Man nehme: dich und mich
Mir ist eine reine Geschäftsbeziehung lieber, aber du wolltest nett sein, und ich habe dir dafür fast den Kopf abgerissen.”
“Schon gut.” Es klang gelangweilt.
“Das war wirklich nicht richtig von mir.”
“Vergiss es einfach. Ich hab’s auch vergessen.”
Er ließ sich wieder ins Wasser gleiten, stieß sich vom Steg ab und drehte sich auf den Rücken.
Warum versetzte ihr seine Gleichgültigkeit einen Stich?
“Tja, also. Na dann.” Sie löste ihren Haargummi und spielte damit.
“Gibt’s sonst noch was?”
“Äh, nein.”
“Dann solltest du besser wieder ins Haus gehen. Ich komme jetzt gleich aus dem Wasser, und ich glaube nicht, dass du dann dort sitzen willst.”
Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie er aus dem See stieg und das Wasser in kleinen glitzernden Bächen über seinen Körper rann. Er würde zu ihr kommen und sie umarmen, sie würde sich auf den Steg zurücksinken lassen, während er sie leidenschaftlich küsste und …
“Gute Nacht, Frankie”, sagte er nachdrücklich.
Sie nickte, stand auf und ging ins Haus zurück. Auf einmal fühlte sich die Nacht nicht mehr so warm an, und sie rieb sich fröstelnd die Arme.
Als Nate am nächsten Morgen um fünf in die Küche hinunterkam, wollte er eigentlich Rinderfond machen. Er brauchte Ablenkung, und die gab es in letzter Zeit nur noch beim Kochen. Verdammt, er bekam diese Frau einfach nicht aus dem Kopf. Er wusste nicht mehr, ob er sie anschreien oder anbetteln sollte. Vielleicht musste er dankbar sein, dass sie nichts von ihm wissen wollte.
Aber ihr kleiner Besuch am Bootssteg letzte Nacht hatte ihm den Rest gegeben. Das Wasser auf seiner Haut hatte sich angefühlt wie ihre Hände, nach denen er sich so sehnte – und sie hatte unerreichbar direkt vor seiner Nase gesessen.
Leider gab es kein Entkommen. Schließlich sah er sie jeden Tag. Auch wenn er so tat, als bemerke er sie gar nicht, hatte er sie doch immer im Blick. Was vor allem in der Küche richtig gefährlich war. Wenn sich nicht bald etwas tat, würde er sich noch beim Gemüseputzen verstümmeln.
Nun ja, wenigstens war es kein Dauerzustand. Irgendwie musste er es einfach bis zum Labor Day schaffen.
Als er in die Kühlkammer trat, um Suppengemüse zu holen, entdeckte er in einer Ecke eine Tomate, die schon ziemlich vergammelt aussah. Er hob sie auf und warf sie angeekelt in den Abfall. So was durfte einfach nicht vorkommen, und erst recht nicht in seiner Küche. Er hätte die Kühlkammer und die Küche eigentlich erstmal gründlich putzen müssen, bevor er seinen Dienst hier antrat, aber er war mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
Nach einer halben Stunde hatte er die Kühlkammer komplett ausgeräumt, dafür sah die Küche aus wie ein Wochenmarkt. Er hatte einzelne Gemüse wie Gurken und Zucchini in leere Töpfe gepackt, Blumenkohl und Brokkoli auf die Stühle gelegt und Mais und Tomaten auf dem Tisch ausgebreitet. Die Plastikkisten und Stahlwannen, in denen das Gemüse gelagert wurde, spülte er mit der Geschirrdusche ab, die an die Spülmaschine angeschlossen war. Die Kühlkammer selbst und alle Regale desinfizierte er mit einer Mischung aus Chlorbleiche und Zitronensaft.
Danach nahm er sich den Küchenboden vor. Er rutschte gerade auf Händen und Knien vor dem Herd herum, um die Sockelleiste abzuwischen, als er Joys Stimme hörte: “Liebe Güte, was ist denn hier los?”
Ich brauche nur ein wenig Ablenkung von deiner Schwester, dachte er grimmig, richtete sich dann auf und zeigte Joy den fast schwarzen Putzlappen. “Es ist ein Wunder, dass das Gesundheitsamt den Laden noch nicht geschlossen hat. Hier ist ein Großputz fällig.”
Joy lehnte sich gegen die Arbeitsfläche. “Kann ich helfen?”
“Du könntest hier ein wenig Platz schaffen für die neue Lieferung”, erwiderte Nate mit einer Kopfbewegung zum Fenster. “Stu ist hier – und viel zu früh.”
Gemeinsam brachten sie auch die neue Lieferung noch in der Küche unter, dann holte Joy einen Scheck aus dem Büro, während Nate die Waren für die nächste Lieferung bestellte. Stu war gerade wieder weg, als sie über sich eilige Schritte hörten.
“Das muss Frankie sein”, bemerkte Joy mit einem Blick zur Decke. “Bestimmt ist sie in Panik geraten, weil sie Stu verpasst hat.”
Nate wollte gerade etwas erwidern, als ein Mann im Bademantel durch die Tür zum Speisesaal stürmte. “In unserem Zimmer steht eine alte Frau! Und sie bedroht meine Freundin!”
“Oh, nein, Grand-Em!” Joy
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