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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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das klar. Doch damals war ich so abgelenkt – und weswegen? Wegen meines Wagens? Meine Voreingenommenheit damals kommt mir jetzt so schmerzlich absurd vor.
    »Was ist los?«, frage ich ihn und durchforste meine Handtasche, um ein kleines Fläschchen Handdesinfektionsmittel zutage zu fördern. »Du bist so still.«
    »Liz.« Er schaut nach vorn, auf den Parkplatz von Fender Benders , wo Vince ohne Eile um meinen Wagen herumschlendert und den doch recht bescheidenen Schaden ausgiebig in Augenschein nimmt. »Du hättest nicht so unhöflich sein müssen. Du hast dich aufgeführt wie eine zimperliche Zicke.«
    »Nenn mich nicht Zicke. Du hast mir nicht gesagt, dass wir zum größten Arschloch des Universums fahren.« Ich biete ihm etwas Handdesinfektionsmittel an. Als er ablehnt, ergreife ich seine Hand und drücke etwas von dem transparenten Glibber auf seine Handfläche. »Jetzt reib dir die Hände damit ein«, weise ich ihn an. »Richie, ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich mit diesem Kerl Geschäfte machst. Er ist Abschaum.«
    »Warum sagst du deinem Dad dann nicht einfach, was mit dem Wagen ist? Was macht es schon, wenn er deswegen wütend wird? Was könnte denn schlimmstenfalls passieren? Dass du ein paar Wochen Stubenarrest bekommst? Abgesehen davon hast du bloß eine Parkuhr gerammt. Das ist keine große Sache.«
    Ich bemerke, dass meine Hände ein bisschen zittern. »Ich will mich nicht mit meinem Vater auseinandersetzen müssen. Du weißt, dass er viel Geld für den Wagen bezahlt hat. Er hätte darauf bestanden, dass wir Klage einreichen. Auf diese Weise gibt es weniger Schwierigkeiten, vertrau mir.«
    Richie zuckt die Schultern. »Was immer du sagst. Ich meine ja bloß, dass du zu dem Kerl wenigstens höflich hättest sein können. Er tut dir einen großen Gefallen, und du hast ihn behandelt wie Dreck.«
    »Ich habe ihn wie Dreck behandelt, weil er dreckig ist !«
    »Er ist ein menschliches Wesen , Liz.«
    Ich verschränke die Arme. »Bring mich nach Hause.«
     
    Wir fahren schweigend nach Noank zurück. Doch sobald wir unsere Straße erreichen, biegt Richie mit dem Wagen in seine Auffahrt ein, schaltet den Motor aus und streckt die Hand aus, um meine Wange zu berühren.
    »Du hattest recht«, sagt er. »Wir sind tatsächlich ein seltsames Paar.«
    Ich runzle die Stirn, doch auf meinem Gesicht, in meinen Augen zeigt sich die Andeutung eines Lächelns. »Und was willst du dagegen unternehmen? Mit mir Schluss machen? Damit ich mit einem Polospieler ausgehe und du etwas Neues anfangen kannst mit … Ich weiß nicht. Mit wem würdest du etwas anfangen wollen?«
    Er lächelt. »Mit niemandem. Wenn ich dich nicht haben kann, will ich keine andere.«
    Ich nehme seine Hand in die meine. »Wirklich?«
    »Wirklich.« Und er küsst mich auf die Stirn. »Schon vergessen? Wir passen zusammen.«
    »Das stimmt.« Ich lehne meine Wange gegen die seine. »Wir passen zusammen«, flüstere ich, meine Lippen dicht an seinem Ohr.
    Einige Minuten lang sitzen wir schweigend da und genießen das Gefühl der gegenseitigen Nähe, bevor ich zurückweiche und ihn frage: »Bist du sicher? Obwohl ich alles andere als pflegeleicht bin? Obwohl ich eine zimperliche Zicke bin?«
    Er antwortet nicht darauf. Stattdessen sagt er: »Wie hast du es eigentlich geschafft, eine Parkuhr zu erwischen? Normalerweise bist du doch eine recht gute Fahrerin.«
    »Ich habe nicht aufgepasst. Ich habe mich mit Josie unterhalten. « Mit Daumen und Zeigefinger fische ich den Kaugummi aus dem Mund und betrachte ihn. »Es war, als käme das Ding aus dem Nichts.«
     
    In Erinnerungen einzutauchen und sie wieder zu verlassen ist stets ein wenig ermüdend, doch als ich diesmal ruckartig wieder in die Gegenwart zurückkehre, bin ich noch erschöpfter als gewöhnlich. Rasch bringe ich Alex auf den neuesten Stand.
    »Ich hätte dich einfach mitnehmen sollen«, sage ich. »Das wäre leichter, als dir jetzt alles erklären zu müssen.«
    Er zuckt die Schultern. »Schon in Ordnung. Es sind deine Erinnerungen.«
    »Nächstes Mal nehme ich dich mit«, sage ich. Ich kann nicht anders, ich bin aufgeregt wegen dem, was ich gerade gesehen habe. Mehr und mehr Teile des Puzzles beginnen sich zusammenzufügen, und die neuen Informationen, an die ich mich entsinne, wirken zunehmend bedeutungsvoller. Endlich weiß ich, wie ich Vince getroffen habe. Jetzt muss ich bloß noch dahinterkommen, wie es dazu kam, dass ich in seinem Bett gelandet bin und von ihm erpresst

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