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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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»Ruf Hilfe! Sonst stirbt er!«
    Ich starre ihn an. Es ist über alle Maßen seltsam, jemanden sterben zu sehen. Unsere Blicke treffen einander, und in diesem Moment weiß ich, dass er mich sieht, dass er mich erkennt.
    »Wir kennen ihn«, sage ich, außerstande, meinen Blick von ihm abzuwenden. »Josie, ich kenne ihn. Wir gehen mit ihm zur Schule.«
    »Wie heißt er?«, flüstert sie.
    Selbst als Geist ist meine Frustration überwältigend. »Tut etwas!«, schreie ich mich selbst an, und Josie. »Er wird sterben! Helft ihm!«
    Aber wir tun nichts.
    »Ich weiß nicht, wie er heißt«, erkläre ich meiner Stiefschwester.
    Er nimmt noch einen Atemzug. Es ist sein letzter. Und dann … nichts mehr. Er rührt sich nicht mehr. Regentropfen rollen seine Wangen hinab, herabfallend wie unzählige stumme Tränen.
    »Jesus Christus, wir stecken in Schwierigkeiten«, sage ich. Ich weiche einen großen Schritt zurück und stürze beinahe hin.
    »Nein. Tun wir nicht.« Josie sieht mich an. Sie streckt die Hand aus, schaltet die Taschenlampe aus, und schlagartig sind wir von Dunkelheit umgeben. »Lass uns zum Wagen zurückgehen«, sagt sie. »Lass uns nach Hause fahren.«
    Ich starre sie an. »Was meinst du damit?«
    »Liz.« Sie spricht betont ruhig und beständig. »Du hast gerade erst deinen Führerschein bekommen. Du darfst überhaupt noch keine Beifahrer mitnehmen. Wir sind beide betrunken. Falls irgendjemand herausfindet, was hier passiert ist, würde das unser Leben ruinieren. Begreifst du das?«
    Ich schüttle den Kopf. »Josie, wir können nicht einfach nach Hause fahren. Wir können ihn hier nicht allein zurücklassen. Abgesehen davon war es ein Unfall. Er kam aus dem Nichts. Die Leute werden verstehen …«
    »Nein, werden sie nicht.« Sie greift nach meiner Hand. »Ich meine es ernst, Liz. Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen verschwinden, sofort , bevor hier irgendjemand vorbeikommt. «
    Mein totes Herz bricht beim Anblick von Alex, der dort im Dreck liegt. Wie konnten wir ihn nur einfach dort liegenlassen? Mir wird klar, dass diese Tat mich von innen heraus zerstören wird. In den folgenden Monaten wird mich das, was gerade geschehen ist, im wahrsten Sinne des Wortes auffressen.
    Josie zerrt an meiner Hand. »Lass uns gehen. Lass uns nach Hause fahren.«
    Und das machen wir. Wir steuern meinen Wagen in die Garage und parken ihn so dicht an der Wand, dass mein Dad die kleine Beule vermutlich nicht bemerken wird. Ich werde mir später Gedanken darüber machen, wie ich den Schaden reparieren lassen kann. Fürs Erste, da sind wir uns beide einig, ist das Wichtigste, dass wir uns ganz normal verhalten.
    In dieser Nacht finde ich verständlicherweise keinen Schlaf; ich sitze auf meinem Bett und studiere mein Jahrbuch, auf der Suche nach dem Gesicht, zu dem mir der Name nicht einfiel. Nachdem ich mir Seite um Seite angesehen habe, finde ich ihn schließlich; er schaut mit einem schüchternen Lächeln zu mir auf, ein ruhiger, wenig beliebter Junge, von dem ich, als er noch am Leben war, kaum wusste, dass er überhaupt existiert: Alexander Berg.
    »Alex Berg«, flüstere ich in meinem leeren Zimmer.
     
    Wir sind zusammen an derselben Stelle, an der sich unsere Blicke vor etwas über einem Jahr trafen, als Alex seinen letzten Atemzug tat. Natürlich ist er nicht mehr länger blutverschmiert; seine Knochen sind nicht gebrochen. Er ist nicht mehr durchnässt vom Regen. Er ist jetzt ganz ruhig und lächelt mich beinahe an, als deutlich wird, woran ich mich soeben erinnert habe.
    »Ich habe dich umgebracht«, sage ich zu ihm.
    Er nickt. »Ich weiß.«
    »Wusstest du das schon vorher? Wusstest du das die ganze Zeit über, die wir zusammen waren?«
    Er zögert nur für eine Sekunde. »Ja.«
    »Warum hast du es mir nicht erzählt? Als wir zusammen bei dir zu Hause waren, habe ich dich gefragt: ›Was habe ich dir jemals getan?‹ Da hättest du es mir sagen können. Du hättest es mir tausendmal sagen können.«
    Er sitzt im Schneidersitz auf dem Boden. »So funktioniert das aber nicht. Wenn du es die ganze Zeit über gewusst hättest, hättest du dich mir gegenüber anders verhalten.«
    »Und?«
    »Und ich denke, dass das Ganze ein Prozess ist. Ich denke, dass die Sache auf eine ganz bestimmte Art und Weise ablaufen sollte. So, wie du dich an Dinge erinnerst, Stück für Stück … Du warst noch nicht bereit, dich dem zu stellen, was du getan hast, nicht sofort. Zuerst musstest du gewisse Dinge verstehen. Und dabei habe ich dir

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