zu nennen, die einst in ihren Stücken auftraten, so bekannt sie auch zu ihrer Zeit gewesen sein mögen.
    Dass Schauspieler den Dichtern oder zeitgenössischen Stückeschreibern heute sogar den Rang abgelaufen haben, ist ein neues Phänomen unserer Zeit. Ein Tom Cruise verdient mit einem Film mit Sicherheit zig mal so viel wie der beteiligte Drehbuchautor. Man könnte sich jetzt streiten, wessen Leistung höher zu bewerteten wäre – die heutige Gesellschaft hat sich entschieden. Für den Darsteller. Seine Person erscheint schlicht interessanter. Er ist sichtbar, vielleicht ist es das, was zählt. Ich habe auch noch nie in der Klatschspalte eine Meldung über einen Drehbuchautor gelesen.
    Dass sich das so gewandelt hat, hat sicherlich mit den Medien zu tun. Denn nicht zufällig erlebte zur gleichen Zeit wie der Film auch der Journalismus mit seinem wachsenden Interesse an sogenannten Personality-Themen eine große Glanzzeit. Es begann das Zeitalter der Zeitungs-Storys mit dem sogenannten »human touch«. Ein Filmschauspieler wurde erst wirklich zur startauglichen Person, wenn er nicht nur wahrgenommen wurde als jemand, der seine Rollen perfekt spielte. Er musste auch selbst als herausragend interessanter Mensch in Erscheinung treten. James Dean, Marilyn Monroe, Marlon Brando – die Aura des Unsterblichen verschafften ihnen erst die Medien. Und dazu gehörte eben auch, dass der Star ein irgendwie aufregendes Privatleben führte. Bestenfalls war es selbst voller dramatischer Wendungen, sodass jeder dachte, »da müsste man doch mal einen Film draus machen.« Es förderte die Karriere des Stars jedenfalls, wenn er sich auch insgesamt als Person zu inszenieren verstand.
    Daher habe ich zu den Boulevardmedien ein durchaus zweischneidiges Verhältnis. Sie gehören nämlich zum Geschäftsmodell »Star sein« zwangsläufig dazu, ob man mag oder nicht. Wenn eine Person nur oft genug in der Zeitung aufgetaucht ist, wird sie in den Gehirnen der Leser über kurz oder lang als wichtig abgespeichert werden. Wenn die Bild -Zeitung sich dafür interessiert, welche Farbe der Schlüpfer hatte, den meine Frau zur Hochzeit angezogen hat, dann mag mich das nerven, anekeln oder sogar wütend machen – dass es mir schadet, ist damit noch lange nicht gesagt. Das ist ein Mechanismus, den niemand leugnen kann, der einmal etwas gründlicher hinter die Fassaden der Unterhaltungsbranche geschaut hat.
    Ich will damit nicht sagen, dass man es so machen muss wie ich. Klar kann man auch einfach »nur Künstler« sein und sich abschotten, mit niemandem sprechen, mit Journalisten schon gar nicht. Man kann aber eben auch einen offensiven und meiner Meinung

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