Managementwissen (TaschenGuide)
Die Unterschiede zwischen Zulieferern, Belegschaft und Kunden schwinden. Die Aufgabe von Führungskräften besteht im Managen von Geschäftsprozessen.
Szenariomanagement
Strategische Planung ist in einem turbulenten Umfeld nur schwer möglich. Entwicklungen lassen sich kaum zuverlässig prognostizieren. Auf gesicherte Annahmen lässt sich kaum noch bauen.
Die Plausibilitätsfalle
Um strategische Entscheidungen zu treffen, müssen wir Annahmen über die Zukunft machen. Üblicherweise rechnen wirmit dem, was uns am wahrscheinlichsten vorkommt. Wir verlängern die Gegenwart in die Zukunft. In der kurzfristigen Planung fahren wir auch gar nicht schlecht damit. Nur bei langfristigen Prognosen liegen wir fast immer daneben. Denn es geschehen Dinge, mit denen niemand rechnet. So prognostiezierte Thomas J. Watson, damals Vorstandsvorsitzender von IBM, im Jahr 1943: „Ich glaube, auf dem Weltmarkt besteht Bedarf für fünf Computer, nicht mehr“.
Daher hat das Szenariomanagement an Bedeutung gewonnen. Denn im Gegensatz zu traditionellen Prognoseverfahren (Expertenbefragung, Zeitreihen) geht es davon aus, dass die Zukunft nur beschränkt vorhersehbar ist.
Die Zukunft ist unsicher
Szenariomanagement versucht nicht die Zukunft festzuschreiben. Es werden keine definitiven Aussagen darüber getroffen, mit welcher Entwicklung zu rechnen ist. Vielmehr hilft das Szenariomanagement, mehrere alternative Zukunftsbilder zu entwickeln und über geeignete Maßnahmen nachzudenken. Das hat folgende Vorteile:
Es können Entwicklungen berücksichtigt werden, die möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich sind, beispielsweise Störfälle, plötzliche Verknappung von Ressourcen.
Unvorhersehbare Ereignisse treffen das Unternehmen nicht unvorbereitet.
Szenarien sind anschaulich und konkret. Sie lassen uns Zusammenhänge besser verstehen.
Szenarien erfassen ein ganzes Bündel von Merkmalen. Dadurch können Wechselwirkungen erkannt und berücksichtigt werden.
Komplette Szenarien lassen sich leichter vermitteln als isolierte Annahmen, die zusammengenommen häufig nicht konsistent sind.
Die fünf Phasen des Szenariomanagements
Es gibt kein verbindliches Modell für den Ablauf. Wir folgen dem Schema von Gausemeier, Finke und Schlake (siehe „Literatur“).
Phase 1: Szenariovorbereitung
Zu Anfang muss der Untersuchungsgegenstand genau abgegrenzt werden. Geht es um einen Geschäftsbereich, das gesamte Unternehmen, eine bestimmte Technologie? Zugleich legen Sie den zeitlichen Horizont fest: Fünf Jahre, zehn Jahre, 20 Jahre? Schließlich sollten Sie Ihren Untersuchungsgegenstand näher analysieren: Wie ist die aktuelle Situation?
Phase 2: Szenariofeldanalyse
Ausgehend von Ihrer Analyse versuchen Sie nun relevante Umweltsegmente und Einflussbereiche zu identifizieren. Aus den Bereichen leiten Sie nun konkrete Einflussfaktoren ab. Was wirkt auf Ihr Untersuchungsobjekt ein? Was könnte es künftig beeinflussen? Die Entwicklung der Kaufkraft, die Kriminalitätsrate, die Zunahme von Einpersonenhaushalten, die Akzeptanz für Inhalte aus dem Internet zu bezahlen?
Aus einem ganzen Bündel heterogener Einflussfaktoren müssen Sie nun die Schlüsselfaktoren herausfiltern. Das kann ein außerordentlich aufwendiger Prozess sein, bei dem computergestützte Einflussanalysen und Effektmatrizes zum Einsatz gelangen können.
Phase 3: Szenarioprognostik
Jetzt müssen Sie für Ihre Schlüsselfaktoren unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten erarbeiten und in Zukunftsprojektionen beschreiben, zum Beispiel die Entwicklung des Energiesektors: Welche Folgen hätte eine radikale Liberalisierung oder eine strikte Ökologisierung?
Wenn Sie die Entwicklungsmöglichkeiten festlegen, können Sie unter zwei unterschiedlichen Strategien wählen:
Extremprojektion: Die Entwicklung wird überbetont und dramatisiert. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist eher gering, der Fokus weit gefasst, doch werden Sie auf mögliche Gefahren aufmerksam – empfehlenswert vor allem für Szenarien zur Orientierung.
Trendprojektion: Sie konzentrieren sich auf Entwicklungen, die Sie für wahrscheinlich erachten. Dadurch verengen Sie den Fokus und gelangen zu eindeutigeren Aussagen – daher geeignet für Szenarien zur Entscheidung.
Phase 4: Szenariobildung
Erst jetzt gelangen Sie zum eigentlichen Szenario. Dazu bewerten Sie die Verträglichkeiten der alternativen Entwicklungsmöglichkeiten. Aus der widerspruchsfreien Kombination arbeiten Sie einige wenige Szenarien als komplexe
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