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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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so perfekt zurechtgemacht? Gehst du nicht laufen?«
    Ich lehne mich gegen die Granitplatte des Küchentresens, verschränke die Arme und schaue sie an. »Ich treffe mich mit Richie. Ich muss den Wagen reparieren lassen.«
    Schweigen. Mit verkniffener Miene starrt Josie das an, was noch von ihrem Milchbrötchen übrig ist, bevor sie den Teller von sich schiebt. Sie trommelt mit ihren künstlichen Fingernägeln auf dem Tisch herum.
    »Inwiefern kann Richie dir mit dem Auto helfen?«
    »Ich habe gestern Abend mit ihm gesprochen. Er kennt einen Mechaniker, der Karosseriearbeiten ausführt.«
    »Liz. Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist, wenn du Richie da mit reinziehst? Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Ich bin vorsichtig.«
    Sie studiert ihre manikürten Nägel, als würde sie den Lack nach Macken absuchen. »Ich weiß nicht recht. Wenn du die Sache vermasselst …«
    »Ich werde sie nicht vermasseln! Niemand wird je wissen, wo wir hingefahren sind. Ich meine, abgesehen von dir. Ich habe den Wagen zurück, bevor Nicole und Dad auch nur mitbekommen, dass er überhaupt weg war.«
    Sie hebt eine gezupfte Augenbraue. »Tatsächlich? Bist du sicher, dass du ihn in zwei Tagen wiederhast?«
    In zwei Tagen kommen meine Eltern wieder heim. Sie müssen verreist sein.
    »Ja«, sage ich. »Ich habe ihn vorher wieder.«
    »Und was ist mit deinem Wagen passiert, Liz?«
    Ich klimpere mit meinen Wimpern. »Du weißt doch, was passiert ist. Als wir letzte Woche beim Einkaufen waren, habe ich eine Parkuhr angerummst. Richie hat den Schaden in der Schule schon gesehen. Es ist bloß eine kleine Beule.«
    »Aber Dad würde dich umbringen, wenn er wüsste, dass du den Mustang beschädigt hast.«
    Ich nicke langsam. »Das stimmt. Er wäre fuchsteufelswild.«
    »Deshalb musst du ihn unverzüglich reparieren lassen, ohne dass jemand es mitbekommt.«
    »Ja.«
    Sie wirft einen Blick auf die Küchenuhr. »Wann erwartet er dich?«
    »Die Werkstatt öffnet um neun. Der Kerl ist einer seiner Kunden.«
    »Ein Kunde. Du meinst, wie …«
    »Ein Kunde, ja.« Ich weiß, dass ich damit meine, dass Richie den Kerl mit Drogen versorgt. Vielleicht mit Gras. Vermutlich habe ich mich nicht speziell danach erkundigt, da ich es gar nicht wissen will. Alles, was ich weiß, ist, dass dieser Bursche uns einen Gefallen tut: Er repariert rasch den Wagen, lässt sich statt mit Geld mit Naturalien bezahlen und behält das Ganze für sich.
    Richie muss die Zwickmühle verstehen, in der ich mich befinde. Der Mustang war das Geschenk zu meinem 17. Geburtstag. Damals hatte ich zwar noch nicht einmal einen Führerschein, sondern nur meine Zulassungsbescheinigung, doch mein Vater sorgte dafür, dass der Wagen an meinem Geburtstagsmorgen in der Auffahrt wartete, eine riesige rote Schleife um die Kühlerhaube gebunden. Im Grunde gehört er mir erst seit ein paar Wochen. Technisch gesehen ist mir nach der Rechtslage in Connecticut nach wie vor nicht erlaubt, andere Leute mitfahren zu lassen, auch wenn meine Freunde und ich das ständig machen. Mein Dad vertraut mir; er geht davon aus, dass ich vernünftig bin. Er würde durchdrehen, wenn er wüsste, dass ich den Wagen bereits beschädigt habe.
    »Warte mal einen Moment«, sagt Josie und erhebt sich. Sie geht zu dem Geschirrschrank in der hinteren Ecke der Küche, lugt einige Sekunden lang hinein und holt dann einen riesigen Blaubeermuffin in Plastikfolie daraus hervor. »Hier«, sagt sie und hält ihn mir hin.
    Ich mache ein angewidertes Gesicht. »Igitt. Glaubst du allen Ernstes, dass ich das esse?«
    Muffins , denke ich, während ich uns beide beobachte, sind berüchtigt für ihren hohen Fett- und Kaloriengehalt. Es ist klüger, darauf zu verzichten.
    Josie verdreht die Augen und drückt mir den Muffin in die Hand. »Natürlich nicht« sagt sie. »Der ist für Richie .«
    »Oh.« Ich schaue den Muffin an. »Okay. Danke.«
    Auf dem Weg zur Tür hinaus werfe ich einen Blick über die Schulter und sehe, dass Josie immer noch in der Küche ist. Sie lümmelt sich wieder auf ihrem Stuhl und isst mit einem Löffel Erdnussbutter direkt aus dem Glas.
    »Jungs mögen keine Mädchen mit fetten Ärschen!«, rufe ich. Ich entsinne mich, dass ich das ständig zu ihr gesagt habe.
    »Geh zum Teufel, Püppchen!«, ruft sie zurück.
     
    Ich muss gewusst haben, dass Richies Eltern nicht daheim sind, obwohl Wochenende ist, da ich mir nicht die Mühe mache, an der Haustür zu klopfen. Richie liegt noch im Bett. Ich nehme mir eine Minute

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