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Manche Maedchen muessen sterben

Manche Maedchen muessen sterben

Titel: Manche Maedchen muessen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Warman
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davon?«
    »Fünfhundert Dollar«, sage ich. »Das ist alles. Sonst nichts.«
    Vince hebt eine einzelne Augenbraue. »Ich glaube nicht, dass du hier noch länger die Regeln bestimmst, Elizabeth. Fünfhundert Mäuse. Du und dein knackiger, kleiner Körper in meiner Wohnung, allein. Morgen. Andernfalls gehe ich zu den Bullen und zeige ihnen dieses Bild. Und das möchtest du doch nicht, oder?«
    Ich schüttle den Kopf. Ich weine.
    Vince reicht mir meine Autoschlüssel. »Ich wohne in Covington Arms. Apartment Nummer neun. Wir sehen uns morgen, du heißes Biest.«
     
    Auf dem Highway zurück nach Noank fahre ich zweimal rechts ran, steuere unter dem Gehupe und wenig liebevollen Gesten der anderen Autofahrer auf den Seitenstreifen und bleibe stehen. Ich weine so ungehemmt, zittere so heftig, dass ich noch ein drittes Mal halten muss, um mich zu sammeln, bevor ich meine Straße erreiche. Was habe ich schon für eine Wahl? Ich kann nur tun, was Vince fordert – was ich, wie ich heute weiß, schließlich auch getan habe –, oder ich muss gestehen, dass ich für Alex’ Tod verantwortlich bin. Ich weiß, dass ich das Geld ohne große Mühe besorgen kann, aber der Gedanke an das, was dieser Kerl körperlich von mir verlangen könnte, versetzt mich in Schrecken. Jedenfalls weiß ich, dass ich auf keinen Fall Sex mit ihm haben werde. Ich bin noch Jungfrau, um Gottes willen! Ich spare mich für Richie auf. Ich werde nicht mit Vince Aiello schlafen. Ich habe nicht mit Vince Aiello geschlafen.
    Ich schaffe es, mich so weit zu fangen, dass ich Richie, der an seinem Fenster steht und raucht, als ich in meine Auffahrt einbiege, zuwinken und mich zu einem schwachen Lächeln zwingen kann.
    »Du hast es geschafft«, ruft er. »Du lebst noch.« Er grinst. »Ich nehme an, dann war kein Selbstmordattentäter in dem Bus?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Willst du rüberkommen? Ich habe meine erste Fassung fast fertig. Ich möchte gern, dass du es liest.« Er schnippt seinen Zigarettenstummel auf den Rasen. »Möglicherweise lernst du dabei ja sogar etwas über Macbeth . Das ist eine wirklich großartige Geschichte. Ich denke, du würdest sie mögen.«
    Ich beschatte meine Augen mit einer Hand und blicke zu ihm hinüber. »Eigentlich wollte ich laufen gehen«, rufe ich.
    »Schon wieder?« Er runzelt die Stirn. »Warst du nicht heute Morgen schon?«
    »Es ist Cross-Country-Saison.« Ich zucke die Schultern. Das ist eine ziemlich dürftige Erklärung.
    »Oh. Also, kommst du dann nachher rüber?« Er betrachtet den Mustang. »Der Wagen sieht übrigens klasse aus.«
    »Ja, das tut er. Und klar, ich komme später vorbei. Heute Abend. Okay?«
    »In Ordnung.« Er steht auf und schickt sich an, das Fenster zu schließen. Wie als Nachsatz sagt er: »Hey, tut mir leid, dass ich nicht mit dir mitgekommen bin. Aber es ist alles gut gegangen, oder? Vince beißt ja nicht.«
    Ich schließe die Augen und sehe aus, als wolle ich wieder anfangen zu weinen. »Du hattest recht«, sage ich. »Alles ist bestens gelaufen.«
    »Gut. Ich liebe dich, Liz.
    »Ich liebe dich auch.«
     
    Im Haus liegt Josie dösend auf dem Sofa im Wohnzimmer. Auf dem Beistelltisch steht eine offene Dose Diätlimonade, zusammen mit einer halbleeren Schüssel Popcorn. Sie sieht sich irgendeine dämliche Reality-Show im Fernsehen an, während sie gleichzeitig versucht, Macbeth zu lesen. Mir fällt auf, dass sie noch nicht einmal über die ersten paar Seiten hinausgekommen ist. Als ich sie jetzt anschaue, überrascht mich das nicht. Richie ist der Einzige, den ich kenne, der Shakespeare liebt. Ich entsinne mich, dass ich bei Shakespeare immer eingeschlafen bin, als ich noch am Leben war. Offensichtlich hat diese Art von Literatur auf Josie dieselbe Wirkung.
    »Hey.« Ich schüttle sie wach – fest. »Wir müssen reden. Jetzt.«
    »Was ist?« Sie setzt sich benommen auf. »Hast du den Wagen wieder? Ist er repariert?«
    »Komm mit hoch in mein Zimmer.«
    »Mom und Dad sind noch nicht wieder zurück. Wir können uns hier unterhalten.«
    »Nein«, sage ich nachdrücklich. »In mein Zimmer. Sofort.« Sobald ich ihr alles zu Ende erzählt habe, sitzt sie mit großen Augen im Schneidersitz auf meinem Bett. »Lieber Himmel«, murmelt sie. »Was hast du jetzt vor, Liz?«
    »Ich weiß es nicht. Was bleibt mir für eine Wahl? Ich werde ihn bezahlen.«
    »Und wirst du tun, was er sonst noch verlangt?«
    Ich sage nichts dazu.
    »Was ist mit Richie?«, forscht sie. »Wenn du dich mit Vince auf irgendwas

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