Management - von den Besten lernen
gemacht hat, welche Kraft in der Konzentration steckt – dies gilt sowohl für Menschen als auch für Organisationen –, wird von diesem Prinzip nie wieder abrücken wollen. Welch ein Kampf die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle für Michelangelo gewesen sein musste, wie viel Leid es ihm bedeutete, lässt sich nur erahnen. Schon im Herbst 1533 hatte Papst Clemens VII. den Auftrag an Michelangelo erteilt, die beiden Schmalseiten der Sixtina zu bemalen, jede 17 Meter hoch und 13 Meter breit. Als PapstClemens VII. im Jahr darauf starb, erneuerte sein Nachfolger Papst Paul III. den Auftrag und zwang Michelangelo somit dazu, seine geliebte bildhauerische Arbeit am Juliusgrab erneut aufzugeben, die er erst kurz zuvor wieder aufgenommen hatte. Es kommt zu dem berühmten, von Giorgio Vasari überlieferten Wutausbruch Papst Pauls III.: „ Seit 30 Jahren habe ich diesen Wunsch [dass du für mich arbeitest], und jetzt, da ich Papst bin, soll ich ihn mir nicht erfüllen? Ich werde den Vertrag [für das Juliusgrab] zerreißen! Ich habe beschlossen, dass du mir auf jeden Fall dienen wirst. “ 80
Die Bemalung der 225 Quadratmeter großen Wandfläche bewältigte Michelangelo diesmal ganz allein. Er unternahm nicht einmal den Versuch, wie zuvor bei der Decke im gleichen Raum, sich von anderen Malern unterstützen zu lassen, nur sein treuer Diener Urbino half ihm als Farbreiber. Michelangelo wusste, dass er die Vollkommenheit des Jüngsten Gerichts , die er vor seinem inneren Auge sah, nur selbst verwirklichen konnte.
„ Sono scultore “ – „Ich bin Bildhauer“ , soll er in den Steinbrüchen gerufen haben, wenn der Papst ihn wieder einmal dazu zwang, weiterzumalen. Im Jüngsten Gericht malte er sich schließlich auch selbst: in elendem Zustand. Nicht etwa als einer der Erlösten oder Verdammten, sondern als leere Hülle. In den Falten der abgezogenen Haut des heiligen Bartholomäus erkennt man des Künstlers eigene, schmerzverzerrte Züge.
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Aufgaben und Denkanstöße:
Erstens: Konzentration auf eine Sache. Zweitens: das Wichtigste immer zuerst. Drittens: Große Blöcke zusammenhängender Zeiteinheiten für ungestörtes Arbeiten nutzen. Viertens: Stärken in der verfügbaren Zeit zum Einsatz bringen.
Welches sind jene ein bis zwei Schlüsselaufgaben, mit denen Sie den größten Beitrag zu den Ergebnissen Ihrer Organisation leisten können?
Was können Sie in Ihrer Organisation tun, damit eine Diskussion in Gang kommt, die konkret zu stärkerer Konzentration führt? An welchen Ergebnissen werden Sie Ihren Erfolg messen?
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S ir Simon Rattle (*1955) ist weltweit einer der gefeiertsten und gefragtesten Dirigenten. Er erhielt zahlreiche internationale Ehrungen (einen Adelstitel, mehrere Ehrendoktorwürden, drei Grammys) sowohl für seine Musik als auch für sein pädagogisches und soziales Engagement. Im Jahr 2007 wurden er und die Berliner Philharmoniker in New York zu Internationalen UNICEF-Botschaftern ernannt. Seine bislang längste Schaffensphase verbrachte er von 1980 bis 1998 beim City of Birmingham Symphony Orchestra , wo er 1990 zum Chefdirigenten ernannt wurde. Simon Rattle macht nicht nur durch herausragende Aufführungen und Einspielungen auf sich aufmerksam, bemerkenswert ist auch sein immens breit gefächertes Repertoire, das von der Alten Musik bis zur Moderne reicht. Dabei nahm er immer wieder ausgesprochen große und ehrgeizige Projekte an, beispielsweise eine Fernsehserie über die Orchestermusik des 20. Jahrhunderts, für die er 1997 den Preis der BAFTA ( British Academy of Film and Television Arts ) für die beste Kunstsendung/Kunstserie erhielt. Dazu gehört aber auch die sukzessive Aufführung des kompletten „Ring“-Zyklus von Richard Wagner, die ihren Anfang im Sommer 2006 bei den Festspielen in Aix-en-Provence nahm und die 2010 in Salzburg abgeschlossen wurde. Musikliebhabern in aller Welt und ihm ist zu wünschen, dass ihm noch viele wunderbare Einspielungen gelingen mögen, sodass er vielleicht die 32 Grammys von Sir Georg Solti noch übertrifft.
Solch meisterhafte Dirigenten schaffen es, ein vollkommenes Ganzes entstehen zu lassen. Sie erschaffen etwas, bei dem das Ganze viel mehr ist als die Summe seiner Teile. Durch ihre innere Vorstellung, ihre unermüdlichen Anstrengungen und ihre Führung entsteht zusammen mit dem Orchester jene wunderbare Vollkommenheit, derentwegen die Menschen in aller Welt in die Konzertsäle strömen. Genau wie ein Dirigent muss auch ein Manager etwas
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