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Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition)

Titel: Man muss das Kind im Dorf lassen: Meine furchtbar schöne Jugend auf dem Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Gruber
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hinterher immer ein Schnapserl ausgaben. Sie gaben anständig Trinkgeld, machten kein »Gschiss« ums Essen, hatten ihre Kinder im Griff, keine Allergiker oder Vegetarier am Tisch, alles in allem also: Traumgäste, wie sich Wirt und Bedienung sie nur wünschen konnten.
    Es gab auch ein sehr altes Ehepaar, das sehr oft an den Sonntagen kam und immer am selben Tisch saß. Manchmal war auch die Enkelin mit dabei. Zur Vorspeise teilten sie sich immer eine Suppe, bestellten dann jeder eine Seniorenportion Schweinsbraten, und während sie auf ihre Desserts warteten – die alte Dame trank immer einen Espresso mit etwas Milch, und ihr Mann bestellte sich stets eine Kugel Vanilleeis –, hielten sie immer Händchen, obwohl sie schon so lange Jahrzehnte verheiratet sein mussten. Die beiden gingen so rührend liebevoll miteinander um, dass ich sie richtig beneidete um das, was sie sich über all die Jahre bewahrt hatten. Umso mehr habe ich mich gefreut, als sie mir nach Jahren gestanden, dass sie nur meinetwegen jeden Sonntag kämen, weil ich immer so nett zu ihnen sei. Da war ich so gerührt, dass ich mich schnell zur Kaffeemaschine verdrückte, damit das laute Prusten des Milchschäumers mein Geschniefe übertönte.
    Bei solchen Gästen war es mir auch egal, wie viel Trinkgeld sie mir gaben, weil sie mich so behandelten wie ich sie: mit Anstand und Respekt.
    Diese Gäste ließen einen vergessen, dass jeder, der in der Gastronomie arbeitet, es ab und an mit menschlichen Totalausfällen zu tun hat. Hier die Top five meiner Vollknaller-Gästeliste:
    ♦ Ein weiblicher Gast, Typ gschaftige Business-Lady, die, als sie merkte, dass man bei uns nicht mit Kreditkarte zahlen konnte, vollkommen austickte und anfing, mich wüst zu beschimpfen, und mir – obwohl ich sie den ganzen Abend freundlich und zuvorkommend bedient hatte – keinen Cent Trinkgeld gab. (Okay, die Rache folgte auf dem Fuß: Zehn Minuten, nachdem sie bockig das Lokal verlassen hatte, kam sie noch einmal zurück und fragte, ob ich ihren Haustürschlüssel irgendwo auf dem Tisch gefunden hätte. Als ich dies verneinte, zog sie sich wütend den Rock hoch, kroch auf allen vieren unter den Tisch, um dort nachzuschauen. Als sie mit hochrotem Kopf – ohne Schlüssel – wieder auftauchte, meinte ich nur breit grinsend: »Schaun’s, kleine Sünden bestraft der Herr sofort!«)
    ♦ Ein Businessmensch, Typ Computerfuzzi im mittleren Management, der mit fünf Kollegen eine Zeche von genau 189,20 Mark hatte, wollte mit einem 1000-Mark-Schein bezahlen. Leider konnten weder Heinz, der Wirt, noch meine Wenigkeit den Schein kleinmachen, worauf er eine Schimpftirade über die bayerische Provinz im Allgemeinen und über unsere »Bauernwirtschaft« im Besonderen losließ und mir als Zeichen seiner Anerkennung – ohne mich dabei auch nur eines Blickes zu würdigen – achtzig Pfennig (!) Trinkgeld zuwarf. Die musste ich ihm dann leider mit den Worten »Tut mir leid, aber ich nehme nur Trinkgeld und keine Almosen!« wieder zurückgeben.
    ♦ Ein ziemlich betrunkener Typ, der mit einer Gruppe sehr netter Stammgäste im »Bierdeife« saß und den ganzen Abend lang versuchte, plump mit mir zu flirten. Ich gab ihm freundlich, aber relativ deutlich zu verstehen, dass ich an einem näheren Kontakt kein Interesse hätte. Als er jedoch immer aufdringlicher wurde und seine Freunde ihn schließlich aufforderten, er solle mich doch gefälligst in Ruhe lassen, meinte er nur: »Die soll sich ned so anstellen. A Bedienung is’ doch eh bloß a bessere Nuttn!« Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, war der Börnie schon hinter seiner Theke hervorgesprungen, um ihm deutlich zu verstehen zu geben, dass man so mit keiner Frau zu reden hätte.
    ♦ Eine junge Mutter, die ihr ungefähr einjähriges Kind bei einer Abendeinladung mit Freunden ihres Mannes im Alten Wirt dabei hatte. Das arme Baby war so übermüdet, dass es im Hochstuhl nur noch vor sich hinquengelte und auch nur ein paar Löffel von den Spätzle mit Soße essen wollte. Die Mutter wollte das Kind jedoch weiter zum Essen zwingen, worauf das Kind einen Strahl aus Apfelschorle und Spätzle auf Hochstuhl, Tisch und Boden erbrach. Daraufhin blieb die Mutter in aller Seelenruhe sitzen und sah sich das Dilemma an, während ich mit Putzeimer und Lappen anrückte, um das Malheur zu beseitigen, weil ich den anderen Gästen den ziemlich unangenehmen Hautgout nicht zumuten wollte. Als der Tisch bezahlt hatte, kam der Ehemann der jungen Mutter zu

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