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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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einlässt, wäre das so, als würdest du ihn betrügen. «
    Bei dem Wort »betrügen« zucke ich zusammen. »Das hier ist etwas vollkommen anderes. Ich habe keine andere Wahl. Josie … Du warst auch mit im Wagen.« Ich schließe einen Moment lang die Augen. »Das finde ich nicht fair.«
    Sie nimmt einen tiefen Atemzug und nickt. »Ich schätze, das ist es wirklich nicht. Aber, Liz, du bist gefahren.«
    Mir bleibt der Mund offen stehen. »Das ist nicht fair, Josie. Du warst diejenige, die keine Hilfe rufen wollte.«
    Josie schüttelt den Kopf. »Das hätte auch nichts geändert. Er wäre trotzdem gestorben.«
    »Vielleicht.« Ich halte inne. »Doch ich kann trotzdem nicht aufhören, daran zu denken. Ich würde alles tun, um es ungeschehen zu machen.«
    »Aber du kannst es nicht ungeschehen machen. Es ist passiert, und jetzt musst du diese Sache durchziehen, da wir andernfalls beide tief in der Scheiße sitzen. Geh … Geh morgen einfach da rüber, und gib ihm das Geld, und dann ist es vorbei. Dann können wir das alles hinter uns lassen.«
    Ich starre sie an. »Was ist mit Alex? Was ist mit seiner Familie? Die werden es nicht so einfach hinter sich lassen. Josie, wir haben ihr Leben zerstört. Wir haben ihn umgebracht.«
    Sie beißt sich auf die Lippen und schweigt eine ganze Weile. Schließlich sagt sie: »Liz, wir haben ihn nicht umgebracht. Das warst du. Alles, was ich getan habe, war, zu dir in den Wagen zu steigen.«
    »Es tut mir so leid«, sage ich und beginne wieder zu weinen. »Es tut mir leid, dass ich dich mit in diesen Schlamassel hineingezogen habe. Es tut mir leid wegen Alex … Vielleicht sollte ich einfach zu den Cops gehen, weißt du? Vielleicht sollte ich mich stellen. Ich weiß nicht, ob ich dazu imstande bin, Josie. Ich glaube nicht, dass ich tun kann, was Vince will. Ich weiß nicht, was er erwartet, aber was immer es ist …«
    »Nein! Du musst tun, was er verlangt. Liz, bring es einfach hinter dich.« Sie streckt den Arm nach mir aus und streichelt mit ihrer kleinen Hand meine blonden Locken. Einer ihrer Fingernägel verfängt sich in meinem Haar, und ich zucke zusammen, als sie ihn freizerrt. »Du musst es tun, Liz. Du darfst niemandem sagen, was passiert ist. Niemandem. Nicht der Polizei, nicht Richie, niemandem. Verstanden?«
    Ich nicke.
    »Wir würden in Riesenschwierigkeiten geraten. Das würde auch unser Leben ruinieren, und was hätte das für einen Sinn?« Josie ist beinahe atemlos. »Ich passe auf dich auf«, sagt sie. »Du bist meine beste Freundin.« Sie lächelt schwach. »Wir sind Schwestern. Ich verspreche dir, dass dir nichts Böses geschehen wird. Das lasse ich nicht zu. Bald wird alles vorbei sein.«

24
    Die Neuigkeit von Vinces Verhaftung wegen Erpressung, räuberischer Erpressung und der sexuellen Ausbeutung einer Minderjährigen verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Sie bringen es in den Morgennachrichten. Ich sehe es in Richies Elternhaus, wo er und seine Eltern fassungslos zuschauen; alle drei starren stumm und verblüfft den Fernseher an.
    »Oh, wie schrecklich für die Familie dieses armen Jungen«, sagt Mrs. Wilson. Sie spricht von Alex.
    Mr. Wilson streift seinen Mantel über. In den Nachrichten werden keine Einzelheiten über die Nacht genannt, in der Alex umkam – wie beispielsweise der Umstand, dass ich nicht allein war. Und zumindest dem Nachrichtensprecher zufolge gilt mein Tod nach wie vor als Unfall. Es war das entsetzliche Ende einer grässlichen Tragödie, die sich über ein ganzes Jahr erstreckte.
    »Ich habe geglaubt, dass Liz Probleme mit dem Essen hat«, sagt Mrs. Wilson. »Ich schätze, ich dachte, angesichts des Schicksals ihrer Mutter …«
    »Es ergab einfach Sinn.« Mr. Wilson ist bereit, das Haus zu verlassen. »Sie wurde immer dünner.« Er zupft am Ellbogen seiner Frau. »Jetzt wissen wir Bescheid, nicht wahr? Siehst du, was es aus einem machen kann, wenn man Schuld auf sein Gewissen lädt?«, sagt er zu Richie. Richie nickt nicht. Er rührt sich nicht, sondern starrt einfach auf den Fernseher. Ich schaue ihn an und weiß, dass sich in seinem Kopf gerade alle Puzzleteile zusammenfügen. Genauso, wie sie sich die ganze Nacht lang bei mir zusammengefügt haben, seit ich mit angesehen habe, wie Joe Wright Vince Aiello festgenommen hat.
    »Dein Vater und ich fahren in die Stadt. Bloß für den Morgen«, sagt Mrs. Wilson. Sie mustert ihren Sohn. »Richard? Geht es dir gut?«
    Er nickt langsam.
    »Sag etwas«, fordert sie.
    Er räuspert sich. »Ich bin

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